Wein-Kreuzfahrt auf der Mosel | Mosel und Rheintal

Übersetzte Fassung des Artikels „Wine Touring the Mosel by River“ von Veronica Leonard, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe November 2016

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Ich bin Wein Tourist, kein Wein Experte. Ich höre sehr gerne die Hintergrundgeschichten zu den Weingütern, lerne von Weinbauern und Winzern über die Anbaubedingungen, die Auswahl der Trauben, den Prozess der Weinherstellung, das Terroir und über ihre Herausforderungen. Ich liebe seltene Außenseiter-Rebsorten, experimentelle und spezielle Weine. Aber mein Fotograf, Fahrer und angehender Ehemann ist davon nicht immer so begeistert.

Die Mosel
Die Mosel „zu Fluss“
Moseltal
Moseltal

Für uns war das ultimative Wein Touren Erlebnis eine Flusskreuzfahrt. Innerhalb von wenigen Tagen konnten wir die Region, ihre Geschichte, die Kultur und den Wein erkunden. Die Kreuzfahrt bietet mehr als die reine Verkostung von Weinen, sie lässt einen in die Weinkultur eintauchen und ER braucht auch nicht zu fahren.

Durch das Moseltal und die Rheinschlucht zu schippern steht seit Jahren auf meiner Liste, vor allem wegen den historischen Orten, Burgen, Ausblicken und dem Wein. Die Entspannung im Fünf-Sterne Komfort, die Restaurants, Unterhaltung sowie die Ruhe und Schönheit der gemächlichen Reise, vervollständigen die wundervollen Erlebnisse, auch dann, wenn es kühl oder bewölkt ist.

Wir entschieden uns für Avalon Waterways für unsere Flusstour von Trier nach Amsterdam, weil wir bereits eine Donau-Kreuzfahrt mit ihnen im Jahr 2014 genossen hatten. Es gibt aber viele andere hervorragende Reedereien auf dieser Strecke, die sich auf bestimmte Nationalitäten und Interessen spezialisieren. Wir passierten Schiffe von AmaWaterways, A-Rosa, CroisiEurope, Emerald, Excellence, Grand Circle, Scenic, Tauck, UniWorld und Viking, mit denen wir am Ende des Tages oft einen Liegeplatz teilten, weil einfach zu wenig Anleger vorhanden sind.

 

Unsere Reise, ebenso wie Deutschlands Weinbau, begann in Trier.

 

Die Reise und der Weinbau, beides begann in Trier, der ältesten Stadt Deutschlands.  Die Legende besagt, dass Trier von Trebeta, einem assyrischen Prinzen, um 2050 v. Chr. gegründet wurde. Es war von den Kelten bevölkert, als es im Jahr 15 vor Christus von den Römern erobert wurde. Die frühen Römer pflanzten die ersten Trauben der Rebsorte Elbling, die auf den steilen Schieferhängen gedieh. 320 n. Chr. war Trier eine Kaiserstadt und ein Handelszentrum mit fast 100.000 Einwohnern. Wein gehörte bereits zu den Exportwaren. Trier ist bis heute die ‚Hautstadt‘ an der Mosel.

Triers römische Wurzeln und Ruinen sind überall zu finden: die Bäder, das Amphitheater, die heute protestantische Konstantinbasilica, die früher der kaiserliche Thronsaal war und das riesige Stadttor, die Porta Nigra, durch das die Fässer mit Wein und andere Produkte durchgekommen sein müssten.

Nach heutigen Maßstäben, zählt der Elbling nicht mehr zu den bevorzugten Weinen, aber es ist ein kräftiger trockener Weißwein, der gut zu Käse, Brot und Wurst passt. Aus einer Laune heraus hob ich mein Glas und salutierte einem imaginären römischen Zenturio, der sich nach einem langen Marsch am Hauptplatz ausruhte.

Während wir langsam das gewundene Tal der Mosel entlang kreuzten und in den historischen Städten Halt machten, erkannten wir, dass Trauben Hauptantrieb des Wachstums der Mosel-Region waren. Ihr Bild ist überall: im Stadtwappen, auf edlen Wappen, Gemälden und Statuen. Die Fachwerke von vielen alten Gebäuden sind eingefasst mit stilisierten Knospen, die Reben andeuten.

Die Landschaft erzählt die Kulturgeschicht der Region. Die steilen Hänge sind ein Flickenteppich von kleinen Weinbergen, wieder und wieder aufgeteilt und über Jahrhunderte den Söhnen und Enkeln vermacht. Vom fruchtbaren Land am Flussufer sind die Weinberge im Lauf der Jahrhunderte höher und höher geklettert, bis in die beinahe unbezwingbaren Steilhänge, wo nur die starken Wurzeln der Reben sich tief in den felsigen Boden bohren können und gedeihen. Die Weinbauern werden Ihnen erzählen, dass die Reben, die in diesen heiklen Stellen wachsen, die besten Weine produzieren.

Über Jahrhunderte befand sich das Land im Besitz der Kirche und des Adels und wurde an die Bauernfamilien verpachtet, die ihren Zehnten und die Steuern mit ihren besten Weinen beglichen. Die Steuern konnten auch in Kastanienmehl oder Walnuss-Öl entrichtet werden, da beide Baumarten den Fluss säumen.

Bernkastel ist die Heimat der Doctor-Weine, die zu den teuersten Weinen der Welt zählen. Die Weine aus dieser Region sind überwiegend Riesling, der im 15. Jahrhundert gezüchtet wurde. Seine Vorgänger, wie der Weiße Heunisch und der Traminer, waren der Wein in den Legenden des 14. Jahrhunderts. Wir haben gelernt, dass Bohemund II., Erzbischof von Trier, während seines Aufenthalts in seiner Sommerresidenz, der Burg Landshut bei Bernkastel, sehr krank wurde. Keine der herkömmlichen Behandlungen hat geholfen. In seiner Verzweiflung hat sein Diener ein Fass vom besten Wein aus dem Keller geholt und ihm als die beste Medizin, die er zu bieten hatte, angeboten. Nach einigen Tagen und nichts anderem zu trinken war der Bischof auf eine wundersame Art genesen. Aus Dank übereignete er dem Weinbauern der sagenhaften Reben seinen 3,5 Hektar großen Weinberg, nannte den Wein Bernkasteler Doctor und erklärte ihn zur einzig wahren Medizin.

Der Doctor Weinberg hat eine Süd-Süd-West Ausrichtung und blickt auf einen Knick der Mosel. Er liegt hoch oben in den steilen Hängen mit einer Steigung von 45° – 68º und dunklem, verwitterten blauen Schieferboden. Die heutigen Reben sind bis zu 80 Jahre alt und werden für ihre Spätlesen und Auslesen geschätzt, die bis zu 100 Jahre reifen können. Die Eisweine von hier sind sehr selten und werden gereift mit Hunderten von Euros für eine 250 ml Flasche bewertet.

Die medizinische Wirkung des Doctor Weins führte zu der allgemeinen Überzeugung, dass eine Flasche Wein pro Tag gut für die Gesundheit sei. In der Tat wurden die Mönche im Mittelalter ermutigt, drei Flaschen pro Tag zu trinken! Man muss wissen, dass der Alkoholgehalt geringer als heute und der Wein wahrscheinlich sicherer als das Wasser war.

Doctor Weine liegen weit über meiner Preisklasse, aber das gesamte Weingebiet Bernkasteler-Lay wird für seine Weine gefeiert. Zu unserer Kreuzfahrt gehörte auch ein Besuch der VinoThek, einem Weinmuseum mit Selbstbedienungs-Weinprobenkeller. Mit über 100 trockenen bis süßen Weinen in verschiedenen Qualitätsstufen war die Auswahl einfach überwältigend. Zum Glück hat uns der Kreuzfahrtdirektor, Tibor Saho, eine Liste seiner Favoriten gegeben, so dass der Besuch so etwas wie eine Schnitzeljagd durch die Kellergewölbe wurde.

Um mein Interesse an den Mosel-Weinen wissend, überreichte mir der Hotel Manager des Schiffs eine Flasche R. Prüm Riesling trocken. Die Ursprünge des Weingut S. A. Prüm in Wehlan, in der Nähe von Bernkastel, reichen zurück bis ins Jahr 1156, und der Winzer Raimund Prüm wird international gefeiert. Der Wein wird für einen besonderen Anlass aufgehoben.

Steillagen bedingen einen sehr arbeitsintensiven Weinbau. Jede Rebe wird während der Vegetationszeit 16 mal behandelt und die Trauben werden in der Regel von Hand gelesen, da Maschinen in den steilen Hängen nicht praktikabel sind. Es ist eine harte und gefährliche Arbeit. Jede Rebe ist einzeln angebunden, ohne verbindende Drähte, was es den Arbeitern ermöglicht, die Reben horizontal am Hang entlang zu versorgen anstatt wie sonst üblich vertikal. Wir sahen Hubschrauber, die Fungizide sprühten. Keine landgängige Maschine hätte diese Aufgabe erledigen können.

Die Vegetationsperiode ist von April bis Oktober mit Durchschnittstemperaturen von 12° C. Die Böden sind überwiegend Devonschiefer und Muschelkalk, ideal für fruchtige, weiße Weine mit niedrigem Alkohol. Der Fluss verhindert, dass die Temperaturen im Winter zu niedrig werden und der felsige Boden absorbiert das Sonnenlicht, um die Reben nachts zu wärmen. Die Hügelkuppen sind bewaldet, um die Bodenerosion zu begrenzen, die Wärme im Tal zu halten und die vorherrschenden Winde zu blockieren.

Obwohl Riesling die vorherrschende Sorte der Mosel ist, gibt es auch andere Rebsorten, dazu gehören Müller-Thurgau, der als „Zechwein“ bezeichnet wird, sowie Auxerrois, Gewürztraminer, Weißburgunder und Kerner.  Spätburgunder und Dornfelder gehören zu den seit kurzen eingeführten Rotweinsorten.

Auf unserer Reise wurden wir auch in einige andere regionale Spezialitäten eingeführt. In Cochem hat unser Reiseleiter vom Pfirsichlikör aus dem rotem Weinbergs-Pfirsich erzählt. Die Bäume wurden ursprünglich von den Römern eingeführt und gedeihen gut auf den steilen Terrassenfeldern im Mosel-Tal. Die Haut ist flaumig grau, während das Fleisch ein brillantes Fuchsia-Rot hat.

Blick vom Niederwald Denkmahl in die Rheinebene bei Rüdesheim
Blick vom Niederwald Denkmahl in die Rheinebene bei Rüdesheim

Wo sich die Mosel in die Rheinschlucht windet, werden die von Weinbergen bedeckten Hänge noch steiler und sind mit Burgen gekrönt, wo einst die Landesfürsten von vorbeifahrenden Schiffen Maut für die Wasserpassage einsammelten. Heute gibt es keine Maut mehr, sondern hunderte von Lastkähnen und Flusskreuzfahrt-Schiffen, weiterhin eine lukrative Einnahmequelle für die gesamte Region sind.

Bei Rüdesheim am Rhein wird Wein für den Asbach Uralt Weinbrand destilliert. Der Rüdesheimer Kaffee ist eine regionale Spezialität. Weinbrand wird über Würfelzucker gegossen und am Boden einer speziellen Keramik-Tasse flambiert und so lange gerührt bis sich der Zucker auflöst. Dann wird starker Kaffee hinzugegeben, gefolgt von einem Topping aus dicker Schlagsahne und schließlich mit geriebener Schokolade bestreut. Den Weinbrand kann man auch pur trinken oder zum aromatisieren von Desserts verwenden.

Es gibt so viel zu tun und zu sehen in Rüdesheim. Das Museum für mechanische Musikinstrumente ist ein absolutes Muss, ebenso wie die Fahrt mit der Gondel auf den Berg zum Niederwalddenkmal, oberhalb der steilen Weinberge, das im Jahr 1871 von Kaiser Wilhelm I. zur Erinnerung an die Gründung des Deutschen Reiches gebaut wurde. Die Aussicht ist spektakulär.

Mit einer Flasche ‚Prinz von Hessen‘ Riesling aus Johannisberg im Rheingau und einem Konzert von La Strada, einem Trio mit zwei Geigern und einem Gitarristen, feierten wir an Bord unsere letzte Nacht in der Rheinwein-Region.

Am nächsten Morgen erwachten wir mit einem Panorama von den wohlhabenden, modernen Städten des Niederrheins ohne einen Weinberg in Sicht. In der künstlerischen und freigeistigen City von Düsseldorf pries unser Guide die Genüsse des Altbiers und der Altstadt, wo vier Brauereien das Stadtzentrum säumen, das er als den längsten Biergarten des Land bezeichnet. Ich trauerte noch immer den malerischen Weinbergen und historischen Kopfsteinpflaster-Städten hinterher, während mein überarbeiteter Fotografen-Ehemann einen Seufzer der Erleichterung ausstieß, seine Kamera ablegte und sich ein Bier bestellte.

Geschichte von Veronica Leonard, Fotografien von Colin Leonard

Die Autorin

Veronica Leonard, eine kanadische Reiseautorin, die auf Wein Tourismus spezialisiert ist. Sie blogt auf thewinetourist.wordpress.com. Folgen Sie ihr auf Twitter als @travelprose.

Die allerletzte Fuhre des Jahres | Würzburg | Franken

Übersetzte Fassung des Artikels „The Very Last Harvest of the Year in Franconia“ von Ingo Deckler, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe Dezember 2015

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Es ist 7:00 Uhr an einem Morgen im Dezember, kurz vor Tagesanbruch, im Pfaffenberg, einem Weinberg im Norden von Würzburg.  Während die Stadt langsam erwacht, dämpft eine frische Schicht Schnee die gewohnten Geräusche. Die Reben sind mit kleinen Kristallen überzuckert und es ist kalt, sehr kalt. Die Temperatur fiel in dieser Nacht auf unter -10 ° C. Es ist eine romantische Szenerie, aber die unerschütterliche Gruppe, die sich an diesem Morgen hier versammelt hat, interessiert sich weder für den fantastischen Blick auf die Stadt, noch für die wunderschöne Winterlandschaft.

Eiswein Lese am Würzburger Pfaffenberg - Bild: Weingut Reiss
Eiswein Lese am Würzburger Pfaffenberg – Bild: Weingut Reiss

Lassen Sie uns für eine Minute den Standort wechseln, zu einem anderen Weinberg, am anderen Ende der Stadt. Die Wetterbedingungen sind nahezu identisch, dort über dem kleinen Ort Randersacker im Süden von Würzburg. Der Main fließt gemächlich wie ein großes dunkles Band durch das Tal in Richtung der Stadt. Eine andere tapfere Gruppe versammelt sich in der Dunkelheit. Sie sind mit warmen Mützen geschützt und mit Eimer und Schere bewaffnet.
Die Trupps in beiden Weinbergen haben die gleiche Mission: die letzte Ernte des Jahres einzufahren. Sie können mir glauben, es ist ein schwieriges Unterfangen, diese exklusive Spezialität, den Eiswein, zu produzieren.

Ernte in Randersacker - Bild: Weingut Schenk
Ernte in Randersacker – Bild: Weingut Schenk

ALLES ODER NICHTS!

Die Herstellung von Eiswein ist heutzutage ein wahres Glücksspiel, denn wegen der allgemeinen Klimaerwärmung werden die notwendigen Bedingungen immer seltener. Die Trauben können nur geerntet werden, wenn die Temperaturen unter -7 ° C sinken. Wegen des hohen Risikos entschließen sich jedes Jahr nur eine handvoll fränkischer Winzer dieses Wagnis einzugehen. Die beiden, die wir hier begleiten, sind Christian Reiss, Chef des Weingut Reiss in Würzburg und Thomas Schenk, Juniorchef beim Weingut Schenk in Randersacker.

Gefrorene Trauben für den Eiswein - Bild: Weingut Schenk
Gefrorene Trauben für den Eiswein – Bild: Weingut Schenk

Die unangenehmen Arbeitsbedingungen in der kalten Dunkelheit der steilen Weinberge, ist nur eine der Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt. Denn natürlich wird ausschließlich von Hand gelesen. Die zweite Herausforderung ist es, die Lese und den Transport der Trauben in die Kelterhalle so schnell wie möglich abzuwickeln. Die Trauben werden gefroren geerntet und müssen die Weinpresse sehen, bevor sie auftauen. Auf diese Weise kann das gefrorene Wasser abgetrennt und nur die Essenz der Trauben extrahiert werden, um so einen sehr süßen Most zu gewinnen, der dann behutsam in die exklusive, süße Delikatesse namens Eiswein verwandelt wird.

Im Gegensatz zu anderen Süßweinen, wie der französische Sauternes oder die deutsche Trockenbeerenauslese, deren Süße durch die Edelfäule (Botrytis) gefördert wird, müssen die Trauben für den Eiswein absolut gesund sein. Botrytis ist eine Pilzinfektion, die vorwiegend unter feuchten und nebligen Bedingungen in der Nähe eines Flusses gedeiht. Für Eiswein ist es also notwendig, einen Weinberg auszuwählen, der vom üblichen Morgennebel der Main-Region geschützt ist.

Was diese Spezialität aber auch so wertvoll macht ist nicht nur das Risiko des Totalverlusts, wenn die benötigten Bedingungen nicht erreicht werden, sondern auch der kleine Ertrag bei der Ernte. Während der durchschnittliche Ertrag für eine übliche Ernte bei ungefähr 7.500 Litern oder 10.000 Flaschen pro Hektar liegt, erbringt die Eiswein-Ernte nur rund ein Fünftel dieses Volumens. Um das ein bisschen auszugleichen, wird er in der Regel in kleineren Flaschen zu 0,375 Liter gefüllt. Nein, das ist nur ein Scherz. Der Grund für die kleinere Flasche ist, dass man ihn in der Regel in kleineren Mengen genießt als gewöhnlichen Wein.

Sie sehen also, der Winzer braucht gehörigen Mut, einige seiner besten und gesündesten Trauben einem Glücksspiel zu widmen, ohne zu wissen, ob es sich auszahlen wird. Aber wenn er dieses Spiel gewinnt, dann kann er einen um ein Vielfaches höheren Preis dafür einfahren als für alle seine anderen Weine. Und das ist kein Scherz.

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WIE, WO, WAS?

Weinberge bei Würzburg - Bild: Weingut Reiss
Weinberge bei Würzburg – Bild: Weingut Reiss

Wir sprechen hier über Franken, eine der dreizehn deutschen Weinbauregionen, und wenn wir über Franken sprechen, dann sprechen wir über Silvaner, die Leitrebsorte der Region. Fränkische Weine sind in der Regel knochentrocken, aber die seltenen Exemplare des Eisweins sind selbstverständlich sehr süß. Wir sprechen hier über Restzucker-Werte im Bereich von 250 g/L und darüber, aber was den Eiswein aus Franken auszeichnet, ist die charakteristische Säure. Diese hilft, die hohe Süße zu puffern, was einen Wein ergibt, der nicht zu opulent erscheint, sondern seinen Reichtum mit Finesse ausbalanciert.

Im Glas erscheint Eiswein in der Regel golden in der Farbe, mit einer fast öligen Viskosität. Seine Aromen erinnern an Quitte, Honig, Pfirsich, Zitrusfrüchte und viele andere. Mit seiner Süße und dem eleganten Körper ist er der perfekte Begleiter für süße Desserts. Man könnte denken, dass dies die Süße noch verstärkt, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Reichhaltigkeit des Desserts wird durch die Süße des Weins abgepuffert und umgekehrt. Ebenso ist ein Blauschimmelkäse ein guter Partner zu Eiswein.

Ein weiterer Vorteil der hohen Süße des Eisweins ist, dass man ihn beinahe für ewig lagern kann. Der Zucker konserviert ihn und mit zunehmender Reife entwickelt er neue, interessante Aromen. Sie können also in Erwägung ziehen, eine Flasche Eiswein für Ihre Kinder oder Enkel beiseite zu legen.

ALSO: WER SIND NUN DIESE MUTIGEN WINZER?

Lesemannschaft Weingut Reiss
Lesemannschaft Weingut Reiss

Der Pfaffenberg ist eine der Top-Lagen des Weingut Reiss. Das familiengeführte Weingut liegt in Würzburg, im Herzen der deutschen Weinbauregion Franken. Die Familie Reiss kultiviert etwa seit 1800 Reben in und um Würzburg. Der Schwerpunkt liegt auf den typisch fränkischen Sorten Silvaner und Müller-Thurgau außerdem werden Riesling und Burgundersorten angebaut.

Weingut Reiss
Unterdürrbacher Str. 182
97080 Würzburg
www.weingut-reiss.com


Der Eiswein vom Weingut Schenk stammt von einem kleinen Weinberg, der ‚Tiefe Klinge‘ genannt wird und Teil der Großlage ‚Ewig Leben‘ ist. Sind das nicht reizende Namen? Das Weingut Schenk ist ein Familienbetrieb und befindet sich in Randersacker, einem Premium-Weinort am Main, nur wenige Kilometer von Würzburg entfernt. Otto Schenk und sein Sohn Thomas sind in neunter und zehnter Generation Winzer. Die wichtigsten Sorten sind natürlich zum Einen die Flaggschiff Sorte Frankens, der Silvaner, sowie Riesling, Müller-Thurgau und die deutsche Antwort auf den Sauvignon Blanc, die Scheurebe. Mit Spätburgunder (Pinot Noir) und der fränkischen Domina, kommen auch einige große Rotweine aus diesem Keller.

Weingut Schenk
Ochsenfurter Str. 21
97236 Randersacker
www.weingut-schenk.de

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Eiswein Made-in-Michigan | USA

Übersetzte Fassung des Artikels „Ice Wine in the Winter Wonderland“ von Cortney Casey, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe Dezember 2015

An einem Ort, der für seine brutalen Winter bekannt ist, ist es keine Überraschung, dass dort exquisite Michigan Eisweine produziert werden. Diese Dessertweine, die man hier „Nektar der Götter“ nennt, werden aus Trauben erzeugt, die in gefrorenem Zustand geerntet und gepresst werden, um einem einzigen Tropfen Saft zu gewinnen, der voller konzentriertem Zuckers ist.

Gefrorene Trauben für Eiswein
Gefrorene Trauben für Eiswein

„Eiswein und Winter haben eine besondere Beziehung“, sagt Jay Briggs, Winzer bei Forty-Five North Vineyard & Winery, im Nordwesten von Michigan. „Wenn der Schnee tief ist und das Leben sich verlangsamt, passt es ideal sich zurück zu lehnen und ein kleines Glas des süßen Nektars zu genießen.“

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Der Schnee war in der Tat sehr tief, als Briggs und seine Mannschaft am 10. Dezember 2013 um 4:30 Uhr auszogen, um die Trauben für ihren 2013er Riesling Eiswein zu ernten. Durch die Schneewehen watend, eingepackt gegen die 17-Grad-Kälte und ausgestattet mit Kopfleuchten, haben sie sorgfältig per Hand 4 Tonnen gefrorene Trauben gelesen, von Reben, die mit Fahrzeugscheinwerfern und Flutlicht beleuchtet wurden.

Weingut Forty-Five North
Weingut Forty-Five North

Nach erst wenigen Ernten unter seiner Regie als Forty-Five North‘ leitender Weinmacher, war die 2013er Eiswein-Lese Briggs‘ erste – und sie war definitiv die Arbeit wert. Im August 2015 hat er die Best-in-Class Dessertwein Trophäe bei der renommierten Michigan Wine Competition errungen.

„Dank seiner Balance zwischen Säure und Süße, belegt der Wein den Gaumen mit Honig-getränkten Pfirsichen und Aprikosen.“ sagt Briggs. „Obwohl die offensichtliche Paarung ein Dessert ist, glaube ich, dass es ziemlich cool wäre, das um 180 Grad zu drehen und das Menü mit einem Eiswein zu starten“, sagt er. „Obsttörtchen sind großartig und eine sichere Paarung, aber viel kreativer wäre es mit Käse und Wurst eine Geschmacksexplosion zu erzeugen.“

Bei Forty-Five können Besucher eine umfangreiche Palette an Weiß-, Rot-, Apfel- und Obstweinen, inmitten eines komfortablen, rustikalen Ambientes probieren. Der Verkostungsraum ist durch und durch aus Holz, mit einer skurrilen Pferdefigur an einem Ende der Theke und einem Ledersattel am anderen. Bunte, aufwendig beschriftete Tafeln informieren die Besucher über die Angebote. Die Gäste werden in der Regel von Channing Sutton begrüßt, der Managerin des Verkostungsraums, die weit unter dem weinseligen Volk bekannt ist, für ihr sprudelndes, freundliches Auftreten. Das Weingut bietet mehr als 3 Meilen an Wegen zum Wandern und Mountainbiken, die einen atemberaubenden Blick auf die benachbarten Anwesen erlauben.

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Wie bei Forty-Five North, ist auch bei Black Star Farms, ein paar Meilen südlich auf der Leelanau Halbinsel, Riesling die Traube der Wahl .

 

„Riesling ist der Klassiker für Eiswein und mit seinem hoch aromatischen und intensiven Geschmack, verleiht er dem konzentrierten Eiswein ausgezeichnete Aromen“, sagt Winzer Lee Lutes, der schon zahlreiche Jahrgänge von Riesling Eiswein produziert hat, die seit 2000 unter der Marke ‚A Cappella‘, vertrieben werden. „Mit Riesling wird der Wein komplexer, nicht nur intensiver in Geschmack und Fülle.“ In Bezug auf die Essens-Paarungen, hat Lutes zwei persönliche Favoriten. „Der erste ist ein gutes Mandel-Cantuccini in ein Glas Eiswein zu tauchen und es anschließend zu genießen“, sagt er. „der zweite ist es, ihn mit einem zarten Dessert zu genießen, wie Panna Cotta oder Crème Brûlée.“

Besucher von Black Star Farms möchten das ländliche Anwesen oft gar nicht mehr verlassen – und sie müssen auch nicht, zumindest nicht sofort, dank der luxuriösen Herberge neben dem Verkostungsraum. Inn Gäste genießen ein reichhaltiges Gourmet-Frühstück und einen Empfang mit reichlich Wein und Horsd’oeuvres. Nur wenige Schritte entfernt liegt das zum Gut gehörende „frisch-auf-den-Tisch“ Restaurant Hearth & Vine, sowie die Außenterrasse, Reitanlagen, ein Streichelzoo und vieles mehr. Der Haupt-Verkostungsraum protzt mit hohen Decken, bunten Wandbildern und einer massiven Theke, um durstige Gäste zu bewirten. Black Star Farms unterhält auch eine kleinere, aber ebenso gemütliche Probierstube auf der Halbinsel Old Mission Peninsula, etwa eine 30-minütige Fahrt Richtung Osten entfernt, wo ein Teil der Produkte des Weinguts erzeugt werden.

Ein weiterer Tasting Room, TASTES of Black Star Farms, liegt etwas außerhalb der Innenstadt von Traverse City im Grand Traverse County. Die die weitläufigen Gebäude der ehemaligen psychiatrischen Klinik – eigentlich zum Abriss freigegeben, aber von einem regionalen Objekt-Entwickler erhalten – sind nun ein Zentrum zum Einkaufen und Wohnen. TASTES ist teilweise unterirdisch, mit unverputzten Ziegelwänden und Nischen, die jetzt für Matterhorn-Dinners verwendet werden: hier gibt es Menüs mit Gemüse, Fleisch und Brot, die auf einem kleinen Grill gebraten und mit geschmolzenem heimischen Raclette-Käse gekrönt werden.

Tasting Room bei Fenn Valley Vineyards
Tasting Room bei Fenn Valley Vineyards

Weiter südlich, in Fennville, an Michigans südwestlicher Küste, vertraut mit großem Erfolg Fenn Valley Vineyards & Wine Cellar auf die Vidal Blanc-Traube für ihren „42 Ice Wine“. Der Wein hat in den vergangenen sechs Jahren bei der Michigan Wine Competition zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter Bronze, Doppel-Gold und Best-in-Class, zudem Anerkennungen von der Tasters Guild Wine Competition, Great Lakes / Great Wines Competition und der American Fine Wine Competition. Überraschenderweise ist der gefeierte „42er“ einer der günstigsten Eisweine im Staat, mit weniger als 25 US-Dollar pro Flasche – im Vergleich zu den sonst üblichen 45-90 Dollar.

„Bei Fenn Valley, bemühen wir uns Tischwein, bzw. Wein zu erzeugen, der täglich, anstatt einmal im Jahr, genossen werden kann“, sagt Winzer Brian Lesperance. „Deshalb gehen wir nur Projekte an, die Produkte zu einem vernünftigen Preis liefern.“ Lesperance sagt, dass Fenn Valley die Kosten niedrig halte, indem sie größere Chargen des Weines produzieren und auch eine geringere Gewinnspanne akzeptieren würden, wohl wissend, dass „man so viele Leute an unsere Marke heranführt und zu Stammkunden aufbaut.“

Außerdem spielt auch die Wahl von Vidal Blanc eine Rolle. Spät reifend, mit einer dicken Haut ist die Hybrid-Rebe besser geschützt, als die empfindlichere Vinifera (europäische Rebe), wenn es darum geht auf die erforderliche Kälte zu warten, die für die Ernte nötig ist. Vidal Blanc ist leicht verfügbar, kostengünstig zu kultivieren und „hat einen starken Charakter, der sich durch den Gefrierprozess noch verstärkt, wodurch ein Eiswein mit einem einzigartigen Geschmacksprofil entsteht, der es auf dem Markt einfach hat,“ fügt er hinzu.

Lesperance beschreibt das Aroma des 42 Ice Wine als von reifen Pfirsichen, Mango, Aprikosen, Honig und Rosinen strotzend, mit einem Hauch von Veilchen in der Nase und am Gaumen. Wie Lutes wirbt auch er für Cantuccini als die perfekte Paarung. Die Beschaffenheit der doppelt gebackenen Cantuccini verleitet zum Einweichen, sagt er. Wir tauchen sie häufig im Eiswein als eine Art Erwachsenenversion von „Milk and Cookies“.

Gäste von Fenn Valley können in das gesamte Spektrum an Weinen eintauchen, von trocken bis süß, weiß und rot, Zider, Dessertweine, Sekte oder Obstweine. Außer den täglichen Tastings bietet die Weinkellerei unzählige spezielle Events, einschließlich Winemakers-Dinner, lehrreiche Touren, einen Chili-Kochwettbewerb, Frauen-Abende und Vine Wine’d, einem jährlichen 5000, bzw. 10.000 Meter Lauf durch die Weinberge. Da die Weinberge von Fenn Valley als Tastingraum deklariert sind, dürfen sich die Besucher auf dem gesamten Gelände mit dem Glas in Hand bewegen. Das Anwesen erstreckt sich über rund 97 Hektar amLake Michigan Shore Wine Trail, einer Ansammlung von 17 Weingütern in unmittelbarer Nähe des gleichnamigen großen Sees. Die Region ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen von jenseits der Staatsgrenze in Chicago geworden, doch scheint es noch nicht auf dem Radar von vielen Michiganern zu sein.

„Der Lake Michigan Wine Trail ist wirklich eine wunderbare Art und Weise Michigans Weine zu erleben“, sagt Lesperance. „Es gibt eine riesige Vielfalt, von den kleinen Boutique-Weingütern bis zu den großen, wie Fenn Valley. Als die südlichste AVA (American Viticultural Area) haben wir in Michigan die längste Vegetationsperiode, so dass wir auch verlässlich solide trockene Rotweine aus Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Merlot erzeugen können.“


Die Autorin

Cortney Casey ist zertifizierte Sommeliere und Mitgründerin von MichiganByTheBottle.com, einer Website und Online-Community, die die Weinbranche in Michigan fördert. Sie ist auch Miteigentümerin des Michigan By The Bottle Tasting Room, die gemeinsam mit mehreren Weingütern aus Michigan Verkostungsräume in Shelby Township und Royal Oak betreiben.

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naturzeit.com

Bocksbeutel küsst Silvaner | Würzburg | Franken

Übersetzte Fassung des Artikels „Home of Dirkules, Silvaner and the Bocksbeutel“ von Ingo Deckler, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe Juli 2015

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In Übersee ist Würzburg vor allem für seinen berühmtesten Sportler bekannt. Es ist die Heimatstadt vom German Wunderkind der NBA, Dirk Nowitzki. Neben diesem Ausnahmeathleten sind Würzburgs meist beachtete „Produkte“ aber der Wein und seine Sehenswürdigkeiten. Die Stadt bietet eine verführerische Mischung aus Tradition und entspannter Lebensart. Auf der einen Seite ist sie Bischofssitz und in mancher Hinsicht sehr konservativ, aber die Universität und verschiedene andere Bildungseinrichtungen sorgen dafür, dass Würzburg eine sehr vitale Stadt ist, voll von jungen Menschen und einer Menge Energie. Wer einmal Würzburg besucht hat, wird für immer ein Fan dieser großartigen Stadt sein. Versprochen!

Blick auf Würzburgs Innenstadt mit den unzähligen Kirchtürmen
Blick auf Würzburgs Innenstadt mit den unzähligen Kirchtürmen

Würzburg, Franken und der Wein

Würzburg ist die Hauptstadt des bayerischen Bezirks Unterfranken. Wenn man sich die Form Deutschlands als einen menschlichen Torso vorstellt, dann ist Würzburg der Nabel. Würzburg liegt im Zentrum des fränkischen Weinlands, das sich von hier aus in Richtung Osten und Westen ausbreitet. Der Main durchquert die Region und verleiht ihr den inoffiziellen Namen „Mainfranken“, was fast gleichbedeutend mit der Weinregion Franken ist.

Im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Weinregionen, wo Riesling den Markt dominiert, ist in Franken der Silvaner die wichtigste Rebsorte. Der Silvaner spiegelt perfekt das Terroir Frankens wider. Die Böden aus dem Trias – Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper – erzeugen elegante Weine mit feiner Mineralität. Die Weine aus dem Silvaner sind eher „zurückhaltend“ in der Intensität der Aromen, haben aber einen dichten, seidigen und komplexen Körper. Dies deckt sich mit dem Temperament des typisch fränkischen Einheimischen. Ihnen wird oft nachgesagt, dass sie zunächst eher zurückhaltend sind, aber wenn man mit ihnen warm wird, sind es wirklich sehr nette Leute.

Bocksbeutel im Keller des Juliusspitals
Bocksbeutel im Keller des Juliusspitals

Neben Silvaner werden in Franken rund sechzig verschiedene Rebsorten angebaut. Ein typisches Weingut hat mindestens 20 oder mehr Weine aus verschiedenen Traubensorten und mit verschiedenen Qualitätsstufen auf seiner Weinliste. Die wichtigsten anderen Weißweinsorten sind Müller-Thurgau (auch Rivaner), Bacchus und Riesling. Rote Rebsorten sind in Franken eher unterrepräsentiert, aber von denen, die hier angebaut werden, ragt der Spätburgunder besonders hervor. 

In Franken werden die Weine traditionell trocken ausgebaut, gelegentlich finden Sie aber auch einige Exemplare von restsüßen Weinen.

Der Bocksbeutel

Sie werden in ganz Franken auf diese runden, bauchigen Flaschen stoßen, die Markenzeichen des Frankenweins und typisch für die Region sind. Nur fränkische Weine mit erforderlicher Mindestqualität und aus regional typischen Rebsorten, wie dem Silvaner, werden im Bocksbeutel abgefüllt.

Der Bocksbeutel reicht zurück bis mindestens ins Jahr 1726, als der Stadtrat von Würzburg anordnete, dass die herausragenden Weine vom Würzburger Stein im Bocksbeutel abgefüllt werden müssen. Man wollte sie damit vor Fälschung schützen. Sicherlich ist der Schutz vor Fälschung heute nicht mehr die Hauptsorge, trotzdem ist der Bocksbeutel weiterhin in Franken weit verbreitet.

Weinkultur trifft Weltkultur (-erbe)

Würzburger Residenz und Hofgarten
Würzburger Residenz und Hofgarten

Würzburg hat beides zu bieten, ausgezeichnete Sehenswürdigkeiten und ausgezeichneten Wein. Das Gute ist, man braucht sich nicht zwischen dem Einen oder dem Anderen zu entscheiden. Sie können beides gleichzeitig haben. Die Keller der wichtigsten Würzburger Weingüter befinden sich in einigen der interessantesten und historisch bedeutendsten Gebäuden der Region.

Die Würzburger Residenz, UNESCO-Weltkulturerbe, sollte ganz oben auf Ihrer Agenda stehen. Das außergewöhnliche Barockschloss wurde es als eindrucksvolle Residenz der Würzburger Fürstbischöfe erbaut. Sie wurde im Jahre 1744, basierend auf den Plänen des berühmten Baumeisters des Barock, Balthasar Neumann, vollendet. Das große Deckenfresko, das imposante Treppenhaus, die Prunksäle und nicht zuletzt die Weinkeller machen dies zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Wenn Sie die Zimmer und Säle durchquert haben, dann sollten Sie unbedingt noch in den Keller hinab steigen. Er ist mit hunderten von Fässern in allen Größen belegt, wo die Weine des Staatlichen Hofkeller Würzburg reifen. Der Staatliche Hofkeller wurde im Jahre 1128 gegründet und gehört somit zu den ältesten Weingütern der Welt. Heute ist er im Besitz des Freistaates Bayern. Seine fränkischen Weine sind hoch angesehen.
Im Rosenbach-Palais quer über die Straße, links von der Residenz, befindet sich die Vinothek des Hofkellers, wo Sie alle Weine des Weinguts probieren und natürlich kaufen können . Halten Sie dort Ausschau nach Weinen aus dem Würzburger Stein. Wir kommen später noch auf diesen besonderen Weinberg zu sprechen.

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Trinken Sie Wein für einen guten Zweck

Wenn Sie die Residenz hinter sich lassen, dann können Sie mit einem kurzen Fußmarsch, die in der Innenstadt gelegenen Spitäler erreichen.

Holzfasskeller Juliusspital
Holzfasskeller Juliusspital

Wie der Name schon vermuten lässt, waren das Bürgerspital und das Juliusspital beide einmal Krankenhäuser. Eines von ihnen, das Juliusspital, ist es noch heute. Die Finanzierung der Krankenhäuser wurde zu einem beträchtlichen Teil durch die Herstellung von Wein aus gestifteten Weinbergen getragen. Und diese Praxis besteht bis heute. Wenn Sie also Wein von einem der „Spitäler“ trinken, denken Sie bitte daran, dass Sie es für einen guten Zweck tun. Was gibt es für eine bessere Ausrede, um Wein zu trinken?

Die Geschichte der Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist, so der vollständige Name, reicht um 700 Jahre zurück. Obwohl sie kein Krankenhaus mehr betreibt, kommt der Erlös aus dem Weingeschäft der Betreuung von älteren Menschen zu Gute, denn das Bürgerspital betreibt heute mehrere Altenheime. Ca. 500 Meter von der Residenz kommend in Richtung Innenstadt, findet man das Anwesen des Bürgerspitals an der Ecke Theaterstraße / Semmelstraße. In dem Eck-Gebäude mit einem Glockenspiel im Giebel, befindet sich das Weinhaus und die Vinothek. Sie bekommen hier die Weine am Tisch serviert, Sie können sie aber auch an der Theke probieren und Flaschenweise zu „ab Hof“ Preisen kaufen. Obwohl natürlich auch hier Silvaner eine große Rolle spielt, hat sich das Weingut große Anerkennung für seine hervorragenden Riesling-Weine erworben, einige davon aus dem Würzburger Stein.

Nochmal rund 300 Meter weiter, im Zentrum Stadt, befindet sich der beeindruckende Barockbau, der das Juliusspital beherbergt. Die Stiftung Juliusspital ist mit etwa 170 Hektar Rebfläche nicht nur das größte Weingut in Franken, sondern auch ein angesehenes Krankenhaus. Der Weinbau trägt einen beträchtlichen Anteil des Unterhalts des Krankenhauses. Sie können eine Führung durch die prachtvollen Gebäude, den Park und die historische Rokoko Apotheke unternehmen. Das große Finale der Tour ist wieder einmal der Weinkeller. Der Keller ist rund 250 Meter lang und voller Fässer in sämtlichen Größen, viele der Fassböden sind mit wundervollen Schnitzereien verziert. Das Weingut Juliusspital ist das größte Silvaner Weingut in Deutschland, und einmal mehr werden die besten Trauben am Würzburger Stein angebaut.

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Brückenschoppen

Die nächste Station ist eine 500 Jahre alte Steinbogenbrücke, die Alte Mainbrücke. Auch wenn es dort kein Weingut gibt, so trifft man dort – besonders an sonnigen Tagen – hunderte von Weintrinker. Die Brücke über den Main ist für den Autoverkehr gesperrt. Man kann an ein paar Fenster-Ausschanken glasweise Wein bekommen. Einheimische und Besucher mischen sich hier, schlendern über die Brücke, entspannen bei einem Glas Wein an der Balustrade und genießen den herrlichen Blick. Am linken Ufer blicken die imposante Festung Marienberg und das Käppele, eine wunderschöne barocke Kapelle, auf die Stadt herab. Folgt man den Blick flussabwärts, dann erkennt man die steilen Hänge des Würzburger Stein, Würzburgs berühmter Weinberg.

DER Weinberg von Würzburg

Der Würzburger Stein ist ein steil aufragender Weinberg am Ufer des Mains, der mit seiner Hangneigung und der Ausrichtung nach Süden beste Bedingungen für den Weinbau bietet. Im Jahre 1665 wurde hier eine der ersten Pflanzungen des Silvaner in Franken vorgenommen. Der Würzburger Stein ist mit ca. 85 Hektar die größte Einzellage in Franken. Zusammen mit dem Staatlichen Hofkeller, dem Bürgerspital und dem Juliusspital baut ein weiteres Weingut Reben an diesem Hang an. Das Weingut am Stein befindet sich direkt im Weinberg. Ludwig Knoll, Winzer und Besitzer des Anwesens, arbeitet biodynamisch und erzeugt Weine von herausragender Qualität. Es ist auch wegen seiner Architektur einen Besuch Wert. Die Gebäude des Anwesens verbinden wundervoll den traditionellen fränkischen Stil mit moderner Architektur.


Unser Veranstaltungstipp für Würzburg

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Probieren, trinken und kaufen

Das Käppele - Barockkapelle über Würzburg
Das Käppele – Barockkapelle über Würzburg

MainWein Weinbistro: Das Weinbistro MainWein auf der Alten Mainbrücke ist ein Ableger der Winzergemeinschaft Franken (GWF), der größten Winzergenossenschaft Frankens. Sie können dort alle Weine probieren, Flaschen zum mitnehmen kaufen oder aber Wein glasweise serviert bekommen. (Alte Mainbrücke 4, 97070 Würzburg | + 49 931 30418778 | www.mainwein-weinbistro.de)

Weingut Reiss: das Weingut Reiss ist ein familiengeführtes Weingut im Norden von Würzburg, etwas außerhalb des Stadtzentrums. Der Winzer Christian Reiss beschreitet neue Wege durch die Wiederbelebung von alten Weinbereitungsverfahren. Einige seiner besten Silvaner-Trauben werden in Amphoren vergoren. In den letzten Jahren hat die Familie Reiss viel in ihren Verkostungs- und Besucherbereich investiert, um ihre Gäste in angenehmen Ambiente Willkommen zu heißen. Martina Reiss ist zertifizierte Weinerlebnisführerin, die jeden Aspekt des fränkischen Weinbaus kennt. (Weingut Reiss, Unterdürrbacher Straße 182, 97080 Würzburg | + 49 931 94600 | info@weingut-reiss.com | www.weingut-reiss.com)

Essen und Trinken

Wenn Sie nach all den Besichtigungen hungrig sind, aber noch nicht genug vom Wein haben, dann sollten Sie eine der vielen  Weinstuben besuchen, wo vor allem traditionelle fränkische Spezialitäten serviert werden.

Eine fränkische Spezialität ist die Bratwurst. Am häufigsten bekommt man sie gebraten, entweder als komplette Mahlzeit mit Kartoffelbrei und Sauerkraut, oder einfach nur im Weck (Brötchen) zum Mitnehmen.

Eine Variation der Bratwurst sind die Blauen Zipfel. Lassen Sie sich nicht vom Namen abschrecken, das ist ein köstliches Gericht. Blaue Zipfel sind Bratwürste, die in einem Sud aus Wein, Essig und Zwiebeln gedünstet werden. Sie werden im Sud serviert, dazu gibt es meist Schwarzbrot. Natürlich passt hierzu hervorragend ein trockener Frankenwein.

In der Spargelzeit im Frühjahr, bekommt man eine Vielzahl von verschiedenen Spargelgerichten. Natürlich passt dazu der Silvaner ganz wunderbar. Die fränkische Platte ist auch eine der größten Spargelregionen in Deutschland.

Im Herbst steht Wild, Ente und Gans hoch im Kurs.

Einkehren

Essen zum Mitnehmen

Bratwurststand Knüpfing: Hier bekommt man die besten Bratwürste (geknickte im Weck) in der Stadt. Der Grillstand befindet sich auf dem Marktplatz und ist eine echte Institution in Würzburg. Lassen Sie sich nicht von der langen Schlange abschrecken, es dauert maximal fünf Minuten bis sie am Tresen sind, denn die Auswahl ist nicht sehr groß. Wenn Sie zum Ausgabe-Fenster kommen, dann ist die einzige Entscheidung, die sie treffen müssen: „mit oder ohne“ (Senf). (Marktplatz, 97070 Würzburg-)

Alte Mainmühle: Dies ist eine hervorragende Location auf der Alten Mainbrücke, und obwohl dies auch ein ausgezeichnetes Restaurant ist, wo man unbedingt rechtzeitig im Voraus reservieren sollte, bekommt man an der Bar auch Bratwürste zum Mitnehmen. Diese Würstchen werden auf Holzkohle gegrillt und sind kleiner als die traditionelle Bratwurst. Dafür bekommt man drei im Weck. (Mainkai 1, 97070 Würzburg | + 49 931 16777 | www.alte-mainmuehle.de)

Veggie Bros: wenn Würstchen nicht Ihr Ding sind und Sie vegetarische oder vegane Speisen suchen, dann sollten Sie den Veggie-Bros eine Chance geben. Dieser kleine Diner, der 2014 eröffnet wurde, entwickelte sich schnell von einem Insider-Tip zu einer beliebten Adresse in der Stadt. Sie bekommen ausgezeichnete Falafel sowie Salate und dazu veganen Wein aus Franken. (Juliuspromenade 38, 97070 Würzburg | + 49 931 45321514 | www.veggiebros.de)

Traditionell

Weinstuben Juliusspital: Eines der besten Wein Restaurants ist beim Weingut Juliusspital zu finden. Konsequenter Weise bekommen Sie ausschließlich Wein zu Ihrem Essen. Fragt man nach einem Bier, wird man an eine Kneipe auf der anderen Straßenseite verwiesen. Das Menü ist von ausgezeichneter Qualität zu angemessenen Preisen. (Juliuspromenade 19, 97070 Würzburg | + 49 931 54080 | www.juliusspital-weinstuben.de)

Restaurant und Weinhaus Stachel: Das Weinhaus Stachel ist Würzburgs älteste Gaststätte. Es hat einen romantischen Innenhof, in dem Sie an warmen Abenden speisen können. Heute ein renommiertes Restaurant, war der Stachel im frühen 16. Jahrhundert der konspirative Treffpunkt der Ritter im Bauernkrieg. Der Morgenstern (Stachel) über der Eingangstür zeugt noch von dieser Geschichte der Weinstube. (Gressengasse 1, 97070 Würzburg | + 49 931 52770 | www.weinhaus-stachel.de)

Weinstube Johanniterbäck: Der Johanniterbäck gehört zu den beliebtesten Gaststuben unter den Einheimischen und ist eine der wenigen verbliebenen Weinstuben, die noch die Tradition der „Bäcks“ pflegen. Die Bäcks entstanden im Mittelalter, als die Bäckereien die Erlaubnis bekamen Wein auszuschenken. Man durfte sein eigenes Essen mitbringen und es zusammen mit dem Wein genießen. Sie können noch immer Ihr eigenes Essen mitbringen, aber weshalb sollte man das wollen? Im Johanniterbäck werden ausgezeichnete, traditionelle Gerichte serviert. Die Zutaten stammen aus der familieneigenen Metzgerei. (Johanniterplatz 3, 97070 Würzburg | + 49 931 54368 | www.weinstube-johanniterbaeck.de)

Würzburger Ratskeller: der Würzburger Ratskeller befindet sich im Rathaus von Würzburg. Er verfügt über 17 verschiedene Gaststuben. Ja richtig, siebzehn! Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, eine Gaststube ist in der alten Kapelle und eine andere war einst das Stadt-Verlies. Es gibt hier auch einen schönen Innenhof, wo Sie neben dem Brunnen speisen können. (Langgasse 1, 97070 Würzburg | + 49 931 13021 | www.ratskeller-wuerzburg.de)

Exklusiv

REISERS am Stein: Mittlerer Steinbergweg 5, 97080 Würzburg | + 49 931 286901 | www.der-reiser.de/reisers-stein.html
Auszeichnungen: Guide Michelin (1 *), Gault Millau (16 P.)

Restaurant KUNO 1408: Neubaustraße 7, 97070 Würzburg | + 49 931 3093-1408 | www.restaurant-kuno.de)
Auszeichnungen: Guide Michelin (1 *), Gault Millau (16 P.)

Festung Marienberg im Morgendunst
Festung Marienberg im Morgendunst

Die beste Reisezeit

Die beste Zeit für Ihre Reise in die fränkische Wein-Region ist zwischen Mai und Oktober, wenn die Weinberge grün und saftig sind. Das ist auch die Weinfest-Saison, wenn fast jede Woche in Würzburg oder einem der umliegenden Orte ein Weinfest stattfindet. Abgesehen von den großen Würzburger Weingütern sind fast alle anderen Winzerhöfe Familienbetriebe. Wenn Sie diese besuchen möchten, empfiehlt es sich die Erntesaison (vor allem von Mitte September bis Anfang Oktober) zu vermeiden, es sei denn Sie wollen bei der Weinlese helfen. Die Familien sind dann sehr beschäftigt und haben nicht viel Muse sich um die Gäste zu kümmern. Am besten melden Sie sich im Voraus kurz telefonisch an. 

Aber auch in der Nebensaison lohnt sich ein Besuch, denn Würzburg hat noch viel mehr zu bieten. In der Adventszeit ist die Stadt aufwändig geschmückt und der wunderschöne Weihnachtsmarkt rivalisiert mit dem weit bekannteren Nürnberger Markt.

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Anreise

Flughafen Frankfurt/Main (FRA): Der Frankfurter Flughafen ist von Würzburg über die A3 in rund einer Autostunde zu erreichen und es gibt stündlich direkte Zugverbindungen mit dem ICE zum Hauptbahnhof Würzburg, was auch etwa eine Stunde dauert. (www.frankfurt-airport.com)

Bahn: Sie werden für Ihren Besuch in Würzburg nicht unbedingt ein Auto brauchen, ziehen sie also den Zug in Betracht. Die Autobahnen rund um die Stadt sind sehr stauanfällig, mit dem Auto brauchen Sie hier Geduld. Würzburg ist ein Knotenpunkt für viele Intercity-Verbindungen. (www.bahn.de)

Flusskreuzfahrt: Die wahrscheinlich erholsamste Möglichkeit Würzburg zu besuchen ist mit einer Fluss-Kreuzfahrt. Im Jahr 2015 haben etwa 1.000 Kreuzfahrtschiffe an der Main-Promenade vor Anker gelegen. Der normale Zwischenstopp in Würzburg ist meist nur ein Tag und eine Nacht, aber die Reise durch das Maintal ist unbeschreiblich schön. Sie werden viele Weinberge entlang der steilen Flussufer sehen und können dabei den Frankenwein genießen. Eine der größten Reedereien mit vielen Routen über Würzburg ist Viking Cruises. (www.vikingrivercruises.com)

Unterkunft

Zentral

Hotel Greifenstein (****): es ist praktisch nicht möglich zentraler zu übernachten, als im Hotel Greifenstein. Dieses Hotel, das auch ein ausgezeichnetes Restaurant hat, befindet sich nur einen Steinwurf vom Marktplatz entfernt. (Dettelbachergasse 2, 97070 Würzburg | + 49 931 35170 | info@greifensteiner-hof.de | www.greifensteiner-hof.de)

Hotel Zum Winzermännle (***): dieses schöne, kleine Hotel befindet sich im Herzen der Stadt, auf halbem Weg zwischen dem Dom und der Alten Mainbrücke. Die meisten Sehenswürdigkeiten und viele der Weinstuben sind bequem zu Fuß zu erreichen. (Domstraße 32, 97070 Würzburg | + 49 931 54156| info@winzermaennle.de | www.winzermaennle.de)

Luxuriös

BEST WESTERN PREMIER Hotel Rebstock (****): Neubaustraße 7, 97070 Würzburg | + 49 931 30930 | info@rebstock.bestwestern.de | www.bestwestern.de/hotels/Wuerzburg/BEST-WESTERN-PREMIER-Hotel-Rebstock)

Schlosshotel Steinburg (****): Mittlerer Steinbergweg 100, 97080 Würzburg | + 49 931 97020 |  hotel@steinburg.com | www.steinburg.com)

Hotel und Weingut Meintzinger, Frickenhausen
Hotel und Weingut Meintzinger, Frickenhausen

Am Weingut

Weingut und Hotel Meintzinger: das Hotel ist Teil des Anwesens des Weingut Meintzinger in Frickenhausen – ein kleiner Ort ungefähr 20 Kilometer südlich von Würzburg. Im Jahre 1475 erbaut, war es die ehemalige Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe. Es bietet kunstvoll dekorierte Zimmer und ausgezeichnete Weine direkt vom Weingut. (Babenbergplatz 4, 97252 Frickenhausen | + 49 9331 87110 | info@hotel-meintzinger.de | www.hotel-meintzinger.de)

Günstig

Jugendherberge Würzburg: Fred-Joseph-Platz 2, 97082, Würzburg | + 49 931-467786-0 | wuerzburg@jugendherberge.de | www.jugendherberge.de/de-de/jugendherbergen/wuerzburg281/portraet)

Babelfish Hostel: Haugerring 2, 97070 Würzburg | + 49 931 3040430 | info@babelfish-hostel.de | www.babelfish-hostel.de)

Wissenswert

Tourist Information: Zimmer-Reservierungen, Buchung von Führungen und eine Vielzahl von Informationen über Würzburg und Franken. (Falkenhaus, Marktplatz 9, 97070 Würzburg | + 49 931 372398 | www.wuerzburg.de)

Franken-Tourist-Information: Tourismuszentrale Würzburg und Fränkisches Weinland. (Gebäude 11, 97070 Würzburg | + 49 931 372335 | tourismus@wuerzburg.de)

Verkehr

Um Würzburg und seine Sehenswürdigkeiten zu besuchen, brauchen Sie kein Auto. Das Stadtzentrum ist Fußgängerzone, und die meisten Sehenswürdigkeiten sind ohnehin zu Fuß erreichbar. Würzburg hat ein ausgezeichnetes öffentliches Verkehrssystem mit Straßenbahnen und Bussen. Zudem gibt es ein City-Bähnchen speziell für das Sightseeing, das alle wichtigen Sehenswürdigkeiten anfährt. Die Fahrt dauert ca. 40 Minuten und es stehen Audio-Guides in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.

Elsass Road Trip – Im Wohnmobil entlang der Route des Vins d’Alsace

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Das Elsass blickt auf eine bewegte und recht wechselhafte Vergangenheit, als Spielball der ehemaligen Erzfeinde Frankreich und Deutschland, zurück. Zum Glück ist diese Episode längst passé, die unterschiedlichen Herrschaftsverhältnisse der Vergangenheit spiegeln sich aber noch heute in dieser Region und auch im Weinbau wider. Während der Großteil der französischen Weinbaugebiete die Herkunft, also Appellation und Lage (Crû), in den Mittelpunkt stellt, so ist der Weinbau im Elsass eher an die Gepflogenheiten der deutschen Nachbarn angelehnt. Die Rebsorten sind rechts- wie links-rheinisch ähnlich, die Weine sind meist sortenrein ausgebaut und auf dem Etikett ist ganz klar die Rebsorte der Held.

Elsass - Blick aus den Vogesen in die Rheinebene
Elsass – Blick aus den Vogesen in die Rheinebene

Typisch für den Elsässer Wein ist die traditionelle Flaschenform, die sogenannte Flûte d’Alsace, eine schlanke Schlegelflasche, und die Weingläser in denen er serviert wird. Diese erinnern an kleine Römer (man bekommt meist nur 10 cl serviert) mit dünnem, hohem Stil.

Elsass - Riesling ist King
Elsass – Riesling ist King

Riesling, Weiß- und Grauburgunder (Pinot Blanc / Gris), Gewürztraminer sowie Sylvaner führen den Sortenspiegel im Weißweinbereich an und machen das Elsass zu einem ausgewiesenen Weißweingebiet. Beim Rotwein spielt nur Pinot Noir eine Rolle, der aber hier bei weitem nicht an die Klasse anderer französischer Regionen heran reicht. Häufig ist dieser auch als Rosé anzutreffen.

Außerdem hat das Elsass herausragende Schaumweine zu bieten. Die Crémants mit eigener Appellation – AOC Crémant d’Alsace – sind nach der Méthode traditionnelle, also der Champagner Methode hergestellt.

Das Weinanbaugebiet ist gerade mal rund 100 Kilometer in der Nord-Süd Ausdehnung und nur einen Steinwurf über den Rhein von Deutschland entfernt. Der Bergzug der Vogesen, an dessen Ostflanke sich die meisten Weinberge schmiegen, ist bestimmend für das Weinbauklima dieser Region. Das Gebiet ist ideal, um es mit dem eigenen Wagen zu erkunden, mit der Route des Vins d’Alsace, der Elsässer Weinstraße, wird einem sogar die Routenplanung abgenommen, denn die Tour führt auf 170 Kilometern automatisch zu den schönsten, wichtigsten und interessantesten Orten.

Wir waren aber nicht nur mit dem eigenen Wagen, sondern sogar mit dem eigenen Bett unterwegs. Der Charme mit dem Wohnmobil durch das Elsass zu reisen – wie eigentlich durch jede andere Weinregion auch – ist, dass man völlig flexibel planen kann und stets dort halt macht, wo es am schönsten, ruhigsten oder einfach am nächsten zum Wein ist. Als Wein-Tourist ein nicht zu unterschätzender Vorteil!

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Etappe 1 – Prolog: Mulhouse – Thann – Bourbach-le-Haut

Elsass - Frankreich - 2CV
Elsass – Frankreich – 2CV

Der Einstieg in die Route ist, je nach dem aus welcher Himmelsrichtung man anreist, an verschiedenen Stellen möglich. Die Route erstreckt sich etwa hälftig über die beiden Departements Haut Rhin im Süden und Bas Rhin im Norden. Nach unserem Empfinden ist die Haut Rhin Region die ansprechendere, so haben wir unsere Tour d‘Alsace auch im Süden gestartet, sind aus dem Schwarzwald kommend, in Richtung Mulhouse über den Rhein und zum südlichen Startpunkt der Elsässer Weinstraße nach Thann. Hier haben wir auch gleich die erste Routenänderung vorgenommen.

Thann mit dem sicherlich ansehnlichen Stadtkern konnte uns mit der Lage des für Wohnmobile ausgewiesen Parkplatzes – hinter einer Tankstelle und neben einem Einkaufszentrum – so gar nicht begeistern, weshalb wir kurzerhand umgeplant haben. Wir haben zum nächstgelegen Camping-Car Park navigiert, der im nur rund 10 Kilometer entfernten Bourbach-le-Haut lag. Eine abenteuerliche Anfahrt über schmale, steile Straßen haben uns in einen Ort geführt, wo sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, wo aber auch ein äußerst einladendes Restaurant uns in den Bann gezogen hat. Außerdem bot unser Stellplatz einen grandiosen, wenn auch verregneten Blick in das grüne Tal, aus dem wir uns zuvor mit unserem rollenden Zuhause hochgekämpft hatten.

Das Restaurant muss weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt sein, denn an diesem Abend hat sich die Einwohnerzahl von Bourbach-le-Haut durch die Restaurantbesucher gefühlt verdoppelt. Wir konnten glücklicherweise einen kleinen Tisch in dem liebevoll eingerichteten Lokal ergattern. Die Weinkarte ist ansehnlich und die Speisen verdienen das Prädikat Haute Cuisine.

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LA BOUGIE
9, route Joffre
68290 Bourbach-le-Haut
France
+33 3 89 82 41 44

Stellplatz: 5,- € pro Nacht, schöner Ausblick ins Tal, Anmeldung gegenüber in der Stadtverwaltung (Mairie). Nach Büroschluss einfach durch Einwurf der Gebühr in den Briefkasten.

Etappe 2 – Guebwiller – Munster – Éguisheim – ColmaR

Die zweite Etappe führt zum Weinort Guebwiller. Hier läuft man leicht Gefahr von der Route abzukommen, denn die Weinstraße trifft auf eine ganze Reihe anderer Themenwege und –straßen, vom Pilgerweg nach Santiago de Compostela (Jakobsweg), über die Romantische Straße (Route Romane) bis zur Route de Crêtes (Kammstraße durch die Vogesen). Zunächst gilt es aber sich auf den Wein zu konzentrieren, denn Guebwiller hat die meisten Grands Cru Lagen im Elsass zu bieten. Die vier Alsace Grand Cru Kitterlé, Saering, Kessler und Spiegel gruppieren sich am steilen Hang eines Vogesenausläufers. Empfehlenswert ist ein Besuch der renommierten Domaines Schlumberger. Die Hälfte der Rebfläche dieses Traditionsweinguts liegt in den Großen Lagen, dementsprechend bekommt man hier eine Fülle an ausgezeichneten Weinen geboten.

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DOMAINES SCHLUMBERGER

100, rue Théodore Deck
68501 GUEBWILLER Cedex France
Phone number: +33(0)3 89 74 27 00
http://www.domaines-schlumberger.com

Wir haben uns dann tatsächlich verleiten lassen, für einen kurzen Abstecher von der Weinstraße abzuweichen, und zwar wegen einer anderen Spezialität dieser Region, dem Munster-Käse. Sicherlich, man bekommt den berühmten, kräftig riechenden Käse auch anderswo, aber wenn man schon mal unterwegs ist, dann kann man auch den kleinen Umweg von ca. 30 Kilometern in Kauf nehmen. Schließlich ist ja der Weg das Ziel. Der Weg dorthin, durch das grüne Tal, ist auch durchaus ansprechend, man trifft auf eine ganze Menge an Kühen, die maßgeblich an der Produktion der regionalen Spezialität beteiligt sind. Des Ortes wegen braucht man hier nicht unbedingt vorbei zu schauen, sehenswert ist allenthalben die Protestantische Kirche, aber die Spezialitätengeschäfte lassen das Gourmet-Herz höher schlagen.

Wieder zurück auf der Route de Vins haben wir im romantischen Eguisheim Halt gemacht. Malerische Gassen und Blumengeschmückte Fachwerkhäuser begeistern die Touristen aus aller Welt. Ein Rundweg leitet einen durch den gesamten Ort. Wir sind hier erstmals auf ein anderes Wahrzeichen des Elsass aufmerksam geworden, dem Storch. In Eguisheim gibt es einen kleinen, etwas skurrilen Storchenpark, wo man die stolzen Vögel aus nächster Nähe betrachten kann. Etwas befremdlich war, dass ein Storch in einer relativ engen Volliere eingesperrt war, wahrscheinlich um den anderen, frei herumfliegenden Partner immer wieder zurück zu locken. Eigentlich ein unnötiges Unterfangen, denn auf der Tour kann man genügend Störche in freier Wildbahn entdecken, zudem bietet jeder Ort den Großvögeln Nistmöglichkeiten, meist auf hohen Türmen, die auch rege genutzt werden.

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Einen anderen Vogel haben wir hier als köstliche Spezialität entdeckt. Bei unserem Rundgang durch Eguisheim sind wir auf vorgekochte und in Gläsern konservierte Gerichte gestoßen, für uns Wohnmobilisten immer eine willkommene Reiseverpflegung. Der „Coq au Riesling“ aus dem Glas, zusammen mit Bandnudeln aus unserem Standard Proviant hätte im Restaurant kaum besser schmecken können. Leider haben wir uns das Gericht erst viel später auf der Reise schmecken lassen, zu spät für die Erkenntnis, dass wir uns mit viel mehr dieser Gläser hätten eindecken sollen.

Elsass - Éguisheim
Elsass – Éguisheim

In Eguisheim gibt es auch einen wunderschön gelegenen Campingplatz, nahe am Ort und direkt in den Weinbergen. Wir haben uns aber entschlossen, diese Etappe im nahen Colmar zu beschließen.

Touristmusinformation: http://www.ot-eguisheim.fr/de/

Pique-nique mit Elsässer Spezialitäten
Pique-nique mit Elsässer Spezialitäten

In Colmar haben wir einen ausgewiesenen Camping Car Park am Rande der Stadt, bei einem kleinen Yachthafen angesteuert. Von dort erreicht man die Innenstadt fußläufig in 15 Minuten. (6 rue du Canal, 68000 Colmar)

Colmar bietet alles was der Weintourist begehrt. Einladende, urige Weinstuben (Wistub), Vinotheken und ausgezeichnete Restaurants. Die Elsässer Küche ist etwas deftiger als die filigrane Haute Cuisine anderer französischer Regionen. Sauerkraut und deftige Fleisch und Wurstgerichte sind häufig die Rieslingbegleiter in den Weinstuben. Wir haben uns am ersten Abend für ein ausgesprochenes Touristenlokal entschieden, Schwendi Bier- und Winstub, das ist absolut zentral gelegen und man kann wunderschön im Freien an einem der durch Colmar fließenden Bäche sitzen und speisen. (23 Grand Rue, 68000 Colmar). Nicht ganz so touristisch, aber ebenso urig ist das Chez Hansi, leider gibt es hier keine Außenplätze, die traditionellen Elsässer Gerichte und der Wein lassen das Manko aber schnell vergessen.

Ein Anlaufpunkt für traditionelle und regionale Spezialitäten ist die Markthalle von Colmar. Wer den Weg nach Munster scheut, der bekommt den Käse auch hier, natürlich genauso wie viele andere Köstlichkeiten, allen voran die leckeren Pasteten. Von dort ist es nur ein Katzensprung ins Klein-Venedig (La Petite Venise), dem malerischen Viertel entlang der Lauch, das – wie der Namen schon vermuten lässt – mit seinen Brücken und den über den Fluss gebauten Häusern an das Italienische Pendant erinnert. In Restaurants der meist gehobeneren Kategorie kann man hier direkt am oder über dem Wasser speisen.

Im August findet in Colmar die Foire aux vins, also die Elsässer Weinmesse statt, bei der sich auch Endverbraucher einen Überblick über die Elsässische Weinkultur verschaffen können.

Colmar ist die Heimatstadt des Künstlers Frédéric Auguste Bartholdi, der hier 1834 geboren wurde. Auch wenn einem der Name nicht auf Anhieb etwas sagt so kennt sicher die ganze Welt sein bedeutendstes Kunstwerk „La Liberté éclairant le Monde“, besser bekannt als „Statue of Liberty“, also der Freiheitsstatue von New York. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum seines Schaffens, natürlich mit ausgiebiger Würdigung von Ms. Liberty (30 rue des Marchands).

Etappe 3 – Rundkurs: Kaysersberg – Ribeauvillé – Kaysersberg

Kaysersberg - Wanderung in die Vogesen
Kaysersberg – Wanderung in die Vogesen

Die nächste Etappe führt von Colmar zunächst nach Kaysersberg an den Fuß der Vogesen, das uns mit einem großen und gut ausgestatteten Wohnmobil Stellplatz lockt. Eine Burgruine thront über dem Ort. Die liebevoll hergerichtete Altstadt hat es uns angetan, auch oder vielleicht gerade weil hier auf den Kitsch, der andernorts oft im Übermaß vorhanden ist, verzichtet wird. Von hier aus kann man auch wunderschöne Wanderungen in die Vogesen unternehmen, die herrliche Ausblicke über das Elsass bis in die Rheinebene bieten.

Apropos Kitsch: Am kommenden Tag haben wir uns nach Ribeauvillé aufgemacht. Die entzückenden Fachwerkhäuser in den verschiedensten Farben und die wunderbaren Blumenarrangements sind ohne Frage absolut sehenswert. Leider sehen das auch jede Menge andere Touristen so, weshalb man sich die Straßen mit Busladungen an Menschen teilt. In Ribeauvillé befindet sich eines der bekanntesten Weingüter des Elsass, Maison Trimbach. Hier gibt es ausgezeichnete Rieslinge aus Grands Crû Lagen zu entdecken. Das Weingut befindet sich direkt am Zugang zur Altstadt, für einen Besuch mit Weinprobe und Kellerführung muss man sich aber unbedingt vorher anmelden (http://www.trimbach.fr).

Als Individualreisende sind wir gegen solche Menschenmassen etwas allergisch, weshalb wir wieder den Rückweg nach Kaysersberg eingeschlagen haben und dort den Abend unter Einheimischen, bei einem schönen Glas Wein zum Flammkuchen, in einer gemütlichen Weinbar beschlossen haben.

Schlussetappe – Bas Rhin: Dambach-la-Ville – Wissembourg – Pfalz

Das Departement Bas Rhin hat uns leider mit recht wechselhaftem Wetter begrüßt. Das und der Anfangs erwähnte Umstand, dass wir im Süden bereits den mutmaßlich schöneren Teil der Tour abgefahren haben, hat dazu geführt, dass wir die letzte Etappe nur mit kurzen Zwischenstopps in Dambach-la-Ville und Wissembourg abgefahren haben. Das Deutsche Weintor hat uns dann den Übertritt in die Pfalz signalisiert, das ist aber auch schon die nächste Geschichte.

Ein Verzeichnis der Elsässer Winzer und Weingüter findet man unter www.elsaesserweine.com

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Wachau: Marillen, 100 Parker Punkte aber keine Kängurus!

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Für englischsprachige Touristen kokettieren die Österreicher gerne mit der Analogie zwischen Austria und Australia. Obwohl ich bezweifle, dass hier tatsächlich noch jemand nach diesen putzigen Tieren fragt, gibt es in den einschlägigen Souvenirshops T-Shirts mit der Aufschrift „No Kangaroos in Austria!“ zu kaufen. Eigentlich braucht sich die Wachau keineswegs mit fremden Tieren zu schmücken, denn sie ist alleine schon eine bezaubernde Landschaft, UNESCO Weltkulturerbe und Heimat einer Vielzahl von seltenen, heimischen Tieren, allen voran der Smaragd Eidechse. Was dieses Tierchen mit dem Wein der Wachau zu tun hat, dazu später mehr.

Die Donau hat dieses wundervolle Stück Landschaft über Millionen von Jahren geformt. Obwohl nur rund 70 Kilometer flussaufwärts von der Metropole Wien entfernt, fühlt man sich hier wie in einer anderen Welt. Das enge Tal, das durch den gewaltigen Strom geteilt wird, erlaubt nur eine kleinteilige Bewirtschaftung. Die hiesigen Weingärten wurden den steilen Hängen in mühevoller Arbeit abgerungen. Kleine Weinorte und romantische Städte liegen zu beiden Ufern des Flusses, der in diesem Bereich nicht gestaut wird, so dass er mit einer hohen Geschwindigkeit fließt und sich in einigen Uferbereichen ungehindert ausbreiten kann.

 

Weintrauben sind das wichtigste Landwirtschaftliche Produkt dieser Region, gleich gefolgt von einer anderen Frucht, der Marille. Die Wachau ist eine von Österreichs Premium Weinbaugebieten, mit rund 3.300 Hektar an Rebflächen und einem eigenen Klassifikations-System für Wein. Während alle anderen Weinbauregionen in Österreich die geschützte Ursprungsbezeichnung „Districtus Austriae Controllatus“ (DAC) verwenden, hat die Vinea Wachau, in der die meisten der hiesigen Winzer organisiert sind, ihr eigenes Qualitätssystem entwickelt. Steinfeder, Federspiel und Smaragd heißen die unterschiedlichen Qualitätsstufen. Smaragd, die höchste der drei Stufen, bezieht sich auf die oben genannte Eidechsenart, die sich in den wärmenden Trockensteinmauern der Weinberge besonders wohl fühlt. Die wichtigsten Rebsorten dieser Gegend sind der Grüne Veltliner (oftmals auch kurz GV), Riesling und Gelber Muskateller. Rotwein spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, Zweigelt ist die wichtigste heimische Sorte unter den Roten. Es dominiert ganz klar der trockene, bis knochentrockene Stil.

Trauben. Und sonst?

So weit so gut, aber was war nochmal mit den Marillen? Am linken Donauufer, wo die Hänge perfekt zur Sonne ausgerichtet sind, prägen vorrangig Reben das Landschaftsbild. Am rechten, dem Südufer, kultivieren die Landwirte eine andere Frucht, die Wachauer Marille, die zum regionalen Markenzeichen geworden ist. Die Marille ist eine Aprikose, die Einheimischen beharren darauf, dass es eine spezielle Sorte ist und – wie sollte es auch anders sein – natürlich die Beste. Fest steht jedenfalls, dass sie die Frucht in eine Vielzahl von köstlichen Delikatessen verwandeln. Frische Früchte bekommt man nur während der Erntezeit zwischen Juli und August, aber man bekommt sie auch als haltbare Variante in Form von köstlicher Marmelade. Ein absolutes Muss sind die Marillenknödel, eine süße Mehlspeise, die eine ganze Marille enthält. Das ganze kann man dann mit der destillierten Variante der Frucht, dem Marillenbrand abrunden.

Was diese Gegend so reizvoll macht, ist, dass weder die Weinstöcke noch die Marillen in großen Plantagen stehen, sondern als kleine Flecken, den Rieden, in einem Patchwork mit anderem Grün angeordnet sind. Die Reben stehen meist auf schmalen Terrassen, die von Trockensteinmauern gestützt sind, was einen erheblichen Aufwand an Handarbeit für die Winzer bedeutet. Ein tolles Naturschauspiel ist die Marillenblüte im April, wenn die gesamte Region in eine Pracht aus weißen und pinken Blüten gehüllt ist. Das läutet dann auch den Beginn der Tourismus-Saison ein.

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Jetzt aber zum Wein!

Sicherlich ist der Wein das Kernprodukt der Region und es gibt hier einige Weine, die zu den besten der Welt zählen. Im Jahr 2014 wurde ein besonderes Exemplar von Robert Parker mit der höchst möglichen Punktezahl von 100 geehrt. Dieser außergewöhnliche 1995er Riesling „Vinothek“ vom Weingut Nikolaihof ist 17 Jahre im Holzfass gereift. Man könnte meinen, dass dies ein einmaliger Glücksfall war, aber die Prämierung des 1997er Jahrgangs mit 97 Punkten im darauffolgenden Jahr hat gezeigt, dass das sicher keine Eintagsfliege war.

Der Nikolaihof ist ein familiengeführtes Weingut in Mautern am rechten Ufer der Donau. Die Familie Saahs arbeitet strikt biodynamisch nach „demeter“ Richtlinien, einer der strengsten Kontrollorganisationen für biologische Landwirtschaft. Im Nikolaihof gibt es auch eine gemütliche Weinstube mit hervorragender Küche, wo es ausgezeichnete, biologische Gerichte und die gutseigenen Weine im offenen Ausschank gibt. Sogar der 1997er Riesling „Vinothek“ – der 97 Punkte-Wein – war auf der Karte zu finden (der 100-Punkte-1995er war leider zu der Zeit bereits ausverkauft). Unglaublich wie frisch, beinahe jung ein 17 Jahre alter Wein sein kein. Das ist Riesling auf allerhöchstem Niveau! (www.nikolaihof.at)

Wein vom Schweden!

Schräg gegenüber, auf der anderen Seite der Donau, in Stein an der Donau, strebt ein junger Winzer ebenfalls nach dem perfekten Riesling. Sein Name: Urban T. Stagård. Der lustige Kringel im Namen ist keineswegs ein Tippfehler, sondern weist auf seine familiären Wurzeln hin. Er ist halb Schwede, halb Österreicher, was ihn aus der Masse der österreichischen Weinmacher hervorhebt. Das mag mit ein Grund für seinen kometenhaften Aufstieg in der Weinwelt sein, es wäre aber nicht von Dauer, wenn er nicht mit jedem Jahrgang dieses Ansehen bestätigen würde.

Steinzeug in Stein an der Donau, bei Stagårds
Steinzeug in Stein an der Donau, bei Stagårds

Manche bezeichnen Urban als einen „Jungen Wilden“, was auf seinen persönlichen Jahrgang 1978 zurückzuführen ist, andere sehen ihn als Weinverrückten. Wie auch immer, er arbeitet unermüdlich daran seine Weine zu perfektionieren. Gemeinsam mit seiner Frau Dominique produziert er rein biologisch und beschreitet neue Wege, indem er alte Traditionen der Weinbereitung wiederbelebt. In ihrem Keller findet man neben anderen Behältnissen auch Steinzeug Gefäße, in denen die besten Trauben zum Teil auf der Maische vergären. Zwei dieser Gefäße sind ihren neugeborenen Zwillingen gewidmet. Sie enthalten Most von Riesling Trauben und zum Teil noch intakte Trauben mit Stil und Stängel. Urban hat uns erklärt, dass er den Wein erst abfüllt, wenn seine Zwillinge das Wort Riesling aussprechen können. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es ernst gemeint hat.

Der Stagård Wein mit der höchsten Parker-Bewertung von 94 Punkten ist der 2013er Riesling „Steinzeug“, was sich sowohl auf den Ausbau in eben solchen Gefäßen, als auch auf die Herkunft der Trauben – aus Stein an der Donau – bezieht. Genau genommen gehört Stein an der Donau gerade nicht mehr zum Weinanbaugebiet Wachau, die Grenze verläuft einen Steinwurf entfernt flussaufwärts, Urbans Weine sind also aus der Region Kremstal und entsprechend mit Kremstal DAC etikettiert. Obwohl seine Passion sicher der Riesling ist, so hat er auch tolle Grüne Veltliner zu bieten.

Varmt välkommen zum Heurigen!

Man könnte ja meinen, dass die Stagårds mit der Weinerzeugung und mit ihren Zwillingen voll ausgelastet wären, aber weit gefehlt. Sie beteiligen sich an der hiesigen Tradition der österreichischen Winzer, ihre gute Stube für mehrere Wochen im Jahr in eine Weinstube zu verwandeln. Dann heißt es „Ausg’steckt is“, also dass der Strohkranz als Zeichen für den Heurigen wieder über der Tür hängt. Im Heurigen, auch Buschenschank genannt, wird traditionell der „heurige“, also der diesjährige Wein ausgeschenkt, dazu gibt es regionale Speisen. In dieser Hinsicht weichen die Stagårds ein wenig von der Tradition ab, in ihrem Heurigen gibt es schwedisch beeinflusste Gerichte (www.stagard.at).

Welche Seite soll es sein?

Die Donau ist nicht nur das einende Element der Wachau, sie ist auch das trennende. Es ist nicht immer einfach vom einen Ufer zum anderen zu gelangen. Sicher, es gibt Brücken, aber zwischen der in Melk, am westlichen Ende der Wachau, bis zur nächsten bei Mautern liegen gut 30 Kilometer. Man sollte sich also gut überlegen auf welcher Seite man unterkommen will. Die gute Nachricht, es gibt auch einige Fähren, mit denen man zum gegenüber liegenden Ufer gelangt. Einige befördern aber nur Fußgänger oder Radfahrer. Letzteres wäre ohnehin die empfehlenswerte Fortbewegung, wenn man gerne ein paar Weine probieren möchte. Es gibt zu beiden Seiten des Flusses gut ausgebaute Radwege und an vielen öffentlichen Plätzen auch Räder zu leihen (Verleihstationen sind unter www.nextbike.at zu finden).

Wie schon gesagt, beide Ufer der Donau sind unterschiedlich, aber beide haben auch ihren jeweils eigenen Charme. Das linke Ufer, dort wo die Weinberge dominieren, ist definitiv das belebtere. Die meisten (internationalen) Touristen landen hier und die Orte Spitz, Dürnstein oder Krems auf dieser Seite sind wirklich sehenswert. Das rechte, das Südufer, wo die Marillen die Szenerie beherrschen, ist das ruhigere. Hier kann man herrliche Wanderungen mit tollem Panoramablick unternehmen und selbstverständlich muss man auch hier nicht auf Wein und Speise verzichten. Ein beliebtes Ziel ist Pulker‘s Heurigen in Rührsdorf, der die gesamte Saison, von März bis Oktober geöffnet hat. Eine liebevoll eingerichtete Weinstube mit ausgezeichneter Menükarte (www.pulkers-heuriger.at).

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www.berge-meer.de

Tipps für die Reise

Aus Deutschland kommend erreicht man die Wachau mit dem Auto über die Autobahn A1/E60 Richtung Wien. Ab Melk geht es an der Donau entlang in die Wachau.

Der internationale Flughafen Wien-Schwechat (VIE) liegt eine Autostunde entfernt. Ein Auto wäre hilfreich, vor allem, wenn man auch die Orte in der weiteren Umgebung erkunden möchte. Es verkehren regelmäßige Buslinien auf beiden Seiten der Donau, sowie die Wachaubahn, eine historische Eisenbahn, die am linken Ufer direkt unterhalb der Weinberge verläuft.

Generell fällt die Tourismussaison mit der Vegetationsperiode der Reben zusammen. Sie startet Ende April mit dem „Wachauer Frühling“, zu dem Ereignis viele Winzer der Wachau ihre Höfe, Keller und Stuben öffnen. Hier kann man die neuen Weine verkosten.

Es gibt unzählige Unterkunftsmöglichkeiten in sämtlichen Kategorien. Eine sehr hilfreiche Informationsquelle ist der „Best-of-Wachau“ Führer (www.bestof-wachau.at), der ein breites Spektrum an Hotels und Gästehäusern auflistet.

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