Grenzen sind menschengemacht, die Natur schert sich aber herzlich wenig um solche, willkürlich gesetzten Linien. Während anderswo oft Flüsse oder andere Barrieren einen Grenzverlauf markieren, ist zwischen der Südsteiermark und dem Nachbarn Slowenien die Grenzlinie allenfalls zu erahnen. Die saftig grünen, sanft geschwungenen Hügel der österreichischen Steiermark sind nicht von denen auf slowenischer Seite zu unterscheiden.
Auch beim Wein liegt das Steirerland näher an Slowenien, als zu den nördlicheren österreichischen Weinregionen. Die Südsteiermark ist ein ausgesprochenes Weißweingebiet. Hier herrschen trockene, duftige, frische Weißweine vor, vor allem aus der Leitsorte Sauvignon Blanc, sowie Muskateller und dem Welschriesling, der aber weder verwandt, allenfalls verschwägert mit dem Rheinrieling ist. Was man hier aber meist vergeblich sucht, ist der österreichische Wein schlechthin, der Grüne Veltliner.
Die Landschaft der Südsteiermark ist wunderschön. Die vielen Hügel bedingen an sich schon, dass die Rebflächen – die Rieden – sehr kleinteilig ausfallen, dazwischen sorgt aber auch noch ein Flickenteppich aus Wald und Hecken für ein wildromantisches Bild. Kurvige Straßen führen über die Hügel und zu den weit verstreuten Höfen. Wo die Landschaft flacher ausfällt begegnet man Feldern, die einer anderen steirischen Spezialität gewidmet sind, dem Kürbiskernöl. Ohne dieses intensiv dunkelgrüne Öl, mit seinem nussigen, in Richtung Pistazien gehenden Geschmack, kommt kaum eine Speise in den Buschenschänken zwischen Leibnitz, Gamlitz und Leutschach aus. Wir haben hier sogar Vanille-Eis mit Kürbiskernöl serviert bekommen. Was sich zunächst ungewöhnlich anhört, entpuppte sich aber als wahre Köstlichkeit.
Klapern gehört zum Weingeschäft
Vogelscheuchen sind das Wahrzeichen der Südsteiermark. Hierbei sind aber nicht etwa diese mehr oder weniger abschreckenden Holzmännchen gemeint, sondern wahre handwerkliche Kunstwerke, Klapotetz genannt. Diese, an Don Quijotes Widersacher erinnernde Windräder, erzeugen Schlaggeräusche, die für Vögel äußerst unangenehm sein sollen. Das Wort Klapotetz ist wohl auch dem Slowenischen entliehen und bedeutet Klapper. Man begegnet vielerorts diesen klappernden Windrädern, oft liegt aber die Vermutung nahe, dass der Standort inzwischen eher nach touristischen, als nach Vögel abschreckenden Aspekten gewählt wird.
Zurück zum Wein. Mit gut 2.000 Hektar ist die Südsteiermark eines der kleineren Weinbaugebiete Österreichs. Gut 80 Prozent der Weingärten sind den weißen Sorten vorbehalten. Neben den oben bereits erwähnten Rebsorten findet man auf den Weinkarten öfters einen Morillon, was das steirische Synonym für den Chardonnay ist. Die Bukettsorten, wie Muskateller und Traminer und natürlich der Sauvignon Blanc, profitieren vom südeuropäischen Klima und den kühlen Nächten, die für eine reichhaltige Aromatik sorgen. Es ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Böden vorzufinden, von Sand und Schiefer bis zu Mergel und Muschelkalk, sowie Böden vulkanischen Ursprungs. Ebenso vielschichtig sind die Weine.
Einige Weingüter stellen die Einzigartigkeit dieses Terroirs in den Mittelpunkt ihres Wirkens. Zehn dieser Weingärtner haben sich zum STK, den Steirischen Terroir & Klassik Weingütern zusammengeschlossen. Hier sind weit über die Grenzen hinaus bekannte Namen zu finden, wie Golz, Sabathi, Polz, Tement, Sattler oder Gross. (www.stk-wein.at)
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Wein und Erholung
Die Südsteiermark ist geradezu prädestiniert für den Weintouristen. Viele Weingüter heißen nicht nur Gäste gerne willkommen, sondern bieten häufig sogar Übernachtungsmöglichkeiten, vom einfachen Gästezimmer bis hin zu komfortablen Wellnessoasen. Ein solches ist das Weingut Rebenhof in Ratsch an der Weinstraße.
Der Winzer Hartmut Aubell hat den elterlichen Hof im Jahr 2008 übernommen und zu einem Refugium für Wein-, Genuss- und Entspannungssuchende ausgebaut. Seine weinbaulichen Sporen hat er sich in renommierten Weingütern in Österreich, Deutschland und Frankreich verdient. Bekannte und wohlklingende Namen wie Weingut Sepp Moser (Kremstal), Weingut Emmerich Knoll, (Wachau), Schloss Halbthurn (Burgenland), Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken (Saar), Chateau Hermitage (Bordeaux) und Didier Dagueneau (Loire) waren seine Stationen. Den Rebenhof bewirtschaftet er streng biodynamisch, nach DEMETER Richtlinien, was ab dem Jahrgang 2016 entsprechend zertifiziert wird. Die konsequente Weinbergsarbeit setzt sich auch im Keller fort. Hier verzichtet Hartmut Aubell auf jeglichen Zusatz von Enzymen, Reinzuchthefen, Zucker oder Schönungsmitteln und gibt den Weinen, die Zeit, die sie benötigen. Mit Sauvignon Blanc, Chardonnay, Gelber Muskateller, Weißburgunder und Welschriesling gibt es nicht nur eine Vielzahl an Sorten, sondern diese auch in unterschiedlichen Ausbauvarianten. Fässer aus österreichischer Eiche in unterschiedlichen Größen zwischen 100 und 500 Litern, finden sich ebenso wie kühle Edelstahlfässer.
Der Rebenhof befindet sich am höchsten Punkt der Südsteirischen Weinstraße, nur einen Steinwurf von der Grenze nach Slowenien entfernt, die hier zum Teil mitten auf der Straße verläuft. Von der Terrasse aus sind herrliche Ausblicke in das Südsteirisch-Slowenische Weinland garantiert.
Der Rebenhof bietet auch Unterkunft und Erholung in den sieben Winzerzimmern der Moarhäuser. Die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Vom Gourmet-Frühstücksbuffet und steirischen Schmankerl in der gemütlichen Kachelofenstube oder im traumhaften Garten, über den privaten, Solar beheizten Pool und Sauna, bis zu Tennisplatz und Kegelbahn, ist alles geboten, was das Weintouristen-Herz begehrt. (www.rebenhof.at)
Slowenischer Abstecher
Apropos Herz: mit den Leihfahrrädern kann man beispielsweise eine Tour zur sogenannten Herzerlstraße unternehmen, einem romantischen Fotomotiv kurz hinter der slowenischen Grenze. Von einem ganz bestimmten Standort aus kann man einen Weinbergsweg in Herzform erkennen und entsprechend ablichten.
Keine 30 Kilometer über die grüne Grenze nach Slowenien kommt man nach Maribor und zu einer weinbaulichen Sensation, dem ältesten Weinstock der Welt, der noch regelmäßig Trauben trägt. Mit über 400 Jahren hat es die ‚Stara Trta‘ (slowenisch für ‚Alter Weinstock‘) ins Guiness-Buch geschafft. Wer hier aber nicht nur den alten Rebstock bewundern möchte, der kann in dem Gebäude, an dem der Weinstock steht, das Weinmuseum besuchen und in der Vinothek edle Tropfen genießen. Dort gibt es auch den raren Wein, der jedes Jahr feierlich aus den Trauben der 400-jährigen Žametovka-Rebe erzeugt wird. Auch sonst ist Maribor einen Abstecher wert. Die Stadt an der Drau war im Jahr 2012 Kulturhauptstadt Europas.
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Ausg’steckt is
Zurück in die österreichische Steiermark steht der Besuch eines Buschenschanks auf dem Plan. Entlang der Südsteirischen Weinstraße sind unzählige dieser urigen Weinstuben zu finden. Ein traditioneller Buschenschank ist nur Wochenweise geöffnet und schenkt Eigenbauweine aus. Es dürfen auch nur kalte Speisen und hausgemachte Mehlspeisen angeboten werden. Einen Buschenschank erkennt man am namensgebenden Buschen über dem Eingang, also einem Büschel Zweige, und dem ‚Ausg’steckt‘ Schild.
Uns hat es nach Gamlitz zum Buschenschank ‚Loarmoar‘ der Familie Kerschbaumer verschlagen, da man dort nicht nur ausgezeichnet essen und trinken kann, sondern wir auch unser mobiles Zuhause auf dem angeschlossenen Campingstellplatz mit wunderschönen Blick auf die steirischen Hügel platzieren konnten. Für ein unbeschwertes Genießen der leckeren Weine und Brände ein unschätzbarer Vorteil. Auf der Karte findet sich auch eine lokale Rarität, Rotwein aus der autochthonen steirischen Rebsorte Laska. Dazu gibt es vorzügliche Salate mit dem köstlichen steirischen Kürbiskernöl und rustikale Wurst-, Schinken und Käsespezialitäten.
Ein ganz besonderer Service der Familie Kerschbaumer hat uns einen wunderschönen Ausflug über die Südsteirische Weinstraße beschert. Die hauseigene Vespa, im Ferrari-Rot, kann von den Campinggästen unentgeltlich ausgeliehen werden. Lediglich den Tank gilt es nach der Tour wieder zu füllen. Die wendige ‚Wespe‘ ist das ideale Gefährt für die kurvigen Straßen der Region.
Wer kein mobiles Zuhause hat, der findet in Gamlitz auch Unterkünfte in jeder Kategorie. Der Ort ist ideal gelegen um die Südsteiermark zu erkunden. Um das ebenso unbeschwert tun zu können bieten die Beherbergungsbetriebe in Gamlitz einen einzigartigen Service. Die Übernachtungsgäste können kostenlos das Gamlitzer Service Taxi nutzen, das einen von der Unterkunft zu den Buschenschänken und anderen Mitgliedsbetrieben und natürlich wieder sicher zurück bringt. (www.gamlitz.eu)
Wellness- und erholungssuchende Gourmets werden in der Südsteiermark ebenso fündig. Das Loisium Wein & Spa Resort in Ehrenhausen bietet von Wellness und Beautyanwendungen bis zu Wein- und Essensgenuss das ideale Rundumwohlfühlpaket. Das moderne Hotel-Resort ist eingebettet in die romantische Landschaft des steirischen Weinlandes. (www.loisium.com)
Die grüne Grenzregion ist das ideale Ziel, zum Entschleunigen. Wenn Sie mehr von der anderen Seite der Grenze, von Slowenien lesen möchten, dann sollten Sie den Artikel „Slowenien: Land der Berge, Seen, Wälder und des Weins“ von Chris Boiling lesen.
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Reise planen
Vor dem Entschleunigen steht eine beschleunigte Anreise, die aus dem Norden kommend – sei es per Auto, Zug oder Flug – über die Landeshauptstadt Graz führt. Hier lohnt es sich auch einen Zwischenstopp einzulegen. Lesen Sie dazu den Artikel Wine and the City aus Graz.
Zusätzliche Informationen zur Region und Unterkünften sind hier zu finden: