Übersetzte Fassung des Artikels „The Very Last Harvest of the Year in Franconia“ von Ingo Deckler, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe Dezember 2015
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Es ist 7:00 Uhr an einem Morgen im Dezember, kurz vor Tagesanbruch, im Pfaffenberg, einem Weinberg im Norden von Würzburg. Während die Stadt langsam erwacht, dämpft eine frische Schicht Schnee die gewohnten Geräusche. Die Reben sind mit kleinen Kristallen überzuckert und es ist kalt, sehr kalt. Die Temperatur fiel in dieser Nacht auf unter -10 ° C. Es ist eine romantische Szenerie, aber die unerschütterliche Gruppe, die sich an diesem Morgen hier versammelt hat, interessiert sich weder für den fantastischen Blick auf die Stadt, noch für die wunderschöne Winterlandschaft.
Eiswein Lese am Würzburger Pfaffenberg – Bild: Weingut Reiss
Lassen Sie uns für eine Minute den Standort wechseln, zu einem anderen Weinberg, am anderen Ende der Stadt. Die Wetterbedingungen sind nahezu identisch, dort über dem kleinen Ort Randersacker im Süden von Würzburg. Der Main fließt gemächlich wie ein großes dunkles Band durch das Tal in Richtung der Stadt. Eine andere tapfere Gruppe versammelt sich in der Dunkelheit. Sie sind mit warmen Mützen geschützt und mit Eimer und Schere bewaffnet. Die Trupps in beiden Weinbergen haben die gleiche Mission: die letzte Ernte des Jahres einzufahren. Sie können mir glauben, es ist ein schwieriges Unterfangen, diese exklusive Spezialität, den Eiswein, zu produzieren.
Ernte in Randersacker – Bild: Weingut Schenk
ALLES ODER NICHTS!
Die Herstellung von Eiswein ist heutzutage ein wahres Glücksspiel, denn wegen der allgemeinen Klimaerwärmung werden die notwendigen Bedingungen immer seltener. Die Trauben können nur geerntet werden, wenn die Temperaturen unter -7 ° C sinken. Wegen des hohen Risikos entschließen sich jedes Jahr nur eine handvoll fränkischer Winzer dieses Wagnis einzugehen. Die beiden, die wir hier begleiten, sind Christian Reiss, Chef des Weingut Reiss in Würzburg und Thomas Schenk, Juniorchef beim Weingut Schenk in Randersacker.
Gefrorene Trauben für den Eiswein – Bild: Weingut Schenk
Die unangenehmen Arbeitsbedingungen in der kalten Dunkelheit der steilen Weinberge, ist nur eine der Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt. Denn natürlich wird ausschließlich von Hand gelesen. Die zweite Herausforderung ist es, die Lese und den Transport der Trauben in die Kelterhalle so schnell wie möglich abzuwickeln. Die Trauben werden gefroren geerntet und müssen die Weinpresse sehen, bevor sie auftauen. Auf diese Weise kann das gefrorene Wasser abgetrennt und nur die Essenz der Trauben extrahiert werden, um so einen sehr süßen Most zu gewinnen, der dann behutsam in die exklusive, süße Delikatesse namens Eiswein verwandelt wird.
Im Gegensatz zu anderen Süßweinen, wie der französische Sauternes oder die deutsche Trockenbeerenauslese, deren Süße durch die Edelfäule (Botrytis) gefördert wird, müssen die Trauben für den Eiswein absolut gesund sein. Botrytis ist eine Pilzinfektion, die vorwiegend unter feuchten und nebligen Bedingungen in der Nähe eines Flusses gedeiht. Für Eiswein ist es also notwendig, einen Weinberg auszuwählen, der vom üblichen Morgennebel der Main-Region geschützt ist.
Was diese Spezialität aber auch so wertvoll macht ist nicht nur das Risiko des Totalverlusts, wenn die benötigten Bedingungen nicht erreicht werden, sondern auch der kleine Ertrag bei der Ernte. Während der durchschnittliche Ertrag für eine übliche Ernte bei ungefähr 7.500 Litern oder 10.000 Flaschen pro Hektar liegt, erbringt die Eiswein-Ernte nur rund ein Fünftel dieses Volumens. Um das ein bisschen auszugleichen, wird er in der Regel in kleineren Flaschen zu 0,375 Liter gefüllt. Nein, das ist nur ein Scherz. Der Grund für die kleinere Flasche ist, dass man ihn in der Regel in kleineren Mengen genießt als gewöhnlichen Wein.
Sie sehen also, der Winzer braucht gehörigen Mut, einige seiner besten und gesündesten Trauben einem Glücksspiel zu widmen, ohne zu wissen, ob es sich auszahlen wird. Aber wenn er dieses Spiel gewinnt, dann kann er einen um ein Vielfaches höheren Preis dafür einfahren als für alle seine anderen Weine. Und das ist kein Scherz.
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WIE, WO, WAS?
Weinberge bei Würzburg – Bild: Weingut Reiss
Wir sprechen hier über Franken, eine der dreizehn deutschen Weinbauregionen, und wenn wir über Franken sprechen, dann sprechen wir über Silvaner, die Leitrebsorte der Region. Fränkische Weine sind in der Regel knochentrocken, aber die seltenen Exemplare des Eisweins sind selbstverständlich sehr süß. Wir sprechen hier über Restzucker-Werte im Bereich von 250 g/L und darüber, aber was den Eiswein aus Franken auszeichnet, ist die charakteristische Säure. Diese hilft, die hohe Süße zu puffern, was einen Wein ergibt, der nicht zu opulent erscheint, sondern seinen Reichtum mit Finesse ausbalanciert.
Im Glas erscheint Eiswein in der Regel golden in der Farbe, mit einer fast öligen Viskosität. Seine Aromen erinnern an Quitte, Honig, Pfirsich, Zitrusfrüchte und viele andere. Mit seiner Süße und dem eleganten Körper ist er der perfekte Begleiter für süße Desserts. Man könnte denken, dass dies die Süße noch verstärkt, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Reichhaltigkeit des Desserts wird durch die Süße des Weins abgepuffert und umgekehrt. Ebenso ist ein Blauschimmelkäse ein guter Partner zu Eiswein.
Ein weiterer Vorteil der hohen Süße des Eisweins ist, dass man ihn beinahe für ewig lagern kann. Der Zucker konserviert ihn und mit zunehmender Reife entwickelt er neue, interessante Aromen. Sie können also in Erwägung ziehen, eine Flasche Eiswein für Ihre Kinder oder Enkel beiseite zu legen.
ALSO: WER SIND NUN DIESE MUTIGEN WINZER?
Lesemannschaft Weingut Reiss
Der Pfaffenberg ist eine der Top-Lagen des Weingut Reiss. Das familiengeführte Weingut liegt in Würzburg, im Herzen der deutschen Weinbauregion Franken. Die Familie Reiss kultiviert etwa seit 1800 Reben in und um Würzburg. Der Schwerpunkt liegt auf den typisch fränkischen Sorten Silvaner und Müller-Thurgau außerdem werden Riesling und Burgundersorten angebaut.
Der Eiswein vom Weingut Schenk stammt von einem kleinen Weinberg, der ‚Tiefe Klinge‘ genannt wird und Teil der Großlage ‚Ewig Leben‘ ist. Sind das nicht reizende Namen? Das Weingut Schenk ist ein Familienbetrieb und befindet sich in Randersacker, einem Premium-Weinort am Main, nur wenige Kilometer von Würzburg entfernt. Otto Schenk und sein Sohn Thomas sind in neunter und zehnter Generation Winzer. Die wichtigsten Sorten sind natürlich zum Einen die Flaggschiff Sorte Frankens, der Silvaner, sowie Riesling, Müller-Thurgau und die deutsche Antwort auf den Sauvignon Blanc, die Scheurebe. Mit Spätburgunder (Pinot Noir) und der fränkischen Domina, kommen auch einige große Rotweine aus diesem Keller.
Übersetzte Fassung des Artikels „Home of Dirkules, Silvaner and the Bocksbeutel“ von Ingo Deckler, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe Juli 2015
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In Übersee ist Würzburg vor allem für seinen berühmtesten Sportler bekannt. Es ist die Heimatstadt vom German Wunderkind der NBA, Dirk Nowitzki. Neben diesem Ausnahmeathleten sind Würzburgs meist beachtete „Produkte“ aber der Wein und seine Sehenswürdigkeiten. Die Stadt bietet eine verführerische Mischung aus Tradition und entspannter Lebensart. Auf der einen Seite ist sie Bischofssitz und in mancher Hinsicht sehr konservativ, aber die Universität und verschiedene andere Bildungseinrichtungen sorgen dafür, dass Würzburg eine sehr vitale Stadt ist, voll von jungen Menschen und einer Menge Energie. Wer einmal Würzburg besucht hat, wird für immer ein Fan dieser großartigen Stadt sein. Versprochen!
Blick auf Würzburgs Innenstadt mit den unzähligen Kirchtürmen
Würzburg, Franken und der Wein
Würzburg ist die Hauptstadt des bayerischen Bezirks Unterfranken. Wenn man sich die Form Deutschlands als einen menschlichen Torso vorstellt, dann ist Würzburg der Nabel. Würzburg liegt im Zentrum des fränkischen Weinlands, das sich von hier aus in Richtung Osten und Westen ausbreitet. Der Main durchquert die Region und verleiht ihr den inoffiziellen Namen „Mainfranken“, was fast gleichbedeutend mit der Weinregion Franken ist.
Im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Weinregionen, wo Riesling den Markt dominiert, ist in Franken der Silvaner die wichtigste Rebsorte. Der Silvaner spiegelt perfekt das Terroir Frankens wider. Die Böden aus dem Trias – Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper – erzeugen elegante Weine mit feiner Mineralität. Die Weine aus dem Silvaner sind eher „zurückhaltend“ in der Intensität der Aromen, haben aber einen dichten, seidigen und komplexen Körper. Dies deckt sich mit dem Temperament des typisch fränkischen Einheimischen. Ihnen wird oft nachgesagt, dass sie zunächst eher zurückhaltend sind, aber wenn man mit ihnen warm wird, sind es wirklich sehr nette Leute.
Bocksbeutel im Keller des Juliusspitals
Neben Silvaner werden in Franken rund sechzig verschiedene Rebsorten angebaut. Ein typisches Weingut hat mindestens 20 oder mehr Weine aus verschiedenen Traubensorten und mit verschiedenen Qualitätsstufen auf seiner Weinliste. Die wichtigsten anderen Weißweinsorten sind Müller-Thurgau (auch Rivaner), Bacchus und Riesling. Rote Rebsorten sind in Franken eher unterrepräsentiert, aber von denen, die hier angebaut werden, ragt der Spätburgunder besonders hervor.
In Franken werden die Weine traditionell trocken ausgebaut, gelegentlich finden Sie aber auch einige Exemplare von restsüßen Weinen.
Der Bocksbeutel
Sie werden in ganz Franken auf diese runden, bauchigen Flaschen stoßen, die Markenzeichen des Frankenweins und typisch für die Region sind. Nur fränkische Weine mit erforderlicher Mindestqualität und aus regional typischen Rebsorten, wie dem Silvaner, werden im Bocksbeutel abgefüllt.
Der Bocksbeutel reicht zurück bis mindestens ins Jahr 1726, als der Stadtrat von Würzburg anordnete, dass die herausragenden Weine vom Würzburger Stein im Bocksbeutel abgefüllt werden müssen. Man wollte sie damit vor Fälschung schützen. Sicherlich ist der Schutz vor Fälschung heute nicht mehr die Hauptsorge, trotzdem ist der Bocksbeutel weiterhin in Franken weit verbreitet.
Weinkultur trifft Weltkultur (-erbe)
Würzburger Residenz und Hofgarten
Würzburg hat beides zu bieten, ausgezeichnete Sehenswürdigkeiten und ausgezeichneten Wein. Das Gute ist, man braucht sich nicht zwischen dem Einen oder dem Anderen zu entscheiden. Sie können beides gleichzeitig haben. Die Keller der wichtigsten Würzburger Weingüter befinden sich in einigen der interessantesten und historisch bedeutendsten Gebäuden der Region.
Die Würzburger Residenz, UNESCO-Weltkulturerbe, sollte ganz oben auf Ihrer Agenda stehen. Das außergewöhnliche Barockschloss wurde es als eindrucksvolle Residenz der Würzburger Fürstbischöfe erbaut. Sie wurde im Jahre 1744, basierend auf den Plänen des berühmten Baumeisters des Barock, Balthasar Neumann, vollendet. Das große Deckenfresko, das imposante Treppenhaus, die Prunksäle und nicht zuletzt die Weinkeller machen dies zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Wenn Sie die Zimmer und Säle durchquert haben, dann sollten Sie unbedingt noch in den Keller hinab steigen. Er ist mit hunderten von Fässern in allen Größen belegt, wo die Weine des Staatlichen Hofkeller Würzburg reifen. Der Staatliche Hofkeller wurde im Jahre 1128 gegründet und gehört somit zu den ältesten Weingütern der Welt. Heute ist er im Besitz des Freistaates Bayern. Seine fränkischen Weine sind hoch angesehen. Im Rosenbach-Palais quer über die Straße, links von der Residenz, befindet sich die Vinothek des Hofkellers, wo Sie alle Weine des Weinguts probieren und natürlich kaufen können . Halten Sie dort Ausschau nach Weinen aus dem Würzburger Stein. Wir kommen später noch auf diesen besonderen Weinberg zu sprechen.
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Trinken Sie Wein für einen guten Zweck
Wenn Sie die Residenz hinter sich lassen, dann können Sie mit einem kurzen Fußmarsch, die in der Innenstadt gelegenen Spitäler erreichen.
Holzfasskeller Juliusspital
Wie der Name schon vermuten lässt, waren das Bürgerspital und das Juliusspital beide einmal Krankenhäuser. Eines von ihnen, das Juliusspital, ist es noch heute. Die Finanzierung der Krankenhäuser wurde zu einem beträchtlichen Teil durch die Herstellung von Wein aus gestifteten Weinbergen getragen. Und diese Praxis besteht bis heute. Wenn Sie also Wein von einem der „Spitäler“ trinken, denken Sie bitte daran, dass Sie es für einen guten Zweck tun. Was gibt es für eine bessere Ausrede, um Wein zu trinken?
Die Geschichte der Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist, so der vollständige Name, reicht um 700 Jahre zurück. Obwohl sie kein Krankenhaus mehr betreibt, kommt der Erlös aus dem Weingeschäft der Betreuung von älteren Menschen zu Gute, denn das Bürgerspital betreibt heute mehrere Altenheime. Ca. 500 Meter von der Residenz kommend in Richtung Innenstadt, findet man das Anwesen des Bürgerspitals an der Ecke Theaterstraße / Semmelstraße. In dem Eck-Gebäude mit einem Glockenspiel im Giebel, befindet sich das Weinhaus und die Vinothek. Sie bekommen hier die Weine am Tisch serviert, Sie können sie aber auch an der Theke probieren und Flaschenweise zu „ab Hof“ Preisen kaufen. Obwohl natürlich auch hier Silvaner eine große Rolle spielt, hat sich das Weingut große Anerkennung für seine hervorragenden Riesling-Weine erworben, einige davon aus dem Würzburger Stein.
Nochmal rund 300 Meter weiter, im Zentrum Stadt, befindet sich der beeindruckende Barockbau, der das Juliusspital beherbergt. Die Stiftung Juliusspital ist mit etwa 170 Hektar Rebfläche nicht nur das größte Weingut in Franken, sondern auch ein angesehenes Krankenhaus. Der Weinbau trägt einen beträchtlichen Anteil des Unterhalts des Krankenhauses. Sie können eine Führung durch die prachtvollen Gebäude, den Park und die historische Rokoko Apotheke unternehmen. Das große Finale der Tour ist wieder einmal der Weinkeller. Der Keller ist rund 250 Meter lang und voller Fässer in sämtlichen Größen, viele der Fassböden sind mit wundervollen Schnitzereien verziert. Das Weingut Juliusspital ist das größte Silvaner Weingut in Deutschland, und einmal mehr werden die besten Trauben am Würzburger Stein angebaut.
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Brückenschoppen
Die nächste Station ist eine 500 Jahre alte Steinbogenbrücke, die Alte Mainbrücke. Auch wenn es dort kein Weingut gibt, so trifft man dort – besonders an sonnigen Tagen – hunderte von Weintrinker. Die Brücke über den Main ist für den Autoverkehr gesperrt. Man kann an ein paar Fenster-Ausschanken glasweise Wein bekommen. Einheimische und Besucher mischen sich hier, schlendern über die Brücke, entspannen bei einem Glas Wein an der Balustrade und genießen den herrlichen Blick. Am linken Ufer blicken die imposante Festung Marienberg und das Käppele, eine wunderschöne barocke Kapelle, auf die Stadt herab. Folgt man den Blick flussabwärts, dann erkennt man die steilen Hänge des Würzburger Stein, Würzburgs berühmter Weinberg.
DER Weinberg von Würzburg
Der Würzburger Stein ist ein steil aufragender Weinberg am Ufer des Mains, der mit seiner Hangneigung und der Ausrichtung nach Süden beste Bedingungen für den Weinbau bietet. Im Jahre 1665 wurde hier eine der ersten Pflanzungen des Silvaner in Franken vorgenommen. Der Würzburger Stein ist mit ca. 85 Hektar die größte Einzellage in Franken. Zusammen mit dem Staatlichen Hofkeller, dem Bürgerspital und dem Juliusspital baut ein weiteres Weingut Reben an diesem Hang an. Das Weingut am Stein befindet sich direkt im Weinberg. Ludwig Knoll, Winzer und Besitzer des Anwesens, arbeitet biodynamisch und erzeugt Weine von herausragender Qualität. Es ist auch wegen seiner Architektur einen Besuch Wert. Die Gebäude des Anwesens verbinden wundervoll den traditionellen fränkischen Stil mit moderner Architektur.
Unser Veranstaltungstipp für Würzburg
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Probieren, trinken und kaufen
Das Käppele – Barockkapelle über Würzburg
MainWein Weinbistro: Das Weinbistro MainWein auf der Alten Mainbrücke ist ein Ableger der Winzergemeinschaft Franken (GWF), der größten Winzergenossenschaft Frankens. Sie können dort alle Weine probieren, Flaschen zum mitnehmen kaufen oder aber Wein glasweise serviert bekommen. (Alte Mainbrücke 4, 97070 Würzburg | + 49 931 30418778 | www.mainwein-weinbistro.de)
Weingut Reiss: das Weingut Reiss ist ein familiengeführtes Weingut im Norden von Würzburg, etwas außerhalb des Stadtzentrums. Der Winzer Christian Reiss beschreitet neue Wege durch die Wiederbelebung von alten Weinbereitungsverfahren. Einige seiner besten Silvaner-Trauben werden in Amphoren vergoren. In den letzten Jahren hat die Familie Reiss viel in ihren Verkostungs- und Besucherbereich investiert, um ihre Gäste in angenehmen Ambiente Willkommen zu heißen. Martina Reiss ist zertifizierte Weinerlebnisführerin, die jeden Aspekt des fränkischen Weinbaus kennt. (Weingut Reiss, Unterdürrbacher Straße 182, 97080 Würzburg | + 49 931 94600 | info@weingut-reiss.com | www.weingut-reiss.com)
Essen und Trinken
Wenn Sie nach all den Besichtigungen hungrig sind, aber noch nicht genug vom Wein haben, dann sollten Sie eine der vielen Weinstuben besuchen, wo vor allem traditionelle fränkische Spezialitäten serviert werden.
Eine fränkische Spezialität ist die Bratwurst. Am häufigsten bekommt man sie gebraten, entweder als komplette Mahlzeit mit Kartoffelbrei und Sauerkraut, oder einfach nur im Weck (Brötchen) zum Mitnehmen.
Eine Variation der Bratwurst sind die Blauen Zipfel. Lassen Sie sich nicht vom Namen abschrecken, das ist ein köstliches Gericht. Blaue Zipfel sind Bratwürste, die in einem Sud aus Wein, Essig und Zwiebeln gedünstet werden. Sie werden im Sud serviert, dazu gibt es meist Schwarzbrot. Natürlich passt hierzu hervorragend ein trockener Frankenwein.
In der Spargelzeit im Frühjahr, bekommt man eine Vielzahl von verschiedenen Spargelgerichten. Natürlich passt dazu der Silvaner ganz wunderbar. Die fränkische Platte ist auch eine der größten Spargelregionen in Deutschland.
Im Herbst steht Wild, Ente und Gans hoch im Kurs.
Einkehren
Essen zum Mitnehmen
Bratwurststand Knüpfing: Hier bekommt man die besten Bratwürste (geknickte im Weck) in der Stadt. Der Grillstand befindet sich auf dem Marktplatz und ist eine echte Institution in Würzburg. Lassen Sie sich nicht von der langen Schlange abschrecken, es dauert maximal fünf Minuten bis sie am Tresen sind, denn die Auswahl ist nicht sehr groß. Wenn Sie zum Ausgabe-Fenster kommen, dann ist die einzige Entscheidung, die sie treffen müssen: „mit oder ohne“ (Senf). (Marktplatz, 97070 Würzburg-)
Alte Mainmühle: Dies ist eine hervorragende Location auf der Alten Mainbrücke, und obwohl dies auch ein ausgezeichnetes Restaurant ist, wo man unbedingt rechtzeitig im Voraus reservieren sollte, bekommt man an der Bar auch Bratwürste zum Mitnehmen. Diese Würstchen werden auf Holzkohle gegrillt und sind kleiner als die traditionelle Bratwurst. Dafür bekommt man drei im Weck. (Mainkai 1, 97070 Würzburg | + 49 931 16777 | www.alte-mainmuehle.de)
Veggie Bros: wenn Würstchen nicht Ihr Ding sind und Sie vegetarische oder vegane Speisen suchen, dann sollten Sie den Veggie-Bros eine Chance geben. Dieser kleine Diner, der 2014 eröffnet wurde, entwickelte sich schnell von einem Insider-Tip zu einer beliebten Adresse in der Stadt. Sie bekommen ausgezeichnete Falafel sowie Salate und dazu veganen Wein aus Franken. (Juliuspromenade 38, 97070 Würzburg | + 49 931 45321514 | www.veggiebros.de)
Traditionell
Weinstuben Juliusspital: Eines der besten Wein Restaurants ist beim Weingut Juliusspital zu finden. Konsequenter Weise bekommen Sie ausschließlich Wein zu Ihrem Essen. Fragt man nach einem Bier, wird man an eine Kneipe auf der anderen Straßenseite verwiesen. Das Menü ist von ausgezeichneter Qualität zu angemessenen Preisen. (Juliuspromenade 19, 97070 Würzburg | + 49 931 54080 | www.juliusspital-weinstuben.de)
Restaurant und Weinhaus Stachel: Das Weinhaus Stachel ist Würzburgs älteste Gaststätte. Es hat einen romantischen Innenhof, in dem Sie an warmen Abenden speisen können. Heute ein renommiertes Restaurant, war der Stachel im frühen 16. Jahrhundert der konspirative Treffpunkt der Ritter im Bauernkrieg. Der Morgenstern (Stachel) über der Eingangstür zeugt noch von dieser Geschichte der Weinstube. (Gressengasse 1, 97070 Würzburg | + 49 931 52770 | www.weinhaus-stachel.de)
Weinstube Johanniterbäck: Der Johanniterbäck gehört zu den beliebtesten Gaststuben unter den Einheimischen und ist eine der wenigen verbliebenen Weinstuben, die noch die Tradition der „Bäcks“ pflegen. Die Bäcks entstanden im Mittelalter, als die Bäckereien die Erlaubnis bekamen Wein auszuschenken. Man durfte sein eigenes Essen mitbringen und es zusammen mit dem Wein genießen. Sie können noch immer Ihr eigenes Essen mitbringen, aber weshalb sollte man das wollen? Im Johanniterbäck werden ausgezeichnete, traditionelle Gerichte serviert. Die Zutaten stammen aus der familieneigenen Metzgerei. (Johanniterplatz 3, 97070 Würzburg | + 49 931 54368 | www.weinstube-johanniterbaeck.de)
Würzburger Ratskeller: der Würzburger Ratskeller befindet sich im Rathaus von Würzburg. Er verfügt über 17 verschiedene Gaststuben. Ja richtig, siebzehn! Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, eine Gaststube ist in der alten Kapelle und eine andere war einst das Stadt-Verlies. Es gibt hier auch einen schönen Innenhof, wo Sie neben dem Brunnen speisen können. (Langgasse 1, 97070 Würzburg | + 49 931 13021 | www.ratskeller-wuerzburg.de)
Die beste Zeit für Ihre Reise in die fränkische Wein-Region ist zwischen Mai und Oktober, wenn die Weinberge grün und saftig sind. Das ist auch die Weinfest-Saison, wenn fast jede Woche in Würzburg oder einem der umliegenden Orte ein Weinfest stattfindet. Abgesehen von den großen Würzburger Weingütern sind fast alle anderen Winzerhöfe Familienbetriebe. Wenn Sie diese besuchen möchten, empfiehlt es sich die Erntesaison (vor allem von Mitte September bis Anfang Oktober) zu vermeiden, es sei denn Sie wollen bei der Weinlese helfen. Die Familien sind dann sehr beschäftigt und haben nicht viel Muse sich um die Gäste zu kümmern. Am besten melden Sie sich im Voraus kurz telefonisch an.
Aber auch in der Nebensaison lohnt sich ein Besuch, denn Würzburg hat noch viel mehr zu bieten. In der Adventszeit ist die Stadt aufwändig geschmückt und der wunderschöne Weihnachtsmarkt rivalisiert mit dem weit bekannteren Nürnberger Markt.
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Anreise
Flughafen Frankfurt/Main (FRA): Der Frankfurter Flughafen ist von Würzburg über die A3 in rund einer Autostunde zu erreichen und es gibt stündlich direkte Zugverbindungen mit dem ICE zum Hauptbahnhof Würzburg, was auch etwa eine Stunde dauert. (www.frankfurt-airport.com)
Bahn: Sie werden für Ihren Besuch in Würzburg nicht unbedingt ein Auto brauchen, ziehen sie also den Zug in Betracht. Die Autobahnen rund um die Stadt sind sehr stauanfällig, mit dem Auto brauchen Sie hier Geduld. Würzburg ist ein Knotenpunkt für viele Intercity-Verbindungen. (www.bahn.de)
Flusskreuzfahrt: Die wahrscheinlich erholsamste Möglichkeit Würzburg zu besuchen ist mit einer Fluss-Kreuzfahrt. Im Jahr 2015 haben etwa 1.000 Kreuzfahrtschiffe an der Main-Promenade vor Anker gelegen. Der normale Zwischenstopp in Würzburg ist meist nur ein Tag und eine Nacht, aber die Reise durch das Maintal ist unbeschreiblich schön. Sie werden viele Weinberge entlang der steilen Flussufer sehen und können dabei den Frankenwein genießen. Eine der größten Reedereien mit vielen Routen über Würzburg ist Viking Cruises. (www.vikingrivercruises.com)
Unterkunft
Zentral
Hotel Greifenstein (****): es ist praktisch nicht möglich zentraler zu übernachten, als im Hotel Greifenstein. Dieses Hotel, das auch ein ausgezeichnetes Restaurant hat, befindet sich nur einen Steinwurf vom Marktplatz entfernt. (Dettelbachergasse 2, 97070 Würzburg | + 49 931 35170 | info@greifensteiner-hof.de | www.greifensteiner-hof.de)
Hotel Zum Winzermännle (***): dieses schöne, kleine Hotel befindet sich im Herzen der Stadt, auf halbem Weg zwischen dem Dom und der Alten Mainbrücke. Die meisten Sehenswürdigkeiten und viele der Weinstuben sind bequem zu Fuß zu erreichen. (Domstraße 32, 97070 Würzburg | + 49 931 54156| info@winzermaennle.de | www.winzermaennle.de)
Weingut und Hotel Meintzinger: das Hotel ist Teil des Anwesens des Weingut Meintzinger in Frickenhausen – ein kleiner Ort ungefähr 20 Kilometer südlich von Würzburg. Im Jahre 1475 erbaut, war es die ehemalige Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe. Es bietet kunstvoll dekorierte Zimmer und ausgezeichnete Weine direkt vom Weingut. (Babenbergplatz 4, 97252 Frickenhausen | + 49 9331 87110 | info@hotel-meintzinger.de | www.hotel-meintzinger.de)
Tourist Information: Zimmer-Reservierungen, Buchung von Führungen und eine Vielzahl von Informationen über Würzburg und Franken. (Falkenhaus, Marktplatz 9, 97070 Würzburg | + 49 931 372398 | www.wuerzburg.de)
Um Würzburg und seine Sehenswürdigkeiten zu besuchen, brauchen Sie kein Auto. Das Stadtzentrum ist Fußgängerzone, und die meisten Sehenswürdigkeiten sind ohnehin zu Fuß erreichbar. Würzburg hat ein ausgezeichnetes öffentliches Verkehrssystem mit Straßenbahnen und Bussen. Zudem gibt es ein City-Bähnchen speziell für das Sightseeing, das alle wichtigen Sehenswürdigkeiten anfährt. Die Fahrt dauert ca. 40 Minuten und es stehen Audio-Guides in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.
Das Elsass blickt auf eine bewegte und recht wechselhafte Vergangenheit, als Spielball der ehemaligen Erzfeinde Frankreich und Deutschland, zurück. Zum Glück ist diese Episode längst passé, die unterschiedlichen Herrschaftsverhältnisse der Vergangenheit spiegeln sich aber noch heute in dieser Region und auch im Weinbau wider. Während der Großteil der französischen Weinbaugebiete die Herkunft, also Appellation und Lage (Crû), in den Mittelpunkt stellt, so ist der Weinbau im Elsass eher an die Gepflogenheiten der deutschen Nachbarn angelehnt. Die Rebsorten sind rechts- wie links-rheinisch ähnlich, die Weine sind meist sortenrein ausgebaut und auf dem Etikett ist ganz klar die Rebsorte der Held.
Elsass – Blick aus den Vogesen in die Rheinebene
Typisch für den Elsässer Wein ist die traditionelle Flaschenform, die sogenannte Flûte d’Alsace, eine schlanke Schlegelflasche, und die Weingläser in denen er serviert wird. Diese erinnern an kleine Römer (man bekommt meist nur 10 cl serviert) mit dünnem, hohem Stil.
Elsass – Riesling ist King
Riesling, Weiß- und Grauburgunder (Pinot Blanc / Gris), Gewürztraminer sowie Sylvaner führen den Sortenspiegel im Weißweinbereich an und machen das Elsass zu einem ausgewiesenen Weißweingebiet. Beim Rotwein spielt nur Pinot Noir eine Rolle, der aber hier bei weitem nicht an die Klasse anderer französischer Regionen heran reicht. Häufig ist dieser auch als Rosé anzutreffen.
Außerdem hat das Elsass herausragende Schaumweine zu bieten. Die Crémants mit eigener Appellation – AOC Crémant d’Alsace – sind nach der Méthode traditionnelle, also der Champagner Methode hergestellt.
Das Weinanbaugebiet ist gerade mal rund 100 Kilometer in der Nord-Süd Ausdehnung und nur einen Steinwurf über den Rhein von Deutschland entfernt. Der Bergzug der Vogesen, an dessen Ostflanke sich die meisten Weinberge schmiegen, ist bestimmend für das Weinbauklima dieser Region. Das Gebiet ist ideal, um es mit dem eigenen Wagen zu erkunden, mit der Route des Vins d’Alsace, der Elsässer Weinstraße, wird einem sogar die Routenplanung abgenommen, denn die Tour führt auf 170 Kilometern automatisch zu den schönsten, wichtigsten und interessantesten Orten.
Wir waren aber nicht nur mit dem eigenen Wagen, sondern sogar mit dem eigenen Bett unterwegs. Der Charme mit dem Wohnmobil durch das Elsass zu reisen – wie eigentlich durch jede andere Weinregion auch – ist, dass man völlig flexibel planen kann und stets dort halt macht, wo es am schönsten, ruhigsten oder einfach am nächsten zum Wein ist. Als Wein-Tourist ein nicht zu unterschätzender Vorteil!
Der Einstieg in die Route ist, je nach dem aus welcher Himmelsrichtung man anreist, an verschiedenen Stellen möglich. Die Route erstreckt sich etwa hälftig über die beiden Departements Haut Rhin im Süden und Bas Rhin im Norden. Nach unserem Empfinden ist die Haut Rhin Region die ansprechendere, so haben wir unsere Tour d‘Alsace auch im Süden gestartet, sind aus dem Schwarzwald kommend, in Richtung Mulhouse über den Rhein und zum südlichen Startpunkt der Elsässer Weinstraße nach Thann. Hier haben wir auch gleich die erste Routenänderung vorgenommen.
Thann mit dem sicherlich ansehnlichen Stadtkern konnte uns mit der Lage des für Wohnmobile ausgewiesen Parkplatzes – hinter einer Tankstelle und neben einem Einkaufszentrum – so gar nicht begeistern, weshalb wir kurzerhand umgeplant haben. Wir haben zum nächstgelegen Camping-Car Park navigiert, der im nur rund 10 Kilometer entfernten Bourbach-le-Haut lag. Eine abenteuerliche Anfahrt über schmale, steile Straßen haben uns in einen Ort geführt, wo sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, wo aber auch ein äußerst einladendes Restaurant uns in den Bann gezogen hat. Außerdem bot unser Stellplatz einen grandiosen, wenn auch verregneten Blick in das grüne Tal, aus dem wir uns zuvor mit unserem rollenden Zuhause hochgekämpft hatten.
Das Restaurant muss weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt sein, denn an diesem Abend hat sich die Einwohnerzahl von Bourbach-le-Haut durch die Restaurantbesucher gefühlt verdoppelt. Wir konnten glücklicherweise einen kleinen Tisch in dem liebevoll eingerichteten Lokal ergattern. Die Weinkarte ist ansehnlich und die Speisen verdienen das Prädikat Haute Cuisine.
LA BOUGIE 9, route Joffre 68290 Bourbach-le-Haut France +33 3 89 82 41 44
Stellplatz: 5,- € pro Nacht, schöner Ausblick ins Tal, Anmeldung gegenüber in der Stadtverwaltung (Mairie). Nach Büroschluss einfach durch Einwurf der Gebühr in den Briefkasten.
Die zweite Etappe führt zum Weinort Guebwiller. Hier läuft man leicht Gefahr von der Route abzukommen, denn die Weinstraße trifft auf eine ganze Reihe anderer Themenwege und –straßen, vom Pilgerweg nach Santiago de Compostela (Jakobsweg), über die Romantische Straße (Route Romane) bis zur Route de Crêtes (Kammstraße durch die Vogesen). Zunächst gilt es aber sich auf den Wein zu konzentrieren, denn Guebwiller hat die meisten Grands Cru Lagen im Elsass zu bieten. Die vier Alsace Grand Cru Kitterlé, Saering, Kessler und Spiegel gruppieren sich am steilen Hang eines Vogesenausläufers. Empfehlenswert ist ein Besuch der renommierten Domaines Schlumberger. Die Hälfte der Rebfläche dieses Traditionsweinguts liegt in den Großen Lagen, dementsprechend bekommt man hier eine Fülle an ausgezeichneten Weinen geboten.
DOMAINES SCHLUMBERGER
100, rue Théodore Deck 68501 GUEBWILLER Cedex France Phone number: +33(0)3 89 74 27 00 http://www.domaines-schlumberger.com
Wir haben uns dann tatsächlich verleiten lassen, für einen kurzen Abstecher von der Weinstraße abzuweichen, und zwar wegen einer anderen Spezialität dieser Region, dem Munster-Käse. Sicherlich, man bekommt den berühmten, kräftig riechenden Käse auch anderswo, aber wenn man schon mal unterwegs ist, dann kann man auch den kleinen Umweg von ca. 30 Kilometern in Kauf nehmen. Schließlich ist ja der Weg das Ziel. Der Weg dorthin, durch das grüne Tal, ist auch durchaus ansprechend, man trifft auf eine ganze Menge an Kühen, die maßgeblich an der Produktion der regionalen Spezialität beteiligt sind. Des Ortes wegen braucht man hier nicht unbedingt vorbei zu schauen, sehenswert ist allenthalben die Protestantische Kirche, aber die Spezialitätengeschäfte lassen das Gourmet-Herz höher schlagen.
Wieder zurück auf der Route de Vins haben wir im romantischen Eguisheim Halt gemacht. Malerische Gassen und Blumengeschmückte Fachwerkhäuser begeistern die Touristen aus aller Welt. Ein Rundweg leitet einen durch den gesamten Ort. Wir sind hier erstmals auf ein anderes Wahrzeichen des Elsass aufmerksam geworden, dem Storch. In Eguisheim gibt es einen kleinen, etwas skurrilen Storchenpark, wo man die stolzen Vögel aus nächster Nähe betrachten kann. Etwas befremdlich war, dass ein Storch in einer relativ engen Volliere eingesperrt war, wahrscheinlich um den anderen, frei herumfliegenden Partner immer wieder zurück zu locken. Eigentlich ein unnötiges Unterfangen, denn auf der Tour kann man genügend Störche in freier Wildbahn entdecken, zudem bietet jeder Ort den Großvögeln Nistmöglichkeiten, meist auf hohen Türmen, die auch rege genutzt werden.
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Einen anderen Vogel haben wir hier als köstliche Spezialität entdeckt. Bei unserem Rundgang durch Eguisheim sind wir auf vorgekochte und in Gläsern konservierte Gerichte gestoßen, für uns Wohnmobilisten immer eine willkommene Reiseverpflegung. Der „Coq au Riesling“ aus dem Glas, zusammen mit Bandnudeln aus unserem Standard Proviant hätte im Restaurant kaum besser schmecken können. Leider haben wir uns das Gericht erst viel später auf der Reise schmecken lassen, zu spät für die Erkenntnis, dass wir uns mit viel mehr dieser Gläser hätten eindecken sollen.
Elsass – Éguisheim
In Eguisheim gibt es auch einen wunderschön gelegenen Campingplatz, nahe am Ort und direkt in den Weinbergen. Wir haben uns aber entschlossen, diese Etappe im nahen Colmar zu beschließen.
In Colmar haben wir einen ausgewiesenen Camping Car Park am Rande der Stadt, bei einem kleinen Yachthafen angesteuert. Von dort erreicht man die Innenstadt fußläufig in 15 Minuten. (6 rue du Canal, 68000 Colmar)
Colmar bietet alles was der Weintourist begehrt. Einladende, urige Weinstuben (Wistub), Vinotheken und ausgezeichnete Restaurants. Die Elsässer Küche ist etwas deftiger als die filigrane Haute Cuisine anderer französischer Regionen. Sauerkraut und deftige Fleisch und Wurstgerichte sind häufig die Rieslingbegleiter in den Weinstuben. Wir haben uns am ersten Abend für ein ausgesprochenes Touristenlokal entschieden, Schwendi Bier- und Winstub, das ist absolut zentral gelegen und man kann wunderschön im Freien an einem der durch Colmar fließenden Bäche sitzen und speisen. (23 Grand Rue, 68000 Colmar). Nicht ganz so touristisch, aber ebenso urig ist das Chez Hansi, leider gibt es hier keine Außenplätze, die traditionellen Elsässer Gerichte und der Wein lassen das Manko aber schnell vergessen.
Ein Anlaufpunkt für traditionelle und regionale Spezialitäten ist die Markthalle von Colmar. Wer den Weg nach Munster scheut, der bekommt den Käse auch hier, natürlich genauso wie viele andere Köstlichkeiten, allen voran die leckeren Pasteten. Von dort ist es nur ein Katzensprung ins Klein-Venedig (La Petite Venise), dem malerischen Viertel entlang der Lauch, das – wie der Namen schon vermuten lässt – mit seinen Brücken und den über den Fluss gebauten Häusern an das Italienische Pendant erinnert. In Restaurants der meist gehobeneren Kategorie kann man hier direkt am oder über dem Wasser speisen.
Im August findet in Colmar die Foire aux vins, also die Elsässer Weinmesse statt, bei der sich auch Endverbraucher einen Überblick über die Elsässische Weinkultur verschaffen können.
Colmar ist die Heimatstadt des Künstlers Frédéric Auguste Bartholdi, der hier 1834 geboren wurde. Auch wenn einem der Name nicht auf Anhieb etwas sagt so kennt sicher die ganze Welt sein bedeutendstes Kunstwerk „La Liberté éclairant le Monde“, besser bekannt als „Statue of Liberty“, also der Freiheitsstatue von New York. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum seines Schaffens, natürlich mit ausgiebiger Würdigung von Ms. Liberty (30 rue des Marchands).
Die nächste Etappe führt von Colmar zunächst nach Kaysersberg an den Fuß der Vogesen, das uns mit einem großen und gut ausgestatteten Wohnmobil Stellplatz lockt. Eine Burgruine thront über dem Ort. Die liebevoll hergerichtete Altstadt hat es uns angetan, auch oder vielleicht gerade weil hier auf den Kitsch, der andernorts oft im Übermaß vorhanden ist, verzichtet wird. Von hier aus kann man auch wunderschöne Wanderungen in die Vogesen unternehmen, die herrliche Ausblicke über das Elsass bis in die Rheinebene bieten.
Apropos Kitsch: Am kommenden Tag haben wir uns nach Ribeauvillé aufgemacht. Die entzückenden Fachwerkhäuser in den verschiedensten Farben und die wunderbaren Blumenarrangements sind ohne Frage absolut sehenswert. Leider sehen das auch jede Menge andere Touristen so, weshalb man sich die Straßen mit Busladungen an Menschen teilt. In Ribeauvillé befindet sich eines der bekanntesten Weingüter des Elsass, Maison Trimbach. Hier gibt es ausgezeichnete Rieslinge aus Grands Crû Lagen zu entdecken. Das Weingut befindet sich direkt am Zugang zur Altstadt, für einen Besuch mit Weinprobe und Kellerführung muss man sich aber unbedingt vorher anmelden (http://www.trimbach.fr).
Als Individualreisende sind wir gegen solche Menschenmassen etwas allergisch, weshalb wir wieder den Rückweg nach Kaysersberg eingeschlagen haben und dort den Abend unter Einheimischen, bei einem schönen Glas Wein zum Flammkuchen, in einer gemütlichen Weinbar beschlossen haben.
Schlussetappe – Bas Rhin: Dambach-la-Ville – Wissembourg – Pfalz
Das Departement Bas Rhin hat uns leider mit recht wechselhaftem Wetter begrüßt. Das und der Anfangs erwähnte Umstand, dass wir im Süden bereits den mutmaßlich schöneren Teil der Tour abgefahren haben, hat dazu geführt, dass wir die letzte Etappe nur mit kurzen Zwischenstopps in Dambach-la-Ville und Wissembourg abgefahren haben. Das Deutsche Weintor hat uns dann den Übertritt in die Pfalz signalisiert, das ist aber auch schon die nächste Geschichte.
Ein Verzeichnis der Elsässer Winzer und Weingüter findet man unter www.elsaesserweine.com
Sommerhausen – im südlichen Maindreieck unweit von Würzburg gelegen – ist beliebt für seinen, von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgebenen, historischen Ortskern. Einen besonderen Reiz üben die vielen Kunsthandwerker und Künstler aus, die sich in Sommerhausen niedergelassen haben. Ettliche Galerien und Antiquitätenläden säumen die kopfsteingepflasterten Straßen und Gässchen. Das mit seinen kaum 50 Sitzplätzen als kleinstes Theater Deutschlands gerühmte Torturmtheater leistet ebenfalls seinen Beitrag zu Sommerhausens Ruf als Künstlerort.
Historischer Altort von Sommerhausen
Nicht zu vergessen, der Wein. Schon alleine der Ortsname lässt auf eine begünstigte Lage schließen, schaut man über den Main zum Nachbarort Winterhausen wird das umso deutlicher. Nicht von ungefähr liegt Winterhausen am eher schattigen Ufer während Sommerhausen mit den sonnigen Lagen gesegnet ist. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Mehrzahl der Winzer auf dieser Seite des Mains angesiedelt hat.
Wir befinden uns im Silvanerland. Wie in keinem anderen Anbaugebiet steht in Franken der Silvaner als unbestrittene Leitsorte. Auf den Muschelkalkböden des Südlichen Maindreiecks gedeiht diese Sorte ganz vorzüglich und bringt ausgezeichnete Weine mit unverkennbarem Charakter.
Was wir landläufig als Silvaner bezeichnen ist die Sorte Grüner Silvaner. In Sommerhausen schickt sich aber die Rebschule Steinmann an eine andere Varietät, nämlich den Blauen Silvaner zu kultivieren und leistet hiermit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt dieser historischen Sorte. Was 1964 aus einem einzigen Exemplar dieser Rebsorte in einem ansonsten mit Grünen Silvaner bestockten Weinberg herausselektioniert wurde ist heute der einzige Klon des Blauen Silvaners, der zur Züchtung zugelassen ist. Der Klon ST25 ist Eigentum der Rebschule Steinmann, die auch eingetragener Erhaltungszüchter dieser Sorte ist. Die Winzerfamilie Steinmann ist mit ihrem Weingut Schloss Sommerhausen gleichzeitig auch der größte Betrieb, der den Blauen Silvaner an- und ausbaut. Der VDP Betrieb ist im historischen Schloss Sommerhausen ansässig und bewirtschaftet in der 15. Generation inzwischen rund 25 Hektar Weinberge.
Weinraritäten aus 40 Jahren – im Überraschungspaket oder bei der Raritätenprobe im Schloss Sommerhausen
Martin Steinmann verwaltet aber noch einen weiteren, ganz besonderen, “Weinschatz”. Die Rede ist von einer Sammlung von rund 40.000 Flaschen Wein aus den letzten 40 Jahren. Die Sammlung stammt von dem Würzburger Ehepaar Koegel, das sich seit den 1970er Jahren diese ansehnliche Menge an Weinen, ausschließlich deutscher Herkunft, zurückgelegt hat. Aus der Not eine neue Bleibe für ihre Sammlung zu finden – ihr Weinkeller in Würzburg wurde gekündigt – und wahrscheinlich der Einsicht, dass die Menge Wein in diesem Leben nicht mehr aufzubrauchen wäre, hat das Ehepaar Koegel sich entschlossen, die Sammlung einem Guten Zweck zuzuführen. Seither bemüht sich Martin Steinmann, der den gesamten Koegelschen Bestand in seinen Keller geholt hat, die Flaschen in Überraschungspaketen an den Weinfreund zu bringen. Zudem veranstaltet er im Sommerhäuser Schloss monatlich eine Weinprobe mit den reifen Weinen. Der Reinerlös aus der Vermarktung der Sammlung kommt der wohltätigen Organisation Wine Saves Life ev. zugute.
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Aus Franken in die weite Welt
Ein paar Gassen weiter findet man ein weiteres Weingut mit Namen Steinmann, das Weingut Artur Steinmann. Artur Steinmann ist wohl einer der einflussreichsten Winzer in Franken. Als Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes ist er richtungsweisend für die Weinbauregion. Als Kopf und Gründungsmitglied der Winzervereinigung Frank&Frei sorgt er für eine positive Belebung des leicht angestaubten Image des Müller-Thurgau und das seit nunmehr 20 Jahren ziemlich erfolgreich. Neben dem Weingut betreibt die Winzerfamilie ein Hotel. Hotel und Weingut befinden sich im sogenannten Pastoriushaus (Maingasse 8, 97286 Sommerhausen). Hier verbinden sich die alte und die neue Welt. Einer der ersten deutschen Siedler auf amerikanischen Boden stammt aus diesem Haus, Franz David Pastorius.
Weingut Artur Steinmann im Pastoriushaus, Sommerhausen.
Pastorius landete in den Augusttagen des Jahres 1683 in der Neuen Welt. In Pennsylvania bereitete er die Ansiedlung von 13 Weberfamilien aus Krefeld vor, die als erste deutsche Auswanderer nach Amerika gelten. Auf ihn geht die Gründung der ersten deutschen Siedlung in Amerika – Germantown – zurück, die heute Teil der Stadt Philadelphia ist. Im Stadtsiegel, das ebenfalls Pastorius entworfen hat, findet sich noch ein Weinstock, wird wohl ein fränkischer sein.
Große Aufmerksamkeit erfuhr Pastorius durch eine von ihm mitverfasste Protestschrift gegen die Sklaverei. Diese brachte ihm sogar einen Platz in der Kuppel des Capitols von Washington ein. Dort ist ein Abbild von ihm zu sehen, das ihn vor Indianern kniend zeigt, eine besondere Würdigung seines Einsatzes für Frieden und Freiheit in Amerika.
“Das Weinanbaugebiet Franken lässt sich grob in die drei Bereiche Mainviereck, Maindreieck und Steigerwald einteilen. Das südliche Maindreieck, auch MainSüden genannt, ist vom Muschelkalkboden geprägt, der dem für diese Region typischen Silvaner eine ganz eigene Eleganz verleiht.”
Aber kommen wir nun wieder in die Gegenwart von Sommerhausen zurück. Hier gibt es auch außerhalb des Ortes einiges zu entdecken. Wer einigermaßen gut zu Fuß ist, der sollte den kurzen Aufstieg in die Weinberge Sommerhausens wagen. Hier befindet sich einer der magischen Orte Frankens, auch terroir f genannt. Dieser terroir f ist in Anlehnung an den Künstlerort mit etlichen Kunstwerken rund um das Thema Wein bestückt. Hier kann jedermann ein Selfie mit einer Weinkönigin machen, diese hier ist allerdings aus Ton. Ein metallener Buttenträger oder ein überlebensgroßer Bacchus sind weitere Werke die es hier zu bewundern gibt. Man kann aber auch einfach die schöne Aussicht in das Maintal Richtung Würzburg genießen.
Randersacker – Was macht denn die Badewanne auf dem Marktplatz?
Balthasars Badewanne mitten in Randersacker
Auf halber Strecke Mainabwärts, zwischen Sommerhausen und Würzburg gelegen, kommt man in den bekannten Weinort Randersacker. In Sachen zeitgenössischer Kunst will man sich hier auch nicht lumpen lassen und so hat man den Bau der Umgehungsstraße geschickt zur Neugestaltung und Aufwertung des Ortskerns genutzt. Für reichlich Aufsehen sorgt hier eine goldene Badewanne mitten auf dem Dorfplatz. Balthasars Badewanne ist keinem geringeren als dem großen Baumeister der Würzburger Residenz, Balthasar Neumann, gewidmet. Neumann hat zwar nie in dieser Wanne gesessen, sie soll aber die Aufmerksamkeit zu einem von ihm errichteten Gebäude lenken. Der virtuell badende Balthasar würde nämlich direkt auf seinen barocken Gartenpavillon schauen, der schräg gegenüber des Platzes gelegen ist. Freilich zieht heute die Badewanne viel mehr Aufmerksamkeit auf sich als der Pavillon selbst, aber damit ist ja auch schon ein Ziel erreicht.
Nicht zu vergessen ist natürlich, dass Randersacker auch ein Premium Weinort ist. Große Lagen wie Teufelskeller, Pfülben oder Sonnenstuhl haben für Weinkenner einen besonderen Klang. Die Silvaner von den hiesigen Muschelkalkböden gehören zu den besten Frankens. Was liegt also näher, als sich hier dem Genuss zu widmen. Viele der Randersackerer Winzer pflegen die Tradition der Heckenwirtschaft. Was andernorts Strauß-, Besen- oder Häckerstuben sind ist hier eben die Hecke. Die Winzer räumen also ihre gute Stube für ein paar Wochen und öffnen sie ihren Gästen. Neben den hauseigenen Weinen gibt es auch immer eine zünftige fränkische Mahlzeit. Bratwürste (hier Bratwürscht genannt) entweder mit Brot und Kraut oder im Weinsud gekocht als Blaue Zipfel sind die typischen Gerichte. Es gibt kaum ein Wochenende an dem nicht mindestens eine Heckenwirtschaft geöffnet hat und selbst für diesen außergewöhnlichen Fall wäre gut gesorgt, denn es gibt auch einige permanent geöffnete Weinstuben und Restaurants.
Würzburg – Weltkulturerbe und Weinkultur
Wenn man schon auf halbem Weg ist, dann sollte man unbedingt noch den Abstecher nach Würzburg machen und das Meisterwerk des ‘badenden’ Baumeisters bewundern. Die Würzburger Residenz, nach den Plänen Balthasar Neumanns erbaut, ist ein Wunderwerk des Barock und UNESCO Weltkulturerbe. Sehenswert ist auch die Innengestaltung, allem voran das Deckenfresco des Venetianischen Künstlers Giovanni Battista Tiepolo, das als größtes zusammenhängende Deckengemälde der Welt gilt. Es zeigt Darstellungen von Menschen und Tieren aus allen vier Kontinenten. Moment, vier? Ja vier, denn Australien und Neuseeland waren seinerzeit noch gar nicht entdeckt. Die Residenz beherbergt aber neben Weltkultur auch Weinkultur, denn die weitläufigen Kellergewölbe sind mit den Fässern des Staatlichen Hofkeller belegt. Die Kellerführungen mit Verkostung sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.
Würzburg hat noch viel mehr in Sachen Wein, Genuss und Kultur zu bieten. So viel, dass es den Rahmen hier sprengen würde. Für dieses Mal wollen wir es aber dabei belassen. Wir kommen wieder hierher und dann gibt es mehr davon zu lesen. Versprochen!