Editorial | Ausgabe 13 | April 2017

Verborgene Schätze

„Südamerika! Wein? Ganz klar, Chile… Nein?… Na dann vielleicht Argentinien… Auch nicht?! … Etwa, Brasilien?!?…“ So, oder so ähnlich würde wahrscheinlich ein Ratespiel aussehen, bei dem es um das Land geht, das diesen Monat das Cover des Wein Tourist Magazins schmückt. Das Bild zeigt Montevideo, die Hauptstadt von… na? Genau: Uruguay.

Diesen Monat lassen wir wieder mal die „üblichen Verdächtigen“ links liegen und suchen stattdessen nach den verborgenen Schätzen der Weinwelt.

Natürlich kann Uruguay in Sachen Fläche und Produktionsmenge mit keinem der oben genannten Länder Südamerikas mithalten – Chiles größtes Weingut erzeugt alleine so viel Wein, wie alle Winzer Uruguays zusammen – aber die kleineren Dimensionen machen eben den Charme des Landes aus, gerade für die Weintouristen und Weinentdecker. Leslie Fellows lüftet für uns „Das am besten gehütete Geheimnis Südamerikas“.

Wir können gerne das Ratespiel beim nächsten Artikel fortsetzen: Italien! Toskana? Piemont? Nein, es geht auch hier um eine Provinz, die bei uns eher für ein anderes Obst bekannt ist, als für Trauben. Tatsächlich exportiert Südtirol den allergrößten Teil seiner Apfelernte ins Ausland, bei der Traubenernte ist es genau umgekehrt. Obwohl Südtirol den höchsten Anteil an Weinen in DOC-Qualität aufweist, landen nur wenige dieser hochwertigen Flaschen in den Regalen nördlich der Alpen. Der Wein wird überwiegend dort getrunken, wo er auch erzeugt wird, sowohl von den Einheimischen, aber natürlich auch von den vielen Touristen. Claudia Schöpp führt uns in das kleine aber feine Weinland am Rand der Alpen, wo die Weinberge bis zu 1000 Meter in die Höhe reichen.

1001 wäre das Stichwort für die Region, in die wir mit Ava Abiad gehen. Wir gehen an den Rand des Orients, aber nicht für 1001 Nacht, sondern um uns auch hier auf die Suche nach dem Wein aus dem Libanon zu machen. Zugegeben, Wein war diesmal nicht das Erste, an das ich beim Gedanken an den Libanon dachte. Aber die wechselhafte Geschichte des Landes im Nahen Osten, mit den vielen verschiedenen, auch europäischen Einflüssen, hat hier eine Weinbautradition entstehen lassen, die weiterhin gepflegt wird.

Die Weinbautradition der Region, die wir mit Chris Boiling besuchen reicht weit in die Vergangenheit. Tokaji hatte seine Blüte zur Zeit des Zarenreichs, der berühmte Süßwein der Region, der Tokajer, war der Wein der Könige. Die Zarenzeit ist längst vorbei, der Weinbau in Ungarn musste zwei Weltkriege und sowjetische Besatzung überstehen und entstaubt gerade sein Image. Die herrlichen Tokajer finden sich inzwischen wieder auf den Weinkarten der Sterne-Restaurants in aller Welt, und das zu Recht.

Die Weinwelt ist vielfältig und ich freue mich, dass Sie mit uns diese Vielfalt entdecken.

Viel Spaß beim Entdecken der verborgenen Schätze.

Ihr
Ingo Deckler
Chefredakteur


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