Das Blut Transsilvaniens | Rumänien

Transsilvanien lässt sofort an Graf Dracula und an schaurige Geschichten über Vampire denken. Jedoch ist diese geschichtsträchtige Region in Rumänien ein jahrhundertealtes Weinbaugebiet und auch schon zu Zeiten der Habsburgischen Monarchie dafür bekannt gewesen. Seit über 6000 Jahren wird in Rumänien Wein angebaut und zählt somit zu den ältesten Weinbauländern in Europa. Die Griechen haben bereits vom rumänischen Wein geschwärmt, später wurde der Weinanbau von den Siebenbürger Sachsen und von Maria Theresia beeinflusst.

Das transsilvanische Klima eignet sich bestens für Weißweine. Dort gedeihen neben den autochthonen Rebsorten wie Feteasca Alba und Feteasca Regala, auch bekanntere Trauben wie Sauvignon Blanc und Chardonnay. Transsilvanien ist umgeben von den Bergen der Karpaten und erstreckt sich von Nordwesten bis zum Zentrum Rumäniens. Die hügelige und vielseitige Landschaft ist vielerorts noch komplett unberührt. Einige der letzten Naturwälder in Europa stehen hier. Die naturbelassenen Böden lassen die Rebstöcke hervorragend gedeihen und sorgen für eine fruchtige Note. Inzwischen wird auch erfolgreich Rotwein angebaut, obwohl die eigentliche Rotweingegend – begünstigt durch das wärmere Klima – der südlichere Teil Rumäniens ist.

Aus Transsilvanien stammen einige der besten Qualitätsweine und zahlreiche ausländische Investitionen in den letzten Jahren haben die Weinkultur wieder voll aufblühen lassen. So ein Weingut ist auch Liliac, was auf Rumänisch, wie passend, „die Fledermaus“ bedeutet. Der österreichische Investor Alfred Beck hat den ersten Weingarten im Jahr 2010 gekauft. Mit seinem Unternehmen amb Holding investierte er bereits davor in die Land- und Forstwirtschaft in Rumänien. Als er dann auf einem seiner Besuche die Möglichkeit bekam ein Weingut aufzubauen, war er sofort von dieser Idee begeistert. Inzwischen werden auf 52 Hektar Trauben angebaut. Doch größer soll das Weingut nicht werden, denn es sollen nur maximal 500.000 Flaschen pro Jahr produziert werden. Die Qualität der Weine steht nämlich an erster Stelle. Unterstützung aus Österreich bekommt er vom Süßweinspezialist Willi Opitz aus Illmitz und dem Winzer Rudolf Krizan aus dem Burgenland. Gemeinsam mit dem rumänischen Team werden großartige Weine produziert, die bereits vielfach international prämiert wurden. Zusätzlich werden im Herbst Erntehelfer aus der Region zur Unterstützung angeheuert. Das Weingut Liliac bietet somit nicht nur neue Arbeitsmöglichkeiten, auch die Region profitierte durch Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur. 

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Anfang Oktober haben wir das Weingut besucht. Gute eineinhalb Stunden Autofahrt von Cluj-Napoca entfernt, durch die wunderschöne transsilvanische Landschaft hindurch, erreicht man die tiefer liegenden Weingärten von Batos, in der Nähe der Stadt Reghin. Die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht beeinflussen wesentlich den Anbau und die Reifung der Trauben, die dann im neu errichteten Keller mit modernster Technik und besten Winzerkenntnissen weiterverarbeitet werden. Der andere Teil des Weinguts befindet sich auf den Hügelkuppen in Lechinta. Dort profitieren die Rebstöcke von einem sehr günstigen Mikroklima und die leichten, sandigen Böden, mit nur einem geringen Lehmanteil, liefern die besten Voraussetzungen für besonders fruchtige Weine. Neben den autochthonen Rebsorten, hervorragenden Weißweinen wie Pinot Gris oder Chardonnay, produziert Liliac auch einen großartigen Rosé Pinot Noir.

Trauben werden für den Schilfwein getrocknet
Trauben werden für den Schilfwein getrocknet

Doch außergewöhnlich ist ihr Dessertwein, der Muscat Ottonel „Nectar of Transylvania“. Verantwortlich dafür ist Willi Opitz mit seiner Schilfwein-Methode. Die handgelesenen Trauben werden im Herbst auf Matten ausgebreitet, wo sie mindestens für drei Monate an der Luft trocknen. Durch dieses, schon aus der Antike bekannte Verfahren, konzentrieren sich Zucker, Säure und die Mostwerte. Willi Opitz verbesserte dieses Verfahren, in dem er aus hygienischen Gründen die Trauben in langen Holzregalen mit Fächern auf meterlangen Schilfmatten ausbreitete, auf denen die gesunden Trauben locker ausgebreitet werden können. Ein unglaubliches Geschmackserlebnis und sehr empfehlenswert. Doch auch die anderen Weine kann man direkt in Batos verkosten.

Wer bei einem Besuch in Transsilvanien auch nach Abenteur und Action sucht, kann eine Karpaten Offroad Tour im Jeep (www.Karpaten-Offroad.de) mit einem anschließenden Besuch beim Weingut Liliac buchen. Besucher können es sich in der Lodge gemütlich machen, oder im Sommer auch draußen. Die großartigen Weine genießt man mit dem Ausblick auf die Weingärten noch mehr. Die Region ist auch für ihre speziellen Käsesorten berühmt, wie der „Branza Telemea“. Wir haben dort einen wunderschönen Nachmittag mit Freunden verbracht und unseren Lieblingswein von Liliac, den Feteasca Regala, genossen.

Eine Weinreise nach Transsilvanien ist absolut empfehlenswert, denn die Region vereint eine wunderschöne Landschaft mit gutem Essen, sensationellen Weinen und herzlichen Menschen.


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Das Weingut freut sich auf Ihren Besuch. Das Team von Liliac gibt gerne Auskunft zur Übernachtung und organisiert auch gerne ein traditionelles Essen beim örtlichen Schäfer. Im Ort sind gibt es einige günstige Übernachtungsmöglichkeiten in Privatpensionen. Außerdem gibt es in der nahe gelegenen Stadt Reghin eine ganze Zahl an Hotels und Pensionen. 

Sie finden eine Auswahl an Hotels in Reghin hier bei TripAdvisor

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Kellertalk mit Lorena Deaconu, Weingut Halewood, Rumänien

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Lorena Deaconu, geb. 1967 in Pitesti (RO), ist Winzerin und arbeitet seit 2007 für das Weingut Halewood in Rumänien. Nach ihrem Studium an der Universität für Weinbau und Önologie in Bukarest, war sie am Forschungsinstitut für Weinbau in Stefanesti/Arges tätig. Darauf folgten Anstellungen bei Vinexport und Euroavipo Bukarest. 2002-2006 war sie als Winzerin und Önologin für die Weinproduktion von Murfatlar Winery zuständig. Auf verschiedenen Auslandsreisen konnte Lorena Einblicke in die Arbeit von Weingüter in Kalifornien, Australien, Frankreich und Chile sammeln. Sie wird regelmäßig als Jurorin für Wettbewerbe eingeladen und ist Mitglied des rumänischen Sommelierverbandes (ADAR), sowie im Inspektionsvorstand des rumänischen Agrarministeriums. Ihre Weine haben zahlreiche nationale und internationale Preise und Auszeichnungen gewonnen. 

Für das Wein Tourist Magazin sprach Aloisia Dauer, unsere Expertin für Rumänische Weine, mit Lorena Deaconu.

Lorena Deaconu von Halewood Wineries (li) mit Aloisia Dauer
Lorena Deaconu von Halewood Wineries (li) mit Aloisia Dauer

Aloisia Dauer: Frau Deaconu, wann war es für Sie klar, dass Sie Winzerin werden möchten?

 Lorena Deaconu: „Meine Reise in die Welt der Weine begann schon während meiner Studienzeit, mit meinem ersten Besuch am Forschungszentrum Viti-Vinicola in Stefanesti im Landkreis Arges. Dort hatte ich das große Glück einige der besten Weinforscher kennenzulernen, die mir die Leidenschaft für Weine eingeflößt haben und die mich bei meinen ersten Schritten in dieser Welt geführt haben.“

 Wie sind Sie in die Weinbranche eingestiegen?

 „Ich habe fünf Jahre an der Universität für Weinbau und Önologie in Bukarest studiert und nach meinem Diplomabschluss bin ich nach Stefanesti (Anm.: Forschungszentrum für Weinbau) zurückgekehrt. Dort hatte ich die großartige Möglichkeit mit, für die damalige Zeit, sehr fortschrittlichen Technologien zu arbeiten. Außerdem habe ich viele Experten in dieser Fachrichtung kennengelernt, die meine Liebe und Leidenschaft zum Wein gefördert haben. Bei diesem Anlass möchte ich mich herzlichst bei dem Direktor Herr Giosanu bedanken, genauso wie bei den Forschern Herr Titus Popescu und Frau Ileana Iorgu.“

 Was lieben Sie am meisten an Ihrer Arbeit und warum?

 „Der wichtigste und ergreifendste Moment, aber auch einer der schwierigsten, ist die Traubenernte, die Verarbeitung und die ‚Geburt‘ des Weins. Ich benutze jedes Mal den Begriff ‚Geburt‘, weil die Weine wie die Kinder des Winzers sind. Wenn die ‚Kinder‘ gesund geboren werden, haben sie eine großartige Zukunft und eine besondere Entwicklung vor sich. Aber dafür muss der Winzer ständig achtsam sein auf den Gärungsprozess des Traubenmostes, den zukünftigen Wein und stets seine Entwicklung verfolgen. Genauso wie Eltern auf ihre Kinder Acht geben.
Die Belohnung kommt mit dem Wissen, dass man etwas schafft, was die Leute genießen. Ich schaue immer noch ganz neugierig in die Gesichter der Menschen, die zum ersten Mal unsere Weine probieren.“

Wer hatte den größten Einfluss auf Ihre Karriere?

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 „Ich betrachte mich als eine glückliche Person, weil ich während meiner gesamten Laufbahn hindurch viele Persönlichkeiten treffen durfte, die mir geholfen haben, die mich unterstützt und mich auf meinem Weg geführt haben. Wie ich schon anfangs erwähnte, hat alles in Stefanesti begonnen. Später dann bei Vinexport Bukarest, habe ich die ersten Schritte getan hin zum besseren Verständnis von Geschmack und Anspruch der ausländischen Konsumenten. Noch später in Murfatlar, bekam ich die Möglichkeit für sechs Jahre mit dem renommierten australischen Winzer Stephen Bennett zusammen zu arbeiten, vor allem an Rotweinen und Weinspirituosen. 2007 habe ich bei Halewood begonnen, wo ich die Möglichkeit hatte mich als Winzerin zu entwickeln.“

Welches war das erstaunlichste Erlebnis auf Ihren Weinreisen?

 “California, Matanzas Creek Winery, Sonoma Valley.”

Als Sie angefangen haben zu arbeiten, was hat Sie am meisten begeistert?

 „Die Möglichkeit des Spiels mit den Traubensorten, die Kunst des ‚Formens‘ bei Rotweinen und die unendlichen Möglichkeiten, die rote Trauben einem geben. Das Vermögen eines Winzers seinen Fingerabdruck auf jedem Wein zu hinterlassen und das freudige Gefühl und die Aufregung, wenn die ‚Kinder‘ Preise und Medaillen einbringen.“

Was war der dramatischste Wechsel im Weinbau, seit Sie begonnen haben?

 „Ein großer Wechsel, und damit meine ich Evolution, ist nach 1990 geschehen, als neue Weinberge mit neuen Arten und Klonen angebaut wurden. Dadurch konnten sich neue Weingüter mit fortschrittlicheren Technologien etablieren. Den Winzern muss man dafür Anerkennung zollen, dass sie sich durch ihre Ausbildung und Erfahrung in diesem Bereich unglaublich schnell angepasst haben. Dies hat der Entwicklung der Industrie sehr geholfen.“

Was glauben Sie würde jemand bei den Weinen aus Rumänien am meisten erstaunen?

 „Unsere Weine überzeugen mit Persönlichkeit und Eleganz, gegeben von der jeweiligen Region, woher sie stammen.
Dadurch sind die Weine aus Transsilvanien sehr fruchtig, vor allem die Weißweine, mit einer gut ausgeglichenen natürlichen Säure und mit ihrer Geschmeidigkeit sind sie eine sanfte Sensation am Gaumen.
Dealu Mare ist eine bemerkenswerte Region und berühmt für die Rotweine, aber auch für einige Weißweine. Die hier produzierten Weine sind robust, aber ausgeglichen und mit vollem Körper mit langen und wohldefinierten Aromen.
In der Murfatlar Region haben wir 55 Hektar biologische Anbaufläche, was uns die Möglichkeit gibt rote, elegante Weine zu erzeugen, mit mittlerem Körper und feinen Tanninen. Sogar die jungen Weißweine offerieren außergewöhnliche Aromen. Von den Weißweinen möchte ich besonders die hervorheben, die für eine lange Reifung geeignet sind, wie Chardonnay oder Pinot Gris.“

Mit welchen Herausforderungen wird diese Region konfrontiert?

 „Ich glaube die größte Herausforderung für alle Weinregionen ist das ständig wechselnde Klima und das Suchen nach der besten Lösung, um die Weinqualität zu behalten. Die Natur bestimmt viel.“

Können Sie eine Vorhersage über die Zukunft des Weinbaus in Rumänien machen?

 „Die Region entwickelt sich ständig. Das bedeutet mehr Weinproduzenten, mehr Konkurrenz, was zur Erhaltung und Verbesserung der Weinqualität und dem Vertrauen des Konsumenten führen wird.“

Was glauben Sie, was jemanden überraschen wird, der Ihre Weinregion besucht?

 „Die Besonderheit der Region wird durch ihre Authentizität repräsentiert, die Hügel und die besondere Anordnung der Weinberge, die ein wunderschönes Landschaftsbild bieten. Außerdem die neuen Investoren, große und kleine, die neue Weinkeller und Technologien bringen, die Weintouren und besondere Verkostungen anbieten. Das ergibt einen angenehmen ersten Eindruck.“

Was können Sie uns noch erzählen, das Leute ermutigen würde Rumänien zu besuchen?

 „Die Schönheit der Orte und ihre Einwohner sind faszinierend. Es ist beeindruckend, dass fast jede Familie in dieser Gegend einen eigenen kleinen Weinberg hat und sich mit viel Hingabe darum kümmern.“

Welchen Ratschlag geben Sie jemanden, der sich Gedanken macht in die Weinindustrie einzusteigen?

 „Wichtig ist die Leidenschaft, Geld und Geduld. Für mindestens fünf bis sieben Jahre.“

Welcher war der erste Wein, den Sie bewusst verkostet haben?

 „Der erste Wein, den ich probiert habe, war ein süßer, alter Weißwein, über 20 Jahre, von dem Weinkeller des Weinforschungszentrums in Stefanesti. Wie jeder Anfänger, war ich von der Farbe und dem Alter beeindruckt, von den vielfachen Geschmacksrichtungen, aber wahrscheinlich am meisten von seinem Alter! Der bleibt für immer in wunderschöner Weise in meinem Gedächtnis gespeichert.“

Vielen Dank für das Interview, Frau Deaconu!


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