Elsass Road Trip – Im Wohnmobil entlang der Route des Vins d’Alsace

– Anzeige –

Logo National Geographic 234x60

Das Elsass blickt auf eine bewegte und recht wechselhafte Vergangenheit, als Spielball der ehemaligen Erzfeinde Frankreich und Deutschland, zurück. Zum Glück ist diese Episode längst passé, die unterschiedlichen Herrschaftsverhältnisse der Vergangenheit spiegeln sich aber noch heute in dieser Region und auch im Weinbau wider. Während der Großteil der französischen Weinbaugebiete die Herkunft, also Appellation und Lage (Crû), in den Mittelpunkt stellt, so ist der Weinbau im Elsass eher an die Gepflogenheiten der deutschen Nachbarn angelehnt. Die Rebsorten sind rechts- wie links-rheinisch ähnlich, die Weine sind meist sortenrein ausgebaut und auf dem Etikett ist ganz klar die Rebsorte der Held.

Elsass - Blick aus den Vogesen in die Rheinebene
Elsass – Blick aus den Vogesen in die Rheinebene

Typisch für den Elsässer Wein ist die traditionelle Flaschenform, die sogenannte Flûte d’Alsace, eine schlanke Schlegelflasche, und die Weingläser in denen er serviert wird. Diese erinnern an kleine Römer (man bekommt meist nur 10 cl serviert) mit dünnem, hohem Stil.

Elsass - Riesling ist King
Elsass – Riesling ist King

Riesling, Weiß- und Grauburgunder (Pinot Blanc / Gris), Gewürztraminer sowie Sylvaner führen den Sortenspiegel im Weißweinbereich an und machen das Elsass zu einem ausgewiesenen Weißweingebiet. Beim Rotwein spielt nur Pinot Noir eine Rolle, der aber hier bei weitem nicht an die Klasse anderer französischer Regionen heran reicht. Häufig ist dieser auch als Rosé anzutreffen.

Außerdem hat das Elsass herausragende Schaumweine zu bieten. Die Crémants mit eigener Appellation – AOC Crémant d’Alsace – sind nach der Méthode traditionnelle, also der Champagner Methode hergestellt.

Das Weinanbaugebiet ist gerade mal rund 100 Kilometer in der Nord-Süd Ausdehnung und nur einen Steinwurf über den Rhein von Deutschland entfernt. Der Bergzug der Vogesen, an dessen Ostflanke sich die meisten Weinberge schmiegen, ist bestimmend für das Weinbauklima dieser Region. Das Gebiet ist ideal, um es mit dem eigenen Wagen zu erkunden, mit der Route des Vins d’Alsace, der Elsässer Weinstraße, wird einem sogar die Routenplanung abgenommen, denn die Tour führt auf 170 Kilometern automatisch zu den schönsten, wichtigsten und interessantesten Orten.

Wir waren aber nicht nur mit dem eigenen Wagen, sondern sogar mit dem eigenen Bett unterwegs. Der Charme mit dem Wohnmobil durch das Elsass zu reisen – wie eigentlich durch jede andere Weinregion auch – ist, dass man völlig flexibel planen kann und stets dort halt macht, wo es am schönsten, ruhigsten oder einfach am nächsten zum Wein ist. Als Wein-Tourist ein nicht zu unterschätzender Vorteil!

– Anzeige –

Wein direkt vom Winzer

Etappe 1 – Prolog: Mulhouse – Thann – Bourbach-le-Haut

Elsass - Frankreich - 2CV
Elsass – Frankreich – 2CV

Der Einstieg in die Route ist, je nach dem aus welcher Himmelsrichtung man anreist, an verschiedenen Stellen möglich. Die Route erstreckt sich etwa hälftig über die beiden Departements Haut Rhin im Süden und Bas Rhin im Norden. Nach unserem Empfinden ist die Haut Rhin Region die ansprechendere, so haben wir unsere Tour d‘Alsace auch im Süden gestartet, sind aus dem Schwarzwald kommend, in Richtung Mulhouse über den Rhein und zum südlichen Startpunkt der Elsässer Weinstraße nach Thann. Hier haben wir auch gleich die erste Routenänderung vorgenommen.

Thann mit dem sicherlich ansehnlichen Stadtkern konnte uns mit der Lage des für Wohnmobile ausgewiesen Parkplatzes – hinter einer Tankstelle und neben einem Einkaufszentrum – so gar nicht begeistern, weshalb wir kurzerhand umgeplant haben. Wir haben zum nächstgelegen Camping-Car Park navigiert, der im nur rund 10 Kilometer entfernten Bourbach-le-Haut lag. Eine abenteuerliche Anfahrt über schmale, steile Straßen haben uns in einen Ort geführt, wo sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, wo aber auch ein äußerst einladendes Restaurant uns in den Bann gezogen hat. Außerdem bot unser Stellplatz einen grandiosen, wenn auch verregneten Blick in das grüne Tal, aus dem wir uns zuvor mit unserem rollenden Zuhause hochgekämpft hatten.

Das Restaurant muss weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt sein, denn an diesem Abend hat sich die Einwohnerzahl von Bourbach-le-Haut durch die Restaurantbesucher gefühlt verdoppelt. Wir konnten glücklicherweise einen kleinen Tisch in dem liebevoll eingerichteten Lokal ergattern. Die Weinkarte ist ansehnlich und die Speisen verdienen das Prädikat Haute Cuisine.

125x125 Logo Vertical

LA BOUGIE
9, route Joffre
68290 Bourbach-le-Haut
France
+33 3 89 82 41 44

Stellplatz: 5,- € pro Nacht, schöner Ausblick ins Tal, Anmeldung gegenüber in der Stadtverwaltung (Mairie). Nach Büroschluss einfach durch Einwurf der Gebühr in den Briefkasten.

Etappe 2 – Guebwiller – Munster – Éguisheim – ColmaR

Die zweite Etappe führt zum Weinort Guebwiller. Hier läuft man leicht Gefahr von der Route abzukommen, denn die Weinstraße trifft auf eine ganze Reihe anderer Themenwege und –straßen, vom Pilgerweg nach Santiago de Compostela (Jakobsweg), über die Romantische Straße (Route Romane) bis zur Route de Crêtes (Kammstraße durch die Vogesen). Zunächst gilt es aber sich auf den Wein zu konzentrieren, denn Guebwiller hat die meisten Grands Cru Lagen im Elsass zu bieten. Die vier Alsace Grand Cru Kitterlé, Saering, Kessler und Spiegel gruppieren sich am steilen Hang eines Vogesenausläufers. Empfehlenswert ist ein Besuch der renommierten Domaines Schlumberger. Die Hälfte der Rebfläche dieses Traditionsweinguts liegt in den Großen Lagen, dementsprechend bekommt man hier eine Fülle an ausgezeichneten Weinen geboten.

125x125 Logo Vertical

DOMAINES SCHLUMBERGER

100, rue Théodore Deck
68501 GUEBWILLER Cedex France
Phone number: +33(0)3 89 74 27 00
http://www.domaines-schlumberger.com

Wir haben uns dann tatsächlich verleiten lassen, für einen kurzen Abstecher von der Weinstraße abzuweichen, und zwar wegen einer anderen Spezialität dieser Region, dem Munster-Käse. Sicherlich, man bekommt den berühmten, kräftig riechenden Käse auch anderswo, aber wenn man schon mal unterwegs ist, dann kann man auch den kleinen Umweg von ca. 30 Kilometern in Kauf nehmen. Schließlich ist ja der Weg das Ziel. Der Weg dorthin, durch das grüne Tal, ist auch durchaus ansprechend, man trifft auf eine ganze Menge an Kühen, die maßgeblich an der Produktion der regionalen Spezialität beteiligt sind. Des Ortes wegen braucht man hier nicht unbedingt vorbei zu schauen, sehenswert ist allenthalben die Protestantische Kirche, aber die Spezialitätengeschäfte lassen das Gourmet-Herz höher schlagen.

Wieder zurück auf der Route de Vins haben wir im romantischen Eguisheim Halt gemacht. Malerische Gassen und Blumengeschmückte Fachwerkhäuser begeistern die Touristen aus aller Welt. Ein Rundweg leitet einen durch den gesamten Ort. Wir sind hier erstmals auf ein anderes Wahrzeichen des Elsass aufmerksam geworden, dem Storch. In Eguisheim gibt es einen kleinen, etwas skurrilen Storchenpark, wo man die stolzen Vögel aus nächster Nähe betrachten kann. Etwas befremdlich war, dass ein Storch in einer relativ engen Volliere eingesperrt war, wahrscheinlich um den anderen, frei herumfliegenden Partner immer wieder zurück zu locken. Eigentlich ein unnötiges Unterfangen, denn auf der Tour kann man genügend Störche in freier Wildbahn entdecken, zudem bietet jeder Ort den Großvögeln Nistmöglichkeiten, meist auf hohen Türmen, die auch rege genutzt werden.

– Anzeige –

www.berge-meer.de

Einen anderen Vogel haben wir hier als köstliche Spezialität entdeckt. Bei unserem Rundgang durch Eguisheim sind wir auf vorgekochte und in Gläsern konservierte Gerichte gestoßen, für uns Wohnmobilisten immer eine willkommene Reiseverpflegung. Der „Coq au Riesling“ aus dem Glas, zusammen mit Bandnudeln aus unserem Standard Proviant hätte im Restaurant kaum besser schmecken können. Leider haben wir uns das Gericht erst viel später auf der Reise schmecken lassen, zu spät für die Erkenntnis, dass wir uns mit viel mehr dieser Gläser hätten eindecken sollen.

Elsass - Éguisheim
Elsass – Éguisheim

In Eguisheim gibt es auch einen wunderschön gelegenen Campingplatz, nahe am Ort und direkt in den Weinbergen. Wir haben uns aber entschlossen, diese Etappe im nahen Colmar zu beschließen.

Touristmusinformation: http://www.ot-eguisheim.fr/de/

Pique-nique mit Elsässer Spezialitäten
Pique-nique mit Elsässer Spezialitäten

In Colmar haben wir einen ausgewiesenen Camping Car Park am Rande der Stadt, bei einem kleinen Yachthafen angesteuert. Von dort erreicht man die Innenstadt fußläufig in 15 Minuten. (6 rue du Canal, 68000 Colmar)

Colmar bietet alles was der Weintourist begehrt. Einladende, urige Weinstuben (Wistub), Vinotheken und ausgezeichnete Restaurants. Die Elsässer Küche ist etwas deftiger als die filigrane Haute Cuisine anderer französischer Regionen. Sauerkraut und deftige Fleisch und Wurstgerichte sind häufig die Rieslingbegleiter in den Weinstuben. Wir haben uns am ersten Abend für ein ausgesprochenes Touristenlokal entschieden, Schwendi Bier- und Winstub, das ist absolut zentral gelegen und man kann wunderschön im Freien an einem der durch Colmar fließenden Bäche sitzen und speisen. (23 Grand Rue, 68000 Colmar). Nicht ganz so touristisch, aber ebenso urig ist das Chez Hansi, leider gibt es hier keine Außenplätze, die traditionellen Elsässer Gerichte und der Wein lassen das Manko aber schnell vergessen.

Ein Anlaufpunkt für traditionelle und regionale Spezialitäten ist die Markthalle von Colmar. Wer den Weg nach Munster scheut, der bekommt den Käse auch hier, natürlich genauso wie viele andere Köstlichkeiten, allen voran die leckeren Pasteten. Von dort ist es nur ein Katzensprung ins Klein-Venedig (La Petite Venise), dem malerischen Viertel entlang der Lauch, das – wie der Namen schon vermuten lässt – mit seinen Brücken und den über den Fluss gebauten Häusern an das Italienische Pendant erinnert. In Restaurants der meist gehobeneren Kategorie kann man hier direkt am oder über dem Wasser speisen.

Im August findet in Colmar die Foire aux vins, also die Elsässer Weinmesse statt, bei der sich auch Endverbraucher einen Überblick über die Elsässische Weinkultur verschaffen können.

Colmar ist die Heimatstadt des Künstlers Frédéric Auguste Bartholdi, der hier 1834 geboren wurde. Auch wenn einem der Name nicht auf Anhieb etwas sagt so kennt sicher die ganze Welt sein bedeutendstes Kunstwerk „La Liberté éclairant le Monde“, besser bekannt als „Statue of Liberty“, also der Freiheitsstatue von New York. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum seines Schaffens, natürlich mit ausgiebiger Würdigung von Ms. Liberty (30 rue des Marchands).

Etappe 3 – Rundkurs: Kaysersberg – Ribeauvillé – Kaysersberg

Kaysersberg - Wanderung in die Vogesen
Kaysersberg – Wanderung in die Vogesen

Die nächste Etappe führt von Colmar zunächst nach Kaysersberg an den Fuß der Vogesen, das uns mit einem großen und gut ausgestatteten Wohnmobil Stellplatz lockt. Eine Burgruine thront über dem Ort. Die liebevoll hergerichtete Altstadt hat es uns angetan, auch oder vielleicht gerade weil hier auf den Kitsch, der andernorts oft im Übermaß vorhanden ist, verzichtet wird. Von hier aus kann man auch wunderschöne Wanderungen in die Vogesen unternehmen, die herrliche Ausblicke über das Elsass bis in die Rheinebene bieten.

Apropos Kitsch: Am kommenden Tag haben wir uns nach Ribeauvillé aufgemacht. Die entzückenden Fachwerkhäuser in den verschiedensten Farben und die wunderbaren Blumenarrangements sind ohne Frage absolut sehenswert. Leider sehen das auch jede Menge andere Touristen so, weshalb man sich die Straßen mit Busladungen an Menschen teilt. In Ribeauvillé befindet sich eines der bekanntesten Weingüter des Elsass, Maison Trimbach. Hier gibt es ausgezeichnete Rieslinge aus Grands Crû Lagen zu entdecken. Das Weingut befindet sich direkt am Zugang zur Altstadt, für einen Besuch mit Weinprobe und Kellerführung muss man sich aber unbedingt vorher anmelden (http://www.trimbach.fr).

Als Individualreisende sind wir gegen solche Menschenmassen etwas allergisch, weshalb wir wieder den Rückweg nach Kaysersberg eingeschlagen haben und dort den Abend unter Einheimischen, bei einem schönen Glas Wein zum Flammkuchen, in einer gemütlichen Weinbar beschlossen haben.

Schlussetappe – Bas Rhin: Dambach-la-Ville – Wissembourg – Pfalz

Das Departement Bas Rhin hat uns leider mit recht wechselhaftem Wetter begrüßt. Das und der Anfangs erwähnte Umstand, dass wir im Süden bereits den mutmaßlich schöneren Teil der Tour abgefahren haben, hat dazu geführt, dass wir die letzte Etappe nur mit kurzen Zwischenstopps in Dambach-la-Ville und Wissembourg abgefahren haben. Das Deutsche Weintor hat uns dann den Übertritt in die Pfalz signalisiert, das ist aber auch schon die nächste Geschichte.

Ein Verzeichnis der Elsässer Winzer und Weingüter findet man unter www.elsaesserweine.com

– Anzeige –

728x90