Grüne Grenze | Südsteiermark

Grenzen sind menschengemacht, die Natur schert sich aber herzlich wenig um solche, willkürlich gesetzten Linien. Während anderswo oft Flüsse oder andere Barrieren einen Grenzverlauf markieren, ist zwischen der Südsteiermark und dem Nachbarn Slowenien die Grenzlinie allenfalls zu erahnen. Die saftig grünen, sanft geschwungenen Hügel der österreichischen Steiermark sind nicht von denen auf slowenischer Seite zu unterscheiden.

Links Österreich - Rechts Slowenien - Links wie Rechts Steiermark
Links Österreich – Rechts Slowenien – Links wie Rechts Steiermark

Auch beim Wein liegt das Steirerland näher an Slowenien, als zu den nördlicheren österreichischen Weinregionen. Die Südsteiermark ist ein ausgesprochenes Weißweingebiet. Hier herrschen trockene, duftige, frische Weißweine vor, vor allem aus der Leitsorte Sauvignon Blanc, sowie Muskateller und dem Welschriesling, der aber weder verwandt, allenfalls verschwägert mit dem Rheinrieling ist. Was man hier aber meist vergeblich sucht, ist der österreichische Wein schlechthin, der Grüne Veltliner.

Die Landschaft der Südsteiermark ist wunderschön. Die vielen Hügel bedingen an sich schon, dass die Rebflächen – die Rieden – sehr kleinteilig ausfallen, dazwischen sorgt aber auch noch ein Flickenteppich aus Wald und Hecken für ein wildromantisches Bild. Kurvige Straßen führen über die Hügel und zu den weit verstreuten Höfen. Wo die Landschaft flacher ausfällt begegnet man Feldern, die einer anderen steirischen Spezialität gewidmet sind, dem Kürbiskernöl. Ohne dieses intensiv dunkelgrüne Öl, mit seinem nussigen, in Richtung Pistazien gehenden Geschmack, kommt kaum eine Speise in den Buschenschänken zwischen Leibnitz, Gamlitz und Leutschach aus. Wir haben hier sogar Vanille-Eis mit Kürbiskernöl serviert bekommen. Was sich zunächst ungewöhnlich anhört, entpuppte sich aber als wahre Köstlichkeit. 

Klapern gehört zum Weingeschäft

Vogelscheuchen sind das Wahrzeichen der Südsteiermark. Hierbei sind aber nicht etwa diese mehr oder weniger abschreckenden Holzmännchen gemeint, sondern wahre handwerkliche Kunstwerke, Klapotetz genannt. Diese, an Don Quijotes Widersacher erinnernde Windräder, erzeugen Schlaggeräusche, die für Vögel äußerst unangenehm sein sollen. Das Wort Klapotetz ist wohl auch dem Slowenischen entliehen und bedeutet Klapper. Man begegnet vielerorts diesen klappernden Windrädern, oft liegt aber die Vermutung nahe, dass der Standort inzwischen eher nach touristischen, als nach Vögel abschreckenden Aspekten gewählt wird.

Zurück zum Wein. Mit gut 2.000 Hektar ist die Südsteiermark eines der kleineren Weinbaugebiete Österreichs. Gut 80 Prozent der Weingärten sind den weißen Sorten vorbehalten. Neben den oben bereits erwähnten Rebsorten findet man auf den Weinkarten öfters einen Morillon, was das steirische Synonym für den Chardonnay ist. Die Bukettsorten, wie Muskateller und Traminer und natürlich der Sauvignon Blanc, profitieren vom südeuropäischen Klima und den kühlen Nächten, die für eine reichhaltige Aromatik sorgen. Es ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Böden vorzufinden, von Sand und Schiefer bis zu Mergel und Muschelkalk, sowie Böden vulkanischen Ursprungs. Ebenso vielschichtig sind die Weine.

Einige Weingüter stellen die Einzigartigkeit dieses Terroirs in den Mittelpunkt ihres Wirkens. Zehn dieser Weingärtner haben sich zum STK, den Steirischen Terroir & Klassik Weingütern zusammengeschlossen. Hier sind weit über die Grenzen hinaus bekannte Namen zu finden, wie Golz, Sabathi, Polz, Tement, Sattler oder Gross. (www.stk-wein.at)

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Wein und Erholung

Die Südsteiermark ist geradezu prädestiniert für den Weintouristen. Viele Weingüter heißen nicht nur Gäste gerne willkommen, sondern bieten häufig sogar Übernachtungsmöglichkeiten, vom einfachen Gästezimmer bis hin zu komfortablen Wellnessoasen. Ein solches ist das Weingut Rebenhof in Ratsch an der Weinstraße.

Hartmut Aubell vom Weingut Rebenhof - Bildquelle: Rebenhof
Hartmut Aubell vom Weingut Rebenhof – Bildquelle: Rebenhof

Der Winzer Hartmut Aubell hat den elterlichen Hof im Jahr 2008 übernommen und zu einem Refugium für Wein-, Genuss- und Entspannungssuchende ausgebaut. Seine weinbaulichen Sporen hat er sich in renommierten Weingütern in Österreich, Deutschland und Frankreich verdient. Bekannte und wohlklingende Namen wie Weingut Sepp Moser (Kremstal), Weingut Emmerich Knoll, (Wachau), Schloss Halbthurn (Burgenland), Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken (Saar), Chateau Hermitage (Bordeaux) und Didier Dagueneau (Loire) waren seine Stationen. Den Rebenhof bewirtschaftet er streng biodynamisch, nach DEMETER Richtlinien, was ab dem Jahrgang 2016 entsprechend zertifiziert wird. Die konsequente Weinbergsarbeit setzt sich auch im Keller fort. Hier verzichtet Hartmut Aubell auf jeglichen Zusatz von Enzymen, Reinzuchthefen, Zucker oder Schönungsmitteln und gibt den Weinen, die Zeit, die sie benötigen. Mit Sauvignon Blanc, Chardonnay, Gelber Muskateller, Weißburgunder und Welschriesling gibt es nicht nur eine Vielzahl an Sorten, sondern diese auch in unterschiedlichen Ausbauvarianten. Fässer aus österreichischer Eiche in unterschiedlichen Größen zwischen 100 und 500 Litern, finden sich ebenso wie kühle Edelstahlfässer.

Der Rebenhof befindet sich am höchsten Punkt der Südsteirischen Weinstraße, nur einen Steinwurf von der Grenze nach Slowenien entfernt, die hier zum Teil mitten auf der Straße verläuft. Von der Terrasse aus sind herrliche Ausblicke in das Südsteirisch-Slowenische Weinland garantiert.

Der Rebenhof bietet auch Unterkunft und Erholung in den sieben Winzerzimmern der Moarhäuser. Die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Vom Gourmet-Frühstücksbuffet und steirischen Schmankerl in der gemütlichen Kachelofenstube oder im traumhaften Garten, über den privaten, Solar beheizten Pool und Sauna, bis zu Tennisplatz und Kegelbahn, ist alles geboten, was das Weintouristen-Herz begehrt. (www.rebenhof.at)

Slowenischer Abstecher

Stara Trta - ältester Weinstock der Welt
Stara Trta – ältester Weinstock der Welt

Apropos Herz: mit den Leihfahrrädern kann man beispielsweise eine Tour zur sogenannten Herzerlstraße unternehmen, einem romantischen Fotomotiv kurz hinter der slowenischen Grenze. Von einem ganz bestimmten Standort aus kann man einen Weinbergsweg in Herzform erkennen und entsprechend ablichten.

Keine 30 Kilometer über die grüne Grenze nach Slowenien kommt man nach Maribor und zu einer weinbaulichen Sensation, dem ältesten Weinstock der Welt, der noch regelmäßig Trauben trägt. Mit über 400 Jahren hat es die ‚Stara Trta‘ (slowenisch für ‚Alter Weinstock‘) ins Guiness-Buch geschafft. Wer hier aber nicht nur den alten Rebstock bewundern möchte, der kann in dem Gebäude, an dem der Weinstock steht, das Weinmuseum besuchen und in der Vinothek edle Tropfen genießen. Dort gibt es auch den raren Wein, der jedes Jahr feierlich aus den Trauben der 400-jährigen Žametovka-Rebe erzeugt wird. Auch sonst ist Maribor einen Abstecher wert. Die Stadt an der Drau war im Jahr 2012 Kulturhauptstadt Europas. 

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Ausg’steckt is

Wein im Buschenschank
Wein im Buschenschank

Zurück in die österreichische Steiermark steht der Besuch eines Buschenschanks auf dem Plan. Entlang der Südsteirischen Weinstraße sind unzählige dieser urigen Weinstuben zu finden. Ein traditioneller Buschenschank ist nur Wochenweise geöffnet und schenkt Eigenbauweine aus. Es dürfen auch nur kalte Speisen und hausgemachte Mehlspeisen angeboten werden. Einen Buschenschank erkennt man am namensgebenden Buschen über dem Eingang, also einem Büschel Zweige, und dem ‚Ausg’steckt‘ Schild.

Uns hat es nach Gamlitz zum Buschenschank ‚Loarmoar‘ der Familie Kerschbaumer verschlagen, da man dort nicht nur ausgezeichnet essen und trinken kann, sondern wir auch unser mobiles Zuhause auf dem angeschlossenen Campingstellplatz mit wunderschönen Blick auf die steirischen Hügel platzieren konnten. Für ein unbeschwertes Genießen der leckeren Weine und Brände ein unschätzbarer Vorteil. Auf der Karte findet sich auch eine lokale Rarität, Rotwein aus der autochthonen steirischen Rebsorte Laska. Dazu gibt es vorzügliche Salate mit dem köstlichen steirischen Kürbiskernöl und rustikale Wurst-, Schinken und Käsespezialitäten.

Vespa-Ausflug über die Steirischen Hügel
Vespa-Ausflug über die Steirischen Hügel

Ein ganz besonderer Service der Familie Kerschbaumer hat uns einen wunderschönen Ausflug über die Südsteirische Weinstraße beschert. Die hauseigene Vespa, im Ferrari-Rot, kann von den Campinggästen unentgeltlich ausgeliehen werden. Lediglich den Tank gilt es nach der Tour wieder zu füllen. Die wendige ‚Wespe‘ ist das ideale Gefährt für die kurvigen Straßen der Region.

Wer kein mobiles Zuhause hat, der findet in Gamlitz auch Unterkünfte in jeder Kategorie. Der Ort ist ideal gelegen um die Südsteiermark zu erkunden. Um das ebenso unbeschwert tun zu können bieten die Beherbergungsbetriebe in Gamlitz einen einzigartigen Service. Die Übernachtungsgäste können kostenlos das Gamlitzer Service Taxi nutzen, das einen von der Unterkunft zu den Buschenschänken und anderen Mitgliedsbetrieben und natürlich wieder sicher zurück bringt. (www.gamlitz.eu)                                                 

Wellness- und erholungssuchende Gourmets werden in der Südsteiermark ebenso fündig. Das Loisium Wein & Spa Resort in Ehrenhausen bietet von Wellness und Beautyanwendungen bis zu Wein- und Essensgenuss das ideale Rundumwohlfühlpaket. Das moderne Hotel-Resort ist eingebettet in die romantische Landschaft des steirischen Weinlandes. (www.loisium.com)

Die grüne Grenzregion ist das ideale Ziel, zum Entschleunigen. Wenn Sie mehr von der anderen Seite der Grenze, von Slowenien lesen möchten, dann sollten Sie den Artikel „Slowenien: Land der Berge, Seen, Wälder und des Weins“ von Chris Boiling lesen.


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Reise planen

Vor dem Entschleunigen steht eine beschleunigte Anreise, die aus dem Norden kommend – sei es per Auto, Zug oder Flug – über die Landeshauptstadt Graz führt. Hier lohnt es sich auch einen Zwischenstopp einzulegen. Lesen Sie dazu den Artikel Wine and the City aus Graz.

Zusätzliche Informationen zur Region und Unterkünften sind hier zu finden:

www.suedsteiermark.com | www.suedsteirischeweinstrasse.at

Wine and the City | Graz | Steiermark

Graz, die Landeshauptstadt der Steiermark, bezeichnet sich selbst als die Genuss-Hauptstadt Österreichs, was liegt also näher, diesem vollmundigen Versprechen auf den Zahn, oder besser auf dem Gaumen, zu fühlen. Auf unserem Weg in die Südsteiermark legen wir also einen kurzen Zwischenstopp in der zweitgrößten Stadt der Alpenrepublik ein.

 

Die geographischen Voraussetzungen sind schon mal nicht schlecht. Die Stadt liegt auf der Grenze der beiden österreichischen Weinbaugebiete Weststeiermark und Südoststeiermark, und keine 30 Kilometer südlich liegt mit der Südsteiermark das dritte Weinbaugebiet praktisch vor den Toren. Die gesamte Steiermark definiert sich als Genuss-Region. Neben dem Wein stehen noch weitere regionale Spezialitäten unter dem Schutz der sperrigen, europäischen Herkunftsbezeichnung „geschützte geographische Angabe“, allen voran natürlich das Steirische Kürbiskernöl. Diese Köstlichkeit bereichert viele Speisen, Salate und sogar Deserts. Steirischer Kren, also Meerrettich, und die Käferbohnen gehören ebenso zu den regionalen Zutaten.

Wein genießen ist in Graz nicht gerade günstig. Ein Glaserl Wein kostet in Graz zwar in etwa das gleiche, wie bei uns zu Hause in Franken, der Unterschied ist nur, dass hier das Glas nur halb so groß, respektive nur halb so voll ist. Dafür bekommt man aber durchweg ordentliche bis sehr gute Qualitäten serviert.

Graz ist bekannt für seine vielen und schönen Hinterhöfe. Etliche davon sind auch miteinander verbunden, so dass man abseits der Hauptrouten sich durch die Höfe schlängeln kann. In einem dieser Höfe, dem Generalihof, findet man die Weinbar Klapotetz (wenn Sie wissen möchten, was ein Klapotetz ist, dann sollten Sie unbedingt unseren Artikel aus der Südsteiermark einmal genauer lesen).

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Klapotez

Die Weinbar Klapotetz im Generalihof hat über 90 Weine im Angebot, wovon mindestens 15 im Offenausschank sind. Die Diplom-Sommeliere Evelyn Merc führt die Vinothek mit viel Herzblut und mit ihrem Partner, dem Winzer Hannes Dreisiebner. Bei schönem Wetter kann man im herrlichen Innenhof in Ruhe seine Achterl genießen. Zwar ist der Hof nur wenige Schritte von der Grazer Hauptachse, der Herrengasse entfernt, die Hektik bleibt aber vor der Passage zurück. Als Begleitung zum Wein gibt es regionale Fleisch-, Wurst- und Käsespezialitäten.

Weinbar Klapotetz                                                              
Herrengasse 9 (Generalihof)
8010 Graz
Tel. +43 316 820888
www.klapo.at

K & Ö

Das Kastner & Öhler ist das Traditions-Kaufhaus in Graz. Auf sechs Stockwerken und 20.000 Quadratmetern ist die größte Modeauswahl Österreichs zu finden. Nach all dem Shoppingstress lädt im 6. Stock das Tagescafé Freiblick zum Entspannen ein. Innen in gemütlicher Lounge-Atmosphäre, aber ganz besonders bei schönem Wetter draußen auf der Dachterrasse. Der Name „Freiblick“ ist Programm, man hat von hier einen wunderbaren Ausblick über die Dächer der Grazer Altstadt und den Schlossberg mit dem Uhrturm.

Tagescafé Freiblick im Kaufhaus Kaster & Öhler (6. Stock)
Sackstraße 7-13
8010 Graz
Tel. +43 316 835302
www.freiblick.co.at

Der Steirer

Die Innere Stadt am linken Ufer der Mur ist stark touristisch geprägt, die Lokalitäten sind dort eher auf das schnelle Stillen der Bedürfnisse ausgelegt, zum gemütlichen Genießen geht man eher ans rechte Ufer. Rund um das Kunsthaus sind einige der angesagtesten Gaststätten zu finden.

Der Steirer, ein Wirtshaus im urbanen Flair, bietet regionales neu interpretiert, wie beispielsweise Steirische Tapas, aber auch klassisch traditionelles, wie das Backhendl oder den Sonntagsbraten (natürlich nur Sonn- und Feiertags). Unter der Woche gibt es einen Mittagstisch mit bis zu drei Gängen. Die Weinkarte lässt kaum Wünsche offen. Monatlich im Wechsel gibt es jeweils 12 offene Weine von Steirischen Winzern. Der Steirer ist immer gut besucht, eine Reservierung ist also obligatorisch.

Der Steirer
Belgiergasse 1
8020 Graz
Tel.: +43 316 703654
www.der-steirer.at

Sterz im Mohrenwirt

Der Mohrenwirt ist ein traditionelles, urig-gemütliches Gasthaus. In den gemütlichen, holzvertäfelten Gaststuben wird regionaltypisches serviert. Klassiker sind der Backhendlsalat oder natürlich das echte Wiener Schnitzel vom Kalb. Auf der Weinkarte finden sich auch die wichtigsten steirischen Sorten und sogar ein Cabernet Sauvignon als Exot.

Sterz im Mohrenwirt
Mariahilferstraße 16
8020 Graz
Tel. +43 316 711411
www.sterz-mohrenwirt.at

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Kunsthauscafé

Weniger traditionell geht es im Kunsthauscafé zu. Im Stil erinnert es eher an Berlin Prenzlauer Berg, viel kahler Beton, entsprechend laut ist es auch zuweilen, was am Abend noch durch die Musik verstärkt wird. Das Publikum ist hier jünger als in den oben genannten Locations. Die Küche ist auch entsprechend darauf ausgerichtet. Vom klassischen Big-Beef Burger bis zur veganen Variante ist alles für den modernen Gast geboten. Der Wein ist hier internationaler, wer’s mag bekommt auch Cider serviert und natürlich gibt es, dem bewusst konsumierenden Publikum angemessen, auch in Bio-Qualität. Das Kunsthauscafé schließt direkt an die Buchhandlung im Kunsthaus an, Abends wird ein Teil der Buchhandlung abgetrennt und geschlossen, es verbleibt aber ein kleiner Teil auch im Café, sodass man hier noch in dem einen oder anderen Buch schmökern kann.

Kunsthauscafé
Südtirolerplatz 2
8020 Graz
Tel. +43 316 714957
www.kunsthauscafe.co.a

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Kulinarische Rundgänge

Wer nicht auf eigene Faust die Gastro-Szene erkunden möchte, für den bietet die Grazer Tourismus Information geführte Kulinarische Stadtrundgänge an. Bei den Zwischenstopps werden Kostproben aus Küche und Keller geboten. 

Graz Tourismus Information
Herrengasse 16
8010 Graz
www.graztourismus.at

Bauernmarkt

Ein echter Genuss ist auch ein Besuch der Bauernmärkte der Stadt. Der größte und älteste Bauernmark ist der Kaiser-Josef-Markt, der Werktäglich von 6 bis 13 Uhr geöffnet ist und sämtliche regionalen Köstlichkeiten zu bieten hat, vieles davon aus biologischem Anbau. Wenn Sie das Steirische Kürbiskernöl mit nach Hause nehmen wollen, dann wäre hier der richtige Ort um es einzukaufen. 

Kaiser-Josef-Platz
8010 Graz

Die genannten Stationen sind natürlich nur ein kleiner Auszug dessen, was Graz in Sachen Genuss zu bieten hat. Den Titel Genuss-Hauptstadt führt die Stadt aber definitiv zu Recht. wir ergänzen das ab sofort mit dem Siegel WTM geprüft!

Weinselige Hauptstadt | Wien | Österreich

Übersetzte Fassung des Artikels „Wine in the City | Vienna“ von Chris Boiling, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe August 2016

Anfang des Jahres hat die amerikanische Reisebranche bei den Travvy Awards Österreich zur besten Destination für Weintourismus in Europa gewählt. Obwohl der Weinautor Chris Boiling noch denkt, dass Slowenien führt, räumt er aber ein, dass Österreichs Hauptstadt, die beste Weinstadt ist, die er bisher besucht hat.

Wiener Weingärten bei Nacht
Wiener Weingärten bei Nacht

Oh, Wien!

Am bekanntesten ist Wien vielleicht für die klassische Musik, Walzer, Paläste, Kaffeehäuser, tanzende weiße Pferde, den Prater und vielleicht für den Pop-Song von Ultravox mit dem gleichen Titel. Wien beansprucht aber auch Ruhm für etwas anderes – es ist nämlich die einzige Hauptstadt, die auch ein Weinanbaugebiet ist. Und es ist keine gewöhnliche Weinregion. Die Stadt selbst besitzt ein Weingut und Weinberge. Viele der Weingärten und historischen Weinstuben sind gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und Wien hat sein eigenes, ganz besonderes Cuvée.

Weingut Wieninger - Weinberge über der Stadt
Weingut Wieninger – Weinberge über der Stadt

Der Gemischte Satz ist der traditionelle Wiener Wein, der vor allem in den letzten zehn Jahren neue Höhen an Qualität und Wertschätzung erzielt hat. Die Mischung findet allerdings im Weinberg und nicht im Keller statt. In den Weinbergen, die die Stadt überblicken, wachsen bis zu 20 weiße Rebsorten nebeneinander, wobei fünf bis sieben die Regel sind und drei das Minimum. Typischerweise machen Weißburgunder, Grüner Veltliner und Welschriesling die Masse aus, Riesling bringt die Säure und Sorten wie Traminer und Gelber Muskateller die Aromen. Alle Sorten werden unabhängig von ihrer individuellen Reife gleichzeitig geerntet, gepresst, vergoren und gemeinsam gereift. Es wird meist ein unkomplizierter, sauberer, frischer, vielschichtiger Wein mit einem ganzen Obstkorb an Aromen, die von einem Erzeuger zum anderen und von einem Jahr zum nächsten variieren.

Gemischt bestockte Weinberge waren in ganz Mitteleuropa über Jahrhunderte typisch, als Absicherung der Weinbauern gegen einen Totalausfall der Ernte durch Frost oder Regen zur Blütezeit, oder verschiedene Schädlinge und Krankheiten. Während diese Praxis in vielen Teilen der Welt in Vergessenheit geraten ist, erfährt sie in Wien eine Renaissance, so dass nun auch die Slow Food Stiftung mit ihrer „Arche des Geschmacks“, diese biologische Vielfalt fördert. Und im Jahre 2013 wurde der Wiener Gemischte Satz zur geschützten Herkunftsbezeichnung und erhielt seine eigene DAC (Districtus Austriae Controllatus).

Die führenden Produzenten sind Rainer Christ, Michael Edlmoser, Fritz Wieninger, Richard Zahel, Weingut Cobenzl und Mayer am Pfarrplatz. Zusammen besitzen sie etwa 45% der 612 Hektar der Wiener Weingärten, von denen etwa 25%  dem Gemischten Satz gewidmet sind. Sie erzeugen auch Wein aus Österreichs Leitrebsorte Grüner Veltliner sowie aus internationalen Sorten wie Riesling, Chardonnay, Weißburgunder und Pinot Noir (in Österreich: Blauburgunder), und erheben mit manchen, kurios anmutenden Methoden ihren Anspruch auf Ruhm. Rainer Christ erntet einen Weißburgunder im Licht des Vollmondes – Fritz Wieninger ist in die Fußstapfen seiner Mutter getreten, einer der ersten weiblichen Winzerabsolventen aus Europas ältester Weinbauschule Klosterneuburg Michael Edlmoser, dessen Familie seit dem Jahr 1347 Weinbau betreibt, ging nach Kalifornien, um seine Erfahrungen in der Weinbereitung zu erweitern – das Weingut Cobenzl ist seit 1907 im Besitz der Stadt – und Beethoven komponierte seine 9. Sinfonie in den Räumlichkeiten von Mayer am Pfarrplatz, dem größten Produzent der Region.

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Paul Kiefer, der bei Mayer am Pfarrplatz verantwortlich für den Vertrieb ist , erklärt die Vorteile eines gemischten Weingartens auf diese Weise:

Blick auf den Cobenzl
Blick auf den Cobenzl

Das schöne daran ist, dass man den Säuregehalt des Riesling bekommt, die Würze des Grünen Veltliner und die Aromen von Traminer oder Muskateller. Wenn sie zusammen vergoren werden erhält der Wein einen ganz anderen Charakter als bei einem gewöhnlichen Verschnitt, denn wenn man eine Cuvée mit 5-7% Traminer erstellt, ist der Traminer viel lauter und der Wein schmeckt meist ein wenig parfümiert, wenn man aber die Trauben gemeinsam vergärt erhält man einen viel komplexeren Stil.

Ursprünglich war der Wein sehr einfach und wurde direkt aus Zapfhähnen in den Weinstuben (Heurigen) der österreichischen Hauptstadt ausgeschenkt. Aber im letzten Jahrzehnt hat er sich zum wahren Botschafter des Terroirs der Stadt entwickelt, von wo die komplexesten, eleganten und tief mineralischen Exemplare aus besonderen Weinbergen kommen, mit, in einigen Fällen, bis zu 70 Jahre alten Reben und natürlichen Hefen. Weine die ihre Reifung in Edelstahltanks oder großen Eichenfässern erfahren, nie in neuen Barriques, die zu intensive Eiche Aromen zur Folge hätten. Der Gemischte Satz wurde damit zur Wiener Leitsorte, wodurch er es von den Heurigen der Außenbezirke in die noblen Restaurants im Stadtzentrum geschafft hat, wo er einst als ‚billige Plörre‘ abgetan wurde.

Meiner Meinung nach sind die gemütlichen, rustikalen Heurigen noch immer die besten Orte, um den Gemischten Satz zu genießen. Die meisten der mehr als 300 Wiener Winzer betreiben auch ihren eigenen Heurigen Ausschank, wo sie den jungen Wein (Heuriger) zu einfachen, herzhaften Gerichten wie Wiener Schnitzel, Sauerkraut oder Knödel servieren. Das ergibt meist eine ausgezeichnete Paarung. Ob ein Heurigen geöffnet ist kann man am „Föhrenbuschen“ erkennen, der meist über dem Eingang hängt, dann heißt es „Ausg’steckt is“.

Bis ins späte Mittelalter gab es Weingärten mitten im Zentrum von Wien, im heutigen Ersten Bezirk. Die Weinberge liegen heute in einem grünen Gürtel um die Stadt verteilt, die Besten im 18., 19., 21. und 23. Bezirk. Orte mit Heurigen sind Heiligenstadt, Sievering, Grinzing, Nußdorf, Stammersdorf, Strebersdorf, Jedlersdorf, Mauer und Bisamberg.

Wiener Heurigen
Wiener Heurigen

Viele der Heurigen von bekannten Erzeugern und deren Weingüter liegen an ausgeschilderten Wanderwegen mit Ausgangspunkten, die vom Stadtzentrum mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind (oft eine Kombination von U-Bahn, Straßenbahn und Bus).

Ich folgte zwei Tage lang dem Weinpfad. Am ersten Tag nahm ich die Straßenbahn Linie D nach Nußdorf im 19. Wiener Bezirk, an der Grenze des Wienerwaldes, ging über den Eichelhofweg durch die Weinberge und spann dann meinen Weg zurück nach Grinzing, einem hübschen Dorf das geradezu von Heurigen platzt. Bei Zum Guten Grinzing (Himmelstraße 7) traf ich den Winzer und Geiger Peter Uhler, der Aufnahmen seiner eigenen Schrammelmusik (ein typisch Wiener Volksmusik-Stil) in den gärenden Most „pumpt“, um die Hefe zu stimulieren. Sein Sonorer Wiener Gemischter Satz war ganz im Einklang mit meinem Gaumen.

Am nächsten Tag habe ich die U-Bahn (U4) nach Heiligenstadt genommen und bin mit dem Bus 38A zum Weingut Cobenzl. Beeindruckt über die tolle Aussicht auf die Stadt, probierte ich eine große Auswahl an Weinen aus dem städtischen Weingut und wanderte anschließend den Hügel hinunter nach Grinzing. Dort angekommen, besuchte ich den Heurigen von Mayer am Pfarrplatz in Heiligenstadt, in dem Haus, wo Ludwig van Beethoven im Jahre 1817 lebte, während er an seiner 9. Sinfonie arbeitete. 

Die Wanderwege sind auf der Website der Wiener Touristeninformation aufgeführt (www.vienna.info). Die Routen 1, 1a, 2 und 5 führen durch die großen Weinlagen, wie Nußberg, Kahlenberg und Bisamberg, wo archäologische Untersuchungen ergeben haben, dass hier bereits 750 vor Christi Reben kultiviert wurden.

Eine Alternative zur Wanderung ist der Hop-on, Hop-off Wiener Heurigen Express, der an der Straßenbahnhaltestelle in Nußdorf startet und über den Kahlenberg (für einen herrlichen Blick auf die Stadt) und Grinzing führt. Abfahrt ist in der Saisson von April bis Ende Oktober stündlich von 12.00 Uhr bis 18.00 Uhr.

Wie auch immer man zu den Weinbergen nördlich des Stadtzentrums kommt, wenn Sie dort sind werden Sie die geografischen Besonderheiten erkennen, die Österreichs Hauptstadt für den Weinbau so geeignet machen. Die hügeligen 18. und 19. Bezirke werden von der Donau geteilt, die das Klima im Winter und im Sommer abmildert und zusätzliches Sonnenlicht auf die Reben reflektiert. Die unmittelbare Nähe der Stadt erhöht die Temperaturen während der Reifezeit, die nahe gelegenen Wälder dämpfen die Temperaturen während des heißen Sommers und die vorherrschenden Westwinde helfen die Fäulnis zu verhindern, so dass Erzeuger wie Rainer Christ und Fritz Wieninger biodynamisch arbeiten können.

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Wenn Sie die Wiener Roten probieren möchten, dann fahren Sie mit der Straßenbahn 60 Richtung Süden nach Mauer im 23. Bezirk, wo Michael Edlmoser einen beeindruckenden St. Laurent und eine Cuvée aus 80% Zweigelt und 20% Cabernet Sauvignon offeriert. Der Heurigen des Weingut Edlmoser datiert bis 1629 zurück und hat einen wunderschönen Garten (www.edlmoser.com).

Einer der anderen Gründe, warum ich glaube, dass Wien die beste Weinstadt ist: Sie müssen das Stadtzentrum nicht verlassen um fantastische Weinstätten zu erleben. Vier Stockwerke (16 Meter) unter den Straßen befindet sich der 500 Jahre alte Villon Weinkeller (www.villon.at), wo es Freitags und Samstags geführte Weinproben gibt.

Andere Keller, die einen Besuch wert sind, sind die am Palais Coburg– innerhalb von Ruinen aus dem 16. Jahrhundert erbaut, beherbergen sie eine der größten Sammlungen von seltenen Weinen – und die Gewölbe im Artner Restaurant am Franziskanerplatz, die ins Mittelalter zurückgehen. Dieser Weinkeller konzentriert sich auf die Weine aus der Region Carnuntum in Niederösterreich.

Wien hat auch eine lebhafte Weinbar-Szene und hervorragende Weinläden. Wieno, in der Lichtenfelsgasse in der Nähe der Universität und dem Rathaus, hat etwa 60 Weine von 18 Produzenten wie Wieninger, Zahel, Christ und Edlmoser, sowie von Newcomern und Raritäten zu bieten (www.wieno.info).

Die Wein & Co Weinläden, vor allem diejenigen in der Nähe des lebhaften Naschmarkt und des Doms, bieten auch eine große Auswahl an Weinen aus der Stadt und dem übrigen Österreich (www.weinco.at). Aber eines meiner Lieblingserlebnisse war das Glas Sturm (halb vergorenen Traubenmost) an einem Hotdog-Stand, bevor ich in die Wiener Staatsoper ging.


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Die beste Reisezeit

Obwohl in Wien seit 750 v. Chr. Wein gemacht wird, hat sich die Stadt erst in den letzten zehn Jahren zu einer Weinstadt gemausert, mit Veranstaltungen während der gesamten Vegetationszeit. Ab Mitte März hängen die Heurigen ihr grünes Tannengebüsch über die Türen und das „Ausg’steckt“-Schild raus um zu signalisieren, dass sie jetzt geöffnet haben. Darauf folgen organisierte Weinbergs-Wanderungen und verschiedene Weinproben, von denen die Wiener Winzertour im April die wichtigste ist. Der Wiener Weinpreis wird Ende Juni präsentiert, gefolgt von drei Tagen mit Weinverkostungen im Rathaus. Im September werden wieder die Routen durch die Weinberge für die Wiener Weinwandertage geöffnet. Es gibt zwei Routen, jede windet sich durch die Weinberge und bietet einen herrlichen Blick auf Wien und die Donau. Ende Oktober werden mit den Jungen Wiener die neuen Weine bei verschiedenen Veranstaltungen in der Hauptstadt präsentiert. Ausführliche Informationen über die Aktivitäten zum Thema Wein gibt es hier: www.wienerwein.at

Unterkünfte

Die beiden besten Orte für Weinliebhaber sind:

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Das trendige Hotel Rathaus – Wein & Design im 8. Bezirk. Jedes der 39 Zimmer widmet sich einem österreichischen Winzer. Beim Frühstücksbuffet findet man einen Käse der in Rotwein -Trester gereift ist. (www.hotel-rathaus-wien.at)

Das Fünf-Sterne Palais Coburg Residenz, mit sechs gut sortierte Kellern, die verschiedenen Themen und insgesamt 60.000 Flaschen Wein gewidmet sind. Eine davon stammt aus dem Jahr 1727. Es gibt hier auch 100 Jahrgänge von Château d’Yquem. (www.coburg.at)

Wenn Sie in Wien nur eines tun!

Probieren sie Fritz Wieningers Top Gemischten Satz, den Nußberg, Alte Reben (mit mindestens neun Rebsorten aus 50 Jahre alten Reben) im Heurigen der Familie, der von Fritz‘ Bruder Leo in Stammersdorf geführt wird. (Heuriger Wieninger, Stammersdorfer Straße 78, 1210 Wien. | +43 1 292 41 06)

Weitere Informationen

Weitere Informationen über Wien finden Sie auf der Wien-Tourismus-Website: www.vienna.info

Wachau: Marillen, 100 Parker Punkte aber keine Kängurus!

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Für englischsprachige Touristen kokettieren die Österreicher gerne mit der Analogie zwischen Austria und Australia. Obwohl ich bezweifle, dass hier tatsächlich noch jemand nach diesen putzigen Tieren fragt, gibt es in den einschlägigen Souvenirshops T-Shirts mit der Aufschrift „No Kangaroos in Austria!“ zu kaufen. Eigentlich braucht sich die Wachau keineswegs mit fremden Tieren zu schmücken, denn sie ist alleine schon eine bezaubernde Landschaft, UNESCO Weltkulturerbe und Heimat einer Vielzahl von seltenen, heimischen Tieren, allen voran der Smaragd Eidechse. Was dieses Tierchen mit dem Wein der Wachau zu tun hat, dazu später mehr.

Die Donau hat dieses wundervolle Stück Landschaft über Millionen von Jahren geformt. Obwohl nur rund 70 Kilometer flussaufwärts von der Metropole Wien entfernt, fühlt man sich hier wie in einer anderen Welt. Das enge Tal, das durch den gewaltigen Strom geteilt wird, erlaubt nur eine kleinteilige Bewirtschaftung. Die hiesigen Weingärten wurden den steilen Hängen in mühevoller Arbeit abgerungen. Kleine Weinorte und romantische Städte liegen zu beiden Ufern des Flusses, der in diesem Bereich nicht gestaut wird, so dass er mit einer hohen Geschwindigkeit fließt und sich in einigen Uferbereichen ungehindert ausbreiten kann.

 

Weintrauben sind das wichtigste Landwirtschaftliche Produkt dieser Region, gleich gefolgt von einer anderen Frucht, der Marille. Die Wachau ist eine von Österreichs Premium Weinbaugebieten, mit rund 3.300 Hektar an Rebflächen und einem eigenen Klassifikations-System für Wein. Während alle anderen Weinbauregionen in Österreich die geschützte Ursprungsbezeichnung „Districtus Austriae Controllatus“ (DAC) verwenden, hat die Vinea Wachau, in der die meisten der hiesigen Winzer organisiert sind, ihr eigenes Qualitätssystem entwickelt. Steinfeder, Federspiel und Smaragd heißen die unterschiedlichen Qualitätsstufen. Smaragd, die höchste der drei Stufen, bezieht sich auf die oben genannte Eidechsenart, die sich in den wärmenden Trockensteinmauern der Weinberge besonders wohl fühlt. Die wichtigsten Rebsorten dieser Gegend sind der Grüne Veltliner (oftmals auch kurz GV), Riesling und Gelber Muskateller. Rotwein spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, Zweigelt ist die wichtigste heimische Sorte unter den Roten. Es dominiert ganz klar der trockene, bis knochentrockene Stil.

Trauben. Und sonst?

So weit so gut, aber was war nochmal mit den Marillen? Am linken Donauufer, wo die Hänge perfekt zur Sonne ausgerichtet sind, prägen vorrangig Reben das Landschaftsbild. Am rechten, dem Südufer, kultivieren die Landwirte eine andere Frucht, die Wachauer Marille, die zum regionalen Markenzeichen geworden ist. Die Marille ist eine Aprikose, die Einheimischen beharren darauf, dass es eine spezielle Sorte ist und – wie sollte es auch anders sein – natürlich die Beste. Fest steht jedenfalls, dass sie die Frucht in eine Vielzahl von köstlichen Delikatessen verwandeln. Frische Früchte bekommt man nur während der Erntezeit zwischen Juli und August, aber man bekommt sie auch als haltbare Variante in Form von köstlicher Marmelade. Ein absolutes Muss sind die Marillenknödel, eine süße Mehlspeise, die eine ganze Marille enthält. Das ganze kann man dann mit der destillierten Variante der Frucht, dem Marillenbrand abrunden.

Was diese Gegend so reizvoll macht, ist, dass weder die Weinstöcke noch die Marillen in großen Plantagen stehen, sondern als kleine Flecken, den Rieden, in einem Patchwork mit anderem Grün angeordnet sind. Die Reben stehen meist auf schmalen Terrassen, die von Trockensteinmauern gestützt sind, was einen erheblichen Aufwand an Handarbeit für die Winzer bedeutet. Ein tolles Naturschauspiel ist die Marillenblüte im April, wenn die gesamte Region in eine Pracht aus weißen und pinken Blüten gehüllt ist. Das läutet dann auch den Beginn der Tourismus-Saison ein.

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Jetzt aber zum Wein!

Sicherlich ist der Wein das Kernprodukt der Region und es gibt hier einige Weine, die zu den besten der Welt zählen. Im Jahr 2014 wurde ein besonderes Exemplar von Robert Parker mit der höchst möglichen Punktezahl von 100 geehrt. Dieser außergewöhnliche 1995er Riesling „Vinothek“ vom Weingut Nikolaihof ist 17 Jahre im Holzfass gereift. Man könnte meinen, dass dies ein einmaliger Glücksfall war, aber die Prämierung des 1997er Jahrgangs mit 97 Punkten im darauffolgenden Jahr hat gezeigt, dass das sicher keine Eintagsfliege war.

Der Nikolaihof ist ein familiengeführtes Weingut in Mautern am rechten Ufer der Donau. Die Familie Saahs arbeitet strikt biodynamisch nach „demeter“ Richtlinien, einer der strengsten Kontrollorganisationen für biologische Landwirtschaft. Im Nikolaihof gibt es auch eine gemütliche Weinstube mit hervorragender Küche, wo es ausgezeichnete, biologische Gerichte und die gutseigenen Weine im offenen Ausschank gibt. Sogar der 1997er Riesling „Vinothek“ – der 97 Punkte-Wein – war auf der Karte zu finden (der 100-Punkte-1995er war leider zu der Zeit bereits ausverkauft). Unglaublich wie frisch, beinahe jung ein 17 Jahre alter Wein sein kein. Das ist Riesling auf allerhöchstem Niveau! (www.nikolaihof.at)

Wein vom Schweden!

Schräg gegenüber, auf der anderen Seite der Donau, in Stein an der Donau, strebt ein junger Winzer ebenfalls nach dem perfekten Riesling. Sein Name: Urban T. Stagård. Der lustige Kringel im Namen ist keineswegs ein Tippfehler, sondern weist auf seine familiären Wurzeln hin. Er ist halb Schwede, halb Österreicher, was ihn aus der Masse der österreichischen Weinmacher hervorhebt. Das mag mit ein Grund für seinen kometenhaften Aufstieg in der Weinwelt sein, es wäre aber nicht von Dauer, wenn er nicht mit jedem Jahrgang dieses Ansehen bestätigen würde.

Steinzeug in Stein an der Donau, bei Stagårds
Steinzeug in Stein an der Donau, bei Stagårds

Manche bezeichnen Urban als einen „Jungen Wilden“, was auf seinen persönlichen Jahrgang 1978 zurückzuführen ist, andere sehen ihn als Weinverrückten. Wie auch immer, er arbeitet unermüdlich daran seine Weine zu perfektionieren. Gemeinsam mit seiner Frau Dominique produziert er rein biologisch und beschreitet neue Wege, indem er alte Traditionen der Weinbereitung wiederbelebt. In ihrem Keller findet man neben anderen Behältnissen auch Steinzeug Gefäße, in denen die besten Trauben zum Teil auf der Maische vergären. Zwei dieser Gefäße sind ihren neugeborenen Zwillingen gewidmet. Sie enthalten Most von Riesling Trauben und zum Teil noch intakte Trauben mit Stil und Stängel. Urban hat uns erklärt, dass er den Wein erst abfüllt, wenn seine Zwillinge das Wort Riesling aussprechen können. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es ernst gemeint hat.

Der Stagård Wein mit der höchsten Parker-Bewertung von 94 Punkten ist der 2013er Riesling „Steinzeug“, was sich sowohl auf den Ausbau in eben solchen Gefäßen, als auch auf die Herkunft der Trauben – aus Stein an der Donau – bezieht. Genau genommen gehört Stein an der Donau gerade nicht mehr zum Weinanbaugebiet Wachau, die Grenze verläuft einen Steinwurf entfernt flussaufwärts, Urbans Weine sind also aus der Region Kremstal und entsprechend mit Kremstal DAC etikettiert. Obwohl seine Passion sicher der Riesling ist, so hat er auch tolle Grüne Veltliner zu bieten.

Varmt välkommen zum Heurigen!

Man könnte ja meinen, dass die Stagårds mit der Weinerzeugung und mit ihren Zwillingen voll ausgelastet wären, aber weit gefehlt. Sie beteiligen sich an der hiesigen Tradition der österreichischen Winzer, ihre gute Stube für mehrere Wochen im Jahr in eine Weinstube zu verwandeln. Dann heißt es „Ausg’steckt is“, also dass der Strohkranz als Zeichen für den Heurigen wieder über der Tür hängt. Im Heurigen, auch Buschenschank genannt, wird traditionell der „heurige“, also der diesjährige Wein ausgeschenkt, dazu gibt es regionale Speisen. In dieser Hinsicht weichen die Stagårds ein wenig von der Tradition ab, in ihrem Heurigen gibt es schwedisch beeinflusste Gerichte (www.stagard.at).

Welche Seite soll es sein?

Die Donau ist nicht nur das einende Element der Wachau, sie ist auch das trennende. Es ist nicht immer einfach vom einen Ufer zum anderen zu gelangen. Sicher, es gibt Brücken, aber zwischen der in Melk, am westlichen Ende der Wachau, bis zur nächsten bei Mautern liegen gut 30 Kilometer. Man sollte sich also gut überlegen auf welcher Seite man unterkommen will. Die gute Nachricht, es gibt auch einige Fähren, mit denen man zum gegenüber liegenden Ufer gelangt. Einige befördern aber nur Fußgänger oder Radfahrer. Letzteres wäre ohnehin die empfehlenswerte Fortbewegung, wenn man gerne ein paar Weine probieren möchte. Es gibt zu beiden Seiten des Flusses gut ausgebaute Radwege und an vielen öffentlichen Plätzen auch Räder zu leihen (Verleihstationen sind unter www.nextbike.at zu finden).

Wie schon gesagt, beide Ufer der Donau sind unterschiedlich, aber beide haben auch ihren jeweils eigenen Charme. Das linke Ufer, dort wo die Weinberge dominieren, ist definitiv das belebtere. Die meisten (internationalen) Touristen landen hier und die Orte Spitz, Dürnstein oder Krems auf dieser Seite sind wirklich sehenswert. Das rechte, das Südufer, wo die Marillen die Szenerie beherrschen, ist das ruhigere. Hier kann man herrliche Wanderungen mit tollem Panoramablick unternehmen und selbstverständlich muss man auch hier nicht auf Wein und Speise verzichten. Ein beliebtes Ziel ist Pulker‘s Heurigen in Rührsdorf, der die gesamte Saison, von März bis Oktober geöffnet hat. Eine liebevoll eingerichtete Weinstube mit ausgezeichneter Menükarte (www.pulkers-heuriger.at).

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www.berge-meer.de

Tipps für die Reise

Aus Deutschland kommend erreicht man die Wachau mit dem Auto über die Autobahn A1/E60 Richtung Wien. Ab Melk geht es an der Donau entlang in die Wachau.

Der internationale Flughafen Wien-Schwechat (VIE) liegt eine Autostunde entfernt. Ein Auto wäre hilfreich, vor allem, wenn man auch die Orte in der weiteren Umgebung erkunden möchte. Es verkehren regelmäßige Buslinien auf beiden Seiten der Donau, sowie die Wachaubahn, eine historische Eisenbahn, die am linken Ufer direkt unterhalb der Weinberge verläuft.

Generell fällt die Tourismussaison mit der Vegetationsperiode der Reben zusammen. Sie startet Ende April mit dem „Wachauer Frühling“, zu dem Ereignis viele Winzer der Wachau ihre Höfe, Keller und Stuben öffnen. Hier kann man die neuen Weine verkosten.

Es gibt unzählige Unterkunftsmöglichkeiten in sämtlichen Kategorien. Eine sehr hilfreiche Informationsquelle ist der „Best-of-Wachau“ Führer (www.bestof-wachau.at), der ein breites Spektrum an Hotels und Gästehäusern auflistet.

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