Wein-Kreuzfahrt auf der Mosel | Mosel und Rheintal

Übersetzte Fassung des Artikels „Wine Touring the Mosel by River“ von Veronica Leonard, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe November 2016

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Ich bin Wein Tourist, kein Wein Experte. Ich höre sehr gerne die Hintergrundgeschichten zu den Weingütern, lerne von Weinbauern und Winzern über die Anbaubedingungen, die Auswahl der Trauben, den Prozess der Weinherstellung, das Terroir und über ihre Herausforderungen. Ich liebe seltene Außenseiter-Rebsorten, experimentelle und spezielle Weine. Aber mein Fotograf, Fahrer und angehender Ehemann ist davon nicht immer so begeistert.

Die Mosel
Die Mosel „zu Fluss“
Moseltal
Moseltal

Für uns war das ultimative Wein Touren Erlebnis eine Flusskreuzfahrt. Innerhalb von wenigen Tagen konnten wir die Region, ihre Geschichte, die Kultur und den Wein erkunden. Die Kreuzfahrt bietet mehr als die reine Verkostung von Weinen, sie lässt einen in die Weinkultur eintauchen und ER braucht auch nicht zu fahren.

Durch das Moseltal und die Rheinschlucht zu schippern steht seit Jahren auf meiner Liste, vor allem wegen den historischen Orten, Burgen, Ausblicken und dem Wein. Die Entspannung im Fünf-Sterne Komfort, die Restaurants, Unterhaltung sowie die Ruhe und Schönheit der gemächlichen Reise, vervollständigen die wundervollen Erlebnisse, auch dann, wenn es kühl oder bewölkt ist.

Wir entschieden uns für Avalon Waterways für unsere Flusstour von Trier nach Amsterdam, weil wir bereits eine Donau-Kreuzfahrt mit ihnen im Jahr 2014 genossen hatten. Es gibt aber viele andere hervorragende Reedereien auf dieser Strecke, die sich auf bestimmte Nationalitäten und Interessen spezialisieren. Wir passierten Schiffe von AmaWaterways, A-Rosa, CroisiEurope, Emerald, Excellence, Grand Circle, Scenic, Tauck, UniWorld und Viking, mit denen wir am Ende des Tages oft einen Liegeplatz teilten, weil einfach zu wenig Anleger vorhanden sind.

 

Unsere Reise, ebenso wie Deutschlands Weinbau, begann in Trier.

 

Die Reise und der Weinbau, beides begann in Trier, der ältesten Stadt Deutschlands.  Die Legende besagt, dass Trier von Trebeta, einem assyrischen Prinzen, um 2050 v. Chr. gegründet wurde. Es war von den Kelten bevölkert, als es im Jahr 15 vor Christus von den Römern erobert wurde. Die frühen Römer pflanzten die ersten Trauben der Rebsorte Elbling, die auf den steilen Schieferhängen gedieh. 320 n. Chr. war Trier eine Kaiserstadt und ein Handelszentrum mit fast 100.000 Einwohnern. Wein gehörte bereits zu den Exportwaren. Trier ist bis heute die ‚Hautstadt‘ an der Mosel.

Triers römische Wurzeln und Ruinen sind überall zu finden: die Bäder, das Amphitheater, die heute protestantische Konstantinbasilica, die früher der kaiserliche Thronsaal war und das riesige Stadttor, die Porta Nigra, durch das die Fässer mit Wein und andere Produkte durchgekommen sein müssten.

Nach heutigen Maßstäben, zählt der Elbling nicht mehr zu den bevorzugten Weinen, aber es ist ein kräftiger trockener Weißwein, der gut zu Käse, Brot und Wurst passt. Aus einer Laune heraus hob ich mein Glas und salutierte einem imaginären römischen Zenturio, der sich nach einem langen Marsch am Hauptplatz ausruhte.

Während wir langsam das gewundene Tal der Mosel entlang kreuzten und in den historischen Städten Halt machten, erkannten wir, dass Trauben Hauptantrieb des Wachstums der Mosel-Region waren. Ihr Bild ist überall: im Stadtwappen, auf edlen Wappen, Gemälden und Statuen. Die Fachwerke von vielen alten Gebäuden sind eingefasst mit stilisierten Knospen, die Reben andeuten.

Die Landschaft erzählt die Kulturgeschicht der Region. Die steilen Hänge sind ein Flickenteppich von kleinen Weinbergen, wieder und wieder aufgeteilt und über Jahrhunderte den Söhnen und Enkeln vermacht. Vom fruchtbaren Land am Flussufer sind die Weinberge im Lauf der Jahrhunderte höher und höher geklettert, bis in die beinahe unbezwingbaren Steilhänge, wo nur die starken Wurzeln der Reben sich tief in den felsigen Boden bohren können und gedeihen. Die Weinbauern werden Ihnen erzählen, dass die Reben, die in diesen heiklen Stellen wachsen, die besten Weine produzieren.

Über Jahrhunderte befand sich das Land im Besitz der Kirche und des Adels und wurde an die Bauernfamilien verpachtet, die ihren Zehnten und die Steuern mit ihren besten Weinen beglichen. Die Steuern konnten auch in Kastanienmehl oder Walnuss-Öl entrichtet werden, da beide Baumarten den Fluss säumen.

Bernkastel ist die Heimat der Doctor-Weine, die zu den teuersten Weinen der Welt zählen. Die Weine aus dieser Region sind überwiegend Riesling, der im 15. Jahrhundert gezüchtet wurde. Seine Vorgänger, wie der Weiße Heunisch und der Traminer, waren der Wein in den Legenden des 14. Jahrhunderts. Wir haben gelernt, dass Bohemund II., Erzbischof von Trier, während seines Aufenthalts in seiner Sommerresidenz, der Burg Landshut bei Bernkastel, sehr krank wurde. Keine der herkömmlichen Behandlungen hat geholfen. In seiner Verzweiflung hat sein Diener ein Fass vom besten Wein aus dem Keller geholt und ihm als die beste Medizin, die er zu bieten hatte, angeboten. Nach einigen Tagen und nichts anderem zu trinken war der Bischof auf eine wundersame Art genesen. Aus Dank übereignete er dem Weinbauern der sagenhaften Reben seinen 3,5 Hektar großen Weinberg, nannte den Wein Bernkasteler Doctor und erklärte ihn zur einzig wahren Medizin.

Der Doctor Weinberg hat eine Süd-Süd-West Ausrichtung und blickt auf einen Knick der Mosel. Er liegt hoch oben in den steilen Hängen mit einer Steigung von 45° – 68º und dunklem, verwitterten blauen Schieferboden. Die heutigen Reben sind bis zu 80 Jahre alt und werden für ihre Spätlesen und Auslesen geschätzt, die bis zu 100 Jahre reifen können. Die Eisweine von hier sind sehr selten und werden gereift mit Hunderten von Euros für eine 250 ml Flasche bewertet.

Die medizinische Wirkung des Doctor Weins führte zu der allgemeinen Überzeugung, dass eine Flasche Wein pro Tag gut für die Gesundheit sei. In der Tat wurden die Mönche im Mittelalter ermutigt, drei Flaschen pro Tag zu trinken! Man muss wissen, dass der Alkoholgehalt geringer als heute und der Wein wahrscheinlich sicherer als das Wasser war.

Doctor Weine liegen weit über meiner Preisklasse, aber das gesamte Weingebiet Bernkasteler-Lay wird für seine Weine gefeiert. Zu unserer Kreuzfahrt gehörte auch ein Besuch der VinoThek, einem Weinmuseum mit Selbstbedienungs-Weinprobenkeller. Mit über 100 trockenen bis süßen Weinen in verschiedenen Qualitätsstufen war die Auswahl einfach überwältigend. Zum Glück hat uns der Kreuzfahrtdirektor, Tibor Saho, eine Liste seiner Favoriten gegeben, so dass der Besuch so etwas wie eine Schnitzeljagd durch die Kellergewölbe wurde.

Um mein Interesse an den Mosel-Weinen wissend, überreichte mir der Hotel Manager des Schiffs eine Flasche R. Prüm Riesling trocken. Die Ursprünge des Weingut S. A. Prüm in Wehlan, in der Nähe von Bernkastel, reichen zurück bis ins Jahr 1156, und der Winzer Raimund Prüm wird international gefeiert. Der Wein wird für einen besonderen Anlass aufgehoben.

Steillagen bedingen einen sehr arbeitsintensiven Weinbau. Jede Rebe wird während der Vegetationszeit 16 mal behandelt und die Trauben werden in der Regel von Hand gelesen, da Maschinen in den steilen Hängen nicht praktikabel sind. Es ist eine harte und gefährliche Arbeit. Jede Rebe ist einzeln angebunden, ohne verbindende Drähte, was es den Arbeitern ermöglicht, die Reben horizontal am Hang entlang zu versorgen anstatt wie sonst üblich vertikal. Wir sahen Hubschrauber, die Fungizide sprühten. Keine landgängige Maschine hätte diese Aufgabe erledigen können.

Die Vegetationsperiode ist von April bis Oktober mit Durchschnittstemperaturen von 12° C. Die Böden sind überwiegend Devonschiefer und Muschelkalk, ideal für fruchtige, weiße Weine mit niedrigem Alkohol. Der Fluss verhindert, dass die Temperaturen im Winter zu niedrig werden und der felsige Boden absorbiert das Sonnenlicht, um die Reben nachts zu wärmen. Die Hügelkuppen sind bewaldet, um die Bodenerosion zu begrenzen, die Wärme im Tal zu halten und die vorherrschenden Winde zu blockieren.

Obwohl Riesling die vorherrschende Sorte der Mosel ist, gibt es auch andere Rebsorten, dazu gehören Müller-Thurgau, der als „Zechwein“ bezeichnet wird, sowie Auxerrois, Gewürztraminer, Weißburgunder und Kerner.  Spätburgunder und Dornfelder gehören zu den seit kurzen eingeführten Rotweinsorten.

Auf unserer Reise wurden wir auch in einige andere regionale Spezialitäten eingeführt. In Cochem hat unser Reiseleiter vom Pfirsichlikör aus dem rotem Weinbergs-Pfirsich erzählt. Die Bäume wurden ursprünglich von den Römern eingeführt und gedeihen gut auf den steilen Terrassenfeldern im Mosel-Tal. Die Haut ist flaumig grau, während das Fleisch ein brillantes Fuchsia-Rot hat.

Blick vom Niederwald Denkmahl in die Rheinebene bei Rüdesheim
Blick vom Niederwald Denkmahl in die Rheinebene bei Rüdesheim

Wo sich die Mosel in die Rheinschlucht windet, werden die von Weinbergen bedeckten Hänge noch steiler und sind mit Burgen gekrönt, wo einst die Landesfürsten von vorbeifahrenden Schiffen Maut für die Wasserpassage einsammelten. Heute gibt es keine Maut mehr, sondern hunderte von Lastkähnen und Flusskreuzfahrt-Schiffen, weiterhin eine lukrative Einnahmequelle für die gesamte Region sind.

Bei Rüdesheim am Rhein wird Wein für den Asbach Uralt Weinbrand destilliert. Der Rüdesheimer Kaffee ist eine regionale Spezialität. Weinbrand wird über Würfelzucker gegossen und am Boden einer speziellen Keramik-Tasse flambiert und so lange gerührt bis sich der Zucker auflöst. Dann wird starker Kaffee hinzugegeben, gefolgt von einem Topping aus dicker Schlagsahne und schließlich mit geriebener Schokolade bestreut. Den Weinbrand kann man auch pur trinken oder zum aromatisieren von Desserts verwenden.

Es gibt so viel zu tun und zu sehen in Rüdesheim. Das Museum für mechanische Musikinstrumente ist ein absolutes Muss, ebenso wie die Fahrt mit der Gondel auf den Berg zum Niederwalddenkmal, oberhalb der steilen Weinberge, das im Jahr 1871 von Kaiser Wilhelm I. zur Erinnerung an die Gründung des Deutschen Reiches gebaut wurde. Die Aussicht ist spektakulär.

Mit einer Flasche ‚Prinz von Hessen‘ Riesling aus Johannisberg im Rheingau und einem Konzert von La Strada, einem Trio mit zwei Geigern und einem Gitarristen, feierten wir an Bord unsere letzte Nacht in der Rheinwein-Region.

Am nächsten Morgen erwachten wir mit einem Panorama von den wohlhabenden, modernen Städten des Niederrheins ohne einen Weinberg in Sicht. In der künstlerischen und freigeistigen City von Düsseldorf pries unser Guide die Genüsse des Altbiers und der Altstadt, wo vier Brauereien das Stadtzentrum säumen, das er als den längsten Biergarten des Land bezeichnet. Ich trauerte noch immer den malerischen Weinbergen und historischen Kopfsteinpflaster-Städten hinterher, während mein überarbeiteter Fotografen-Ehemann einen Seufzer der Erleichterung ausstieß, seine Kamera ablegte und sich ein Bier bestellte.

Geschichte von Veronica Leonard, Fotografien von Colin Leonard

Die Autorin

Veronica Leonard, eine kanadische Reiseautorin, die auf Wein Tourismus spezialisiert ist. Sie blogt auf thewinetourist.wordpress.com. Folgen Sie ihr auf Twitter als @travelprose.

Die allerletzte Fuhre des Jahres | Würzburg | Franken

Übersetzte Fassung des Artikels „The Very Last Harvest of the Year in Franconia“ von Ingo Deckler, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe Dezember 2015

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Es ist 7:00 Uhr an einem Morgen im Dezember, kurz vor Tagesanbruch, im Pfaffenberg, einem Weinberg im Norden von Würzburg.  Während die Stadt langsam erwacht, dämpft eine frische Schicht Schnee die gewohnten Geräusche. Die Reben sind mit kleinen Kristallen überzuckert und es ist kalt, sehr kalt. Die Temperatur fiel in dieser Nacht auf unter -10 ° C. Es ist eine romantische Szenerie, aber die unerschütterliche Gruppe, die sich an diesem Morgen hier versammelt hat, interessiert sich weder für den fantastischen Blick auf die Stadt, noch für die wunderschöne Winterlandschaft.

Eiswein Lese am Würzburger Pfaffenberg - Bild: Weingut Reiss
Eiswein Lese am Würzburger Pfaffenberg – Bild: Weingut Reiss

Lassen Sie uns für eine Minute den Standort wechseln, zu einem anderen Weinberg, am anderen Ende der Stadt. Die Wetterbedingungen sind nahezu identisch, dort über dem kleinen Ort Randersacker im Süden von Würzburg. Der Main fließt gemächlich wie ein großes dunkles Band durch das Tal in Richtung der Stadt. Eine andere tapfere Gruppe versammelt sich in der Dunkelheit. Sie sind mit warmen Mützen geschützt und mit Eimer und Schere bewaffnet.
Die Trupps in beiden Weinbergen haben die gleiche Mission: die letzte Ernte des Jahres einzufahren. Sie können mir glauben, es ist ein schwieriges Unterfangen, diese exklusive Spezialität, den Eiswein, zu produzieren.

Ernte in Randersacker - Bild: Weingut Schenk
Ernte in Randersacker – Bild: Weingut Schenk

ALLES ODER NICHTS!

Die Herstellung von Eiswein ist heutzutage ein wahres Glücksspiel, denn wegen der allgemeinen Klimaerwärmung werden die notwendigen Bedingungen immer seltener. Die Trauben können nur geerntet werden, wenn die Temperaturen unter -7 ° C sinken. Wegen des hohen Risikos entschließen sich jedes Jahr nur eine handvoll fränkischer Winzer dieses Wagnis einzugehen. Die beiden, die wir hier begleiten, sind Christian Reiss, Chef des Weingut Reiss in Würzburg und Thomas Schenk, Juniorchef beim Weingut Schenk in Randersacker.

Gefrorene Trauben für den Eiswein - Bild: Weingut Schenk
Gefrorene Trauben für den Eiswein – Bild: Weingut Schenk

Die unangenehmen Arbeitsbedingungen in der kalten Dunkelheit der steilen Weinberge, ist nur eine der Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt. Denn natürlich wird ausschließlich von Hand gelesen. Die zweite Herausforderung ist es, die Lese und den Transport der Trauben in die Kelterhalle so schnell wie möglich abzuwickeln. Die Trauben werden gefroren geerntet und müssen die Weinpresse sehen, bevor sie auftauen. Auf diese Weise kann das gefrorene Wasser abgetrennt und nur die Essenz der Trauben extrahiert werden, um so einen sehr süßen Most zu gewinnen, der dann behutsam in die exklusive, süße Delikatesse namens Eiswein verwandelt wird.

Im Gegensatz zu anderen Süßweinen, wie der französische Sauternes oder die deutsche Trockenbeerenauslese, deren Süße durch die Edelfäule (Botrytis) gefördert wird, müssen die Trauben für den Eiswein absolut gesund sein. Botrytis ist eine Pilzinfektion, die vorwiegend unter feuchten und nebligen Bedingungen in der Nähe eines Flusses gedeiht. Für Eiswein ist es also notwendig, einen Weinberg auszuwählen, der vom üblichen Morgennebel der Main-Region geschützt ist.

Was diese Spezialität aber auch so wertvoll macht ist nicht nur das Risiko des Totalverlusts, wenn die benötigten Bedingungen nicht erreicht werden, sondern auch der kleine Ertrag bei der Ernte. Während der durchschnittliche Ertrag für eine übliche Ernte bei ungefähr 7.500 Litern oder 10.000 Flaschen pro Hektar liegt, erbringt die Eiswein-Ernte nur rund ein Fünftel dieses Volumens. Um das ein bisschen auszugleichen, wird er in der Regel in kleineren Flaschen zu 0,375 Liter gefüllt. Nein, das ist nur ein Scherz. Der Grund für die kleinere Flasche ist, dass man ihn in der Regel in kleineren Mengen genießt als gewöhnlichen Wein.

Sie sehen also, der Winzer braucht gehörigen Mut, einige seiner besten und gesündesten Trauben einem Glücksspiel zu widmen, ohne zu wissen, ob es sich auszahlen wird. Aber wenn er dieses Spiel gewinnt, dann kann er einen um ein Vielfaches höheren Preis dafür einfahren als für alle seine anderen Weine. Und das ist kein Scherz.

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WIE, WO, WAS?

Weinberge bei Würzburg - Bild: Weingut Reiss
Weinberge bei Würzburg – Bild: Weingut Reiss

Wir sprechen hier über Franken, eine der dreizehn deutschen Weinbauregionen, und wenn wir über Franken sprechen, dann sprechen wir über Silvaner, die Leitrebsorte der Region. Fränkische Weine sind in der Regel knochentrocken, aber die seltenen Exemplare des Eisweins sind selbstverständlich sehr süß. Wir sprechen hier über Restzucker-Werte im Bereich von 250 g/L und darüber, aber was den Eiswein aus Franken auszeichnet, ist die charakteristische Säure. Diese hilft, die hohe Süße zu puffern, was einen Wein ergibt, der nicht zu opulent erscheint, sondern seinen Reichtum mit Finesse ausbalanciert.

Im Glas erscheint Eiswein in der Regel golden in der Farbe, mit einer fast öligen Viskosität. Seine Aromen erinnern an Quitte, Honig, Pfirsich, Zitrusfrüchte und viele andere. Mit seiner Süße und dem eleganten Körper ist er der perfekte Begleiter für süße Desserts. Man könnte denken, dass dies die Süße noch verstärkt, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Reichhaltigkeit des Desserts wird durch die Süße des Weins abgepuffert und umgekehrt. Ebenso ist ein Blauschimmelkäse ein guter Partner zu Eiswein.

Ein weiterer Vorteil der hohen Süße des Eisweins ist, dass man ihn beinahe für ewig lagern kann. Der Zucker konserviert ihn und mit zunehmender Reife entwickelt er neue, interessante Aromen. Sie können also in Erwägung ziehen, eine Flasche Eiswein für Ihre Kinder oder Enkel beiseite zu legen.

ALSO: WER SIND NUN DIESE MUTIGEN WINZER?

Lesemannschaft Weingut Reiss
Lesemannschaft Weingut Reiss

Der Pfaffenberg ist eine der Top-Lagen des Weingut Reiss. Das familiengeführte Weingut liegt in Würzburg, im Herzen der deutschen Weinbauregion Franken. Die Familie Reiss kultiviert etwa seit 1800 Reben in und um Würzburg. Der Schwerpunkt liegt auf den typisch fränkischen Sorten Silvaner und Müller-Thurgau außerdem werden Riesling und Burgundersorten angebaut.

Weingut Reiss
Unterdürrbacher Str. 182
97080 Würzburg
www.weingut-reiss.com


Der Eiswein vom Weingut Schenk stammt von einem kleinen Weinberg, der ‚Tiefe Klinge‘ genannt wird und Teil der Großlage ‚Ewig Leben‘ ist. Sind das nicht reizende Namen? Das Weingut Schenk ist ein Familienbetrieb und befindet sich in Randersacker, einem Premium-Weinort am Main, nur wenige Kilometer von Würzburg entfernt. Otto Schenk und sein Sohn Thomas sind in neunter und zehnter Generation Winzer. Die wichtigsten Sorten sind natürlich zum Einen die Flaggschiff Sorte Frankens, der Silvaner, sowie Riesling, Müller-Thurgau und die deutsche Antwort auf den Sauvignon Blanc, die Scheurebe. Mit Spätburgunder (Pinot Noir) und der fränkischen Domina, kommen auch einige große Rotweine aus diesem Keller.

Weingut Schenk
Ochsenfurter Str. 21
97236 Randersacker
www.weingut-schenk.de

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Bocksbeutel küsst Silvaner | Würzburg | Franken

Übersetzte Fassung des Artikels „Home of Dirkules, Silvaner and the Bocksbeutel“ von Ingo Deckler, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe Juli 2015

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In Übersee ist Würzburg vor allem für seinen berühmtesten Sportler bekannt. Es ist die Heimatstadt vom German Wunderkind der NBA, Dirk Nowitzki. Neben diesem Ausnahmeathleten sind Würzburgs meist beachtete „Produkte“ aber der Wein und seine Sehenswürdigkeiten. Die Stadt bietet eine verführerische Mischung aus Tradition und entspannter Lebensart. Auf der einen Seite ist sie Bischofssitz und in mancher Hinsicht sehr konservativ, aber die Universität und verschiedene andere Bildungseinrichtungen sorgen dafür, dass Würzburg eine sehr vitale Stadt ist, voll von jungen Menschen und einer Menge Energie. Wer einmal Würzburg besucht hat, wird für immer ein Fan dieser großartigen Stadt sein. Versprochen!

Blick auf Würzburgs Innenstadt mit den unzähligen Kirchtürmen
Blick auf Würzburgs Innenstadt mit den unzähligen Kirchtürmen

Würzburg, Franken und der Wein

Würzburg ist die Hauptstadt des bayerischen Bezirks Unterfranken. Wenn man sich die Form Deutschlands als einen menschlichen Torso vorstellt, dann ist Würzburg der Nabel. Würzburg liegt im Zentrum des fränkischen Weinlands, das sich von hier aus in Richtung Osten und Westen ausbreitet. Der Main durchquert die Region und verleiht ihr den inoffiziellen Namen „Mainfranken“, was fast gleichbedeutend mit der Weinregion Franken ist.

Im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Weinregionen, wo Riesling den Markt dominiert, ist in Franken der Silvaner die wichtigste Rebsorte. Der Silvaner spiegelt perfekt das Terroir Frankens wider. Die Böden aus dem Trias – Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper – erzeugen elegante Weine mit feiner Mineralität. Die Weine aus dem Silvaner sind eher „zurückhaltend“ in der Intensität der Aromen, haben aber einen dichten, seidigen und komplexen Körper. Dies deckt sich mit dem Temperament des typisch fränkischen Einheimischen. Ihnen wird oft nachgesagt, dass sie zunächst eher zurückhaltend sind, aber wenn man mit ihnen warm wird, sind es wirklich sehr nette Leute.

Bocksbeutel im Keller des Juliusspitals
Bocksbeutel im Keller des Juliusspitals

Neben Silvaner werden in Franken rund sechzig verschiedene Rebsorten angebaut. Ein typisches Weingut hat mindestens 20 oder mehr Weine aus verschiedenen Traubensorten und mit verschiedenen Qualitätsstufen auf seiner Weinliste. Die wichtigsten anderen Weißweinsorten sind Müller-Thurgau (auch Rivaner), Bacchus und Riesling. Rote Rebsorten sind in Franken eher unterrepräsentiert, aber von denen, die hier angebaut werden, ragt der Spätburgunder besonders hervor. 

In Franken werden die Weine traditionell trocken ausgebaut, gelegentlich finden Sie aber auch einige Exemplare von restsüßen Weinen.

Der Bocksbeutel

Sie werden in ganz Franken auf diese runden, bauchigen Flaschen stoßen, die Markenzeichen des Frankenweins und typisch für die Region sind. Nur fränkische Weine mit erforderlicher Mindestqualität und aus regional typischen Rebsorten, wie dem Silvaner, werden im Bocksbeutel abgefüllt.

Der Bocksbeutel reicht zurück bis mindestens ins Jahr 1726, als der Stadtrat von Würzburg anordnete, dass die herausragenden Weine vom Würzburger Stein im Bocksbeutel abgefüllt werden müssen. Man wollte sie damit vor Fälschung schützen. Sicherlich ist der Schutz vor Fälschung heute nicht mehr die Hauptsorge, trotzdem ist der Bocksbeutel weiterhin in Franken weit verbreitet.

Weinkultur trifft Weltkultur (-erbe)

Würzburger Residenz und Hofgarten
Würzburger Residenz und Hofgarten

Würzburg hat beides zu bieten, ausgezeichnete Sehenswürdigkeiten und ausgezeichneten Wein. Das Gute ist, man braucht sich nicht zwischen dem Einen oder dem Anderen zu entscheiden. Sie können beides gleichzeitig haben. Die Keller der wichtigsten Würzburger Weingüter befinden sich in einigen der interessantesten und historisch bedeutendsten Gebäuden der Region.

Die Würzburger Residenz, UNESCO-Weltkulturerbe, sollte ganz oben auf Ihrer Agenda stehen. Das außergewöhnliche Barockschloss wurde es als eindrucksvolle Residenz der Würzburger Fürstbischöfe erbaut. Sie wurde im Jahre 1744, basierend auf den Plänen des berühmten Baumeisters des Barock, Balthasar Neumann, vollendet. Das große Deckenfresko, das imposante Treppenhaus, die Prunksäle und nicht zuletzt die Weinkeller machen dies zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Wenn Sie die Zimmer und Säle durchquert haben, dann sollten Sie unbedingt noch in den Keller hinab steigen. Er ist mit hunderten von Fässern in allen Größen belegt, wo die Weine des Staatlichen Hofkeller Würzburg reifen. Der Staatliche Hofkeller wurde im Jahre 1128 gegründet und gehört somit zu den ältesten Weingütern der Welt. Heute ist er im Besitz des Freistaates Bayern. Seine fränkischen Weine sind hoch angesehen.
Im Rosenbach-Palais quer über die Straße, links von der Residenz, befindet sich die Vinothek des Hofkellers, wo Sie alle Weine des Weinguts probieren und natürlich kaufen können . Halten Sie dort Ausschau nach Weinen aus dem Würzburger Stein. Wir kommen später noch auf diesen besonderen Weinberg zu sprechen.

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Trinken Sie Wein für einen guten Zweck

Wenn Sie die Residenz hinter sich lassen, dann können Sie mit einem kurzen Fußmarsch, die in der Innenstadt gelegenen Spitäler erreichen.

Holzfasskeller Juliusspital
Holzfasskeller Juliusspital

Wie der Name schon vermuten lässt, waren das Bürgerspital und das Juliusspital beide einmal Krankenhäuser. Eines von ihnen, das Juliusspital, ist es noch heute. Die Finanzierung der Krankenhäuser wurde zu einem beträchtlichen Teil durch die Herstellung von Wein aus gestifteten Weinbergen getragen. Und diese Praxis besteht bis heute. Wenn Sie also Wein von einem der „Spitäler“ trinken, denken Sie bitte daran, dass Sie es für einen guten Zweck tun. Was gibt es für eine bessere Ausrede, um Wein zu trinken?

Die Geschichte der Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist, so der vollständige Name, reicht um 700 Jahre zurück. Obwohl sie kein Krankenhaus mehr betreibt, kommt der Erlös aus dem Weingeschäft der Betreuung von älteren Menschen zu Gute, denn das Bürgerspital betreibt heute mehrere Altenheime. Ca. 500 Meter von der Residenz kommend in Richtung Innenstadt, findet man das Anwesen des Bürgerspitals an der Ecke Theaterstraße / Semmelstraße. In dem Eck-Gebäude mit einem Glockenspiel im Giebel, befindet sich das Weinhaus und die Vinothek. Sie bekommen hier die Weine am Tisch serviert, Sie können sie aber auch an der Theke probieren und Flaschenweise zu „ab Hof“ Preisen kaufen. Obwohl natürlich auch hier Silvaner eine große Rolle spielt, hat sich das Weingut große Anerkennung für seine hervorragenden Riesling-Weine erworben, einige davon aus dem Würzburger Stein.

Nochmal rund 300 Meter weiter, im Zentrum Stadt, befindet sich der beeindruckende Barockbau, der das Juliusspital beherbergt. Die Stiftung Juliusspital ist mit etwa 170 Hektar Rebfläche nicht nur das größte Weingut in Franken, sondern auch ein angesehenes Krankenhaus. Der Weinbau trägt einen beträchtlichen Anteil des Unterhalts des Krankenhauses. Sie können eine Führung durch die prachtvollen Gebäude, den Park und die historische Rokoko Apotheke unternehmen. Das große Finale der Tour ist wieder einmal der Weinkeller. Der Keller ist rund 250 Meter lang und voller Fässer in sämtlichen Größen, viele der Fassböden sind mit wundervollen Schnitzereien verziert. Das Weingut Juliusspital ist das größte Silvaner Weingut in Deutschland, und einmal mehr werden die besten Trauben am Würzburger Stein angebaut.

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Brückenschoppen

Die nächste Station ist eine 500 Jahre alte Steinbogenbrücke, die Alte Mainbrücke. Auch wenn es dort kein Weingut gibt, so trifft man dort – besonders an sonnigen Tagen – hunderte von Weintrinker. Die Brücke über den Main ist für den Autoverkehr gesperrt. Man kann an ein paar Fenster-Ausschanken glasweise Wein bekommen. Einheimische und Besucher mischen sich hier, schlendern über die Brücke, entspannen bei einem Glas Wein an der Balustrade und genießen den herrlichen Blick. Am linken Ufer blicken die imposante Festung Marienberg und das Käppele, eine wunderschöne barocke Kapelle, auf die Stadt herab. Folgt man den Blick flussabwärts, dann erkennt man die steilen Hänge des Würzburger Stein, Würzburgs berühmter Weinberg.

DER Weinberg von Würzburg

Der Würzburger Stein ist ein steil aufragender Weinberg am Ufer des Mains, der mit seiner Hangneigung und der Ausrichtung nach Süden beste Bedingungen für den Weinbau bietet. Im Jahre 1665 wurde hier eine der ersten Pflanzungen des Silvaner in Franken vorgenommen. Der Würzburger Stein ist mit ca. 85 Hektar die größte Einzellage in Franken. Zusammen mit dem Staatlichen Hofkeller, dem Bürgerspital und dem Juliusspital baut ein weiteres Weingut Reben an diesem Hang an. Das Weingut am Stein befindet sich direkt im Weinberg. Ludwig Knoll, Winzer und Besitzer des Anwesens, arbeitet biodynamisch und erzeugt Weine von herausragender Qualität. Es ist auch wegen seiner Architektur einen Besuch Wert. Die Gebäude des Anwesens verbinden wundervoll den traditionellen fränkischen Stil mit moderner Architektur.


Unser Veranstaltungstipp für Würzburg

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Probieren, trinken und kaufen

Das Käppele - Barockkapelle über Würzburg
Das Käppele – Barockkapelle über Würzburg

MainWein Weinbistro: Das Weinbistro MainWein auf der Alten Mainbrücke ist ein Ableger der Winzergemeinschaft Franken (GWF), der größten Winzergenossenschaft Frankens. Sie können dort alle Weine probieren, Flaschen zum mitnehmen kaufen oder aber Wein glasweise serviert bekommen. (Alte Mainbrücke 4, 97070 Würzburg | + 49 931 30418778 | www.mainwein-weinbistro.de)

Weingut Reiss: das Weingut Reiss ist ein familiengeführtes Weingut im Norden von Würzburg, etwas außerhalb des Stadtzentrums. Der Winzer Christian Reiss beschreitet neue Wege durch die Wiederbelebung von alten Weinbereitungsverfahren. Einige seiner besten Silvaner-Trauben werden in Amphoren vergoren. In den letzten Jahren hat die Familie Reiss viel in ihren Verkostungs- und Besucherbereich investiert, um ihre Gäste in angenehmen Ambiente Willkommen zu heißen. Martina Reiss ist zertifizierte Weinerlebnisführerin, die jeden Aspekt des fränkischen Weinbaus kennt. (Weingut Reiss, Unterdürrbacher Straße 182, 97080 Würzburg | + 49 931 94600 | info@weingut-reiss.com | www.weingut-reiss.com)

Essen und Trinken

Wenn Sie nach all den Besichtigungen hungrig sind, aber noch nicht genug vom Wein haben, dann sollten Sie eine der vielen  Weinstuben besuchen, wo vor allem traditionelle fränkische Spezialitäten serviert werden.

Eine fränkische Spezialität ist die Bratwurst. Am häufigsten bekommt man sie gebraten, entweder als komplette Mahlzeit mit Kartoffelbrei und Sauerkraut, oder einfach nur im Weck (Brötchen) zum Mitnehmen.

Eine Variation der Bratwurst sind die Blauen Zipfel. Lassen Sie sich nicht vom Namen abschrecken, das ist ein köstliches Gericht. Blaue Zipfel sind Bratwürste, die in einem Sud aus Wein, Essig und Zwiebeln gedünstet werden. Sie werden im Sud serviert, dazu gibt es meist Schwarzbrot. Natürlich passt hierzu hervorragend ein trockener Frankenwein.

In der Spargelzeit im Frühjahr, bekommt man eine Vielzahl von verschiedenen Spargelgerichten. Natürlich passt dazu der Silvaner ganz wunderbar. Die fränkische Platte ist auch eine der größten Spargelregionen in Deutschland.

Im Herbst steht Wild, Ente und Gans hoch im Kurs.

Einkehren

Essen zum Mitnehmen

Bratwurststand Knüpfing: Hier bekommt man die besten Bratwürste (geknickte im Weck) in der Stadt. Der Grillstand befindet sich auf dem Marktplatz und ist eine echte Institution in Würzburg. Lassen Sie sich nicht von der langen Schlange abschrecken, es dauert maximal fünf Minuten bis sie am Tresen sind, denn die Auswahl ist nicht sehr groß. Wenn Sie zum Ausgabe-Fenster kommen, dann ist die einzige Entscheidung, die sie treffen müssen: „mit oder ohne“ (Senf). (Marktplatz, 97070 Würzburg-)

Alte Mainmühle: Dies ist eine hervorragende Location auf der Alten Mainbrücke, und obwohl dies auch ein ausgezeichnetes Restaurant ist, wo man unbedingt rechtzeitig im Voraus reservieren sollte, bekommt man an der Bar auch Bratwürste zum Mitnehmen. Diese Würstchen werden auf Holzkohle gegrillt und sind kleiner als die traditionelle Bratwurst. Dafür bekommt man drei im Weck. (Mainkai 1, 97070 Würzburg | + 49 931 16777 | www.alte-mainmuehle.de)

Veggie Bros: wenn Würstchen nicht Ihr Ding sind und Sie vegetarische oder vegane Speisen suchen, dann sollten Sie den Veggie-Bros eine Chance geben. Dieser kleine Diner, der 2014 eröffnet wurde, entwickelte sich schnell von einem Insider-Tip zu einer beliebten Adresse in der Stadt. Sie bekommen ausgezeichnete Falafel sowie Salate und dazu veganen Wein aus Franken. (Juliuspromenade 38, 97070 Würzburg | + 49 931 45321514 | www.veggiebros.de)

Traditionell

Weinstuben Juliusspital: Eines der besten Wein Restaurants ist beim Weingut Juliusspital zu finden. Konsequenter Weise bekommen Sie ausschließlich Wein zu Ihrem Essen. Fragt man nach einem Bier, wird man an eine Kneipe auf der anderen Straßenseite verwiesen. Das Menü ist von ausgezeichneter Qualität zu angemessenen Preisen. (Juliuspromenade 19, 97070 Würzburg | + 49 931 54080 | www.juliusspital-weinstuben.de)

Restaurant und Weinhaus Stachel: Das Weinhaus Stachel ist Würzburgs älteste Gaststätte. Es hat einen romantischen Innenhof, in dem Sie an warmen Abenden speisen können. Heute ein renommiertes Restaurant, war der Stachel im frühen 16. Jahrhundert der konspirative Treffpunkt der Ritter im Bauernkrieg. Der Morgenstern (Stachel) über der Eingangstür zeugt noch von dieser Geschichte der Weinstube. (Gressengasse 1, 97070 Würzburg | + 49 931 52770 | www.weinhaus-stachel.de)

Weinstube Johanniterbäck: Der Johanniterbäck gehört zu den beliebtesten Gaststuben unter den Einheimischen und ist eine der wenigen verbliebenen Weinstuben, die noch die Tradition der „Bäcks“ pflegen. Die Bäcks entstanden im Mittelalter, als die Bäckereien die Erlaubnis bekamen Wein auszuschenken. Man durfte sein eigenes Essen mitbringen und es zusammen mit dem Wein genießen. Sie können noch immer Ihr eigenes Essen mitbringen, aber weshalb sollte man das wollen? Im Johanniterbäck werden ausgezeichnete, traditionelle Gerichte serviert. Die Zutaten stammen aus der familieneigenen Metzgerei. (Johanniterplatz 3, 97070 Würzburg | + 49 931 54368 | www.weinstube-johanniterbaeck.de)

Würzburger Ratskeller: der Würzburger Ratskeller befindet sich im Rathaus von Würzburg. Er verfügt über 17 verschiedene Gaststuben. Ja richtig, siebzehn! Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, eine Gaststube ist in der alten Kapelle und eine andere war einst das Stadt-Verlies. Es gibt hier auch einen schönen Innenhof, wo Sie neben dem Brunnen speisen können. (Langgasse 1, 97070 Würzburg | + 49 931 13021 | www.ratskeller-wuerzburg.de)

Exklusiv

REISERS am Stein: Mittlerer Steinbergweg 5, 97080 Würzburg | + 49 931 286901 | www.der-reiser.de/reisers-stein.html
Auszeichnungen: Guide Michelin (1 *), Gault Millau (16 P.)

Restaurant KUNO 1408: Neubaustraße 7, 97070 Würzburg | + 49 931 3093-1408 | www.restaurant-kuno.de)
Auszeichnungen: Guide Michelin (1 *), Gault Millau (16 P.)

Festung Marienberg im Morgendunst
Festung Marienberg im Morgendunst

Die beste Reisezeit

Die beste Zeit für Ihre Reise in die fränkische Wein-Region ist zwischen Mai und Oktober, wenn die Weinberge grün und saftig sind. Das ist auch die Weinfest-Saison, wenn fast jede Woche in Würzburg oder einem der umliegenden Orte ein Weinfest stattfindet. Abgesehen von den großen Würzburger Weingütern sind fast alle anderen Winzerhöfe Familienbetriebe. Wenn Sie diese besuchen möchten, empfiehlt es sich die Erntesaison (vor allem von Mitte September bis Anfang Oktober) zu vermeiden, es sei denn Sie wollen bei der Weinlese helfen. Die Familien sind dann sehr beschäftigt und haben nicht viel Muse sich um die Gäste zu kümmern. Am besten melden Sie sich im Voraus kurz telefonisch an. 

Aber auch in der Nebensaison lohnt sich ein Besuch, denn Würzburg hat noch viel mehr zu bieten. In der Adventszeit ist die Stadt aufwändig geschmückt und der wunderschöne Weihnachtsmarkt rivalisiert mit dem weit bekannteren Nürnberger Markt.

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Anreise

Flughafen Frankfurt/Main (FRA): Der Frankfurter Flughafen ist von Würzburg über die A3 in rund einer Autostunde zu erreichen und es gibt stündlich direkte Zugverbindungen mit dem ICE zum Hauptbahnhof Würzburg, was auch etwa eine Stunde dauert. (www.frankfurt-airport.com)

Bahn: Sie werden für Ihren Besuch in Würzburg nicht unbedingt ein Auto brauchen, ziehen sie also den Zug in Betracht. Die Autobahnen rund um die Stadt sind sehr stauanfällig, mit dem Auto brauchen Sie hier Geduld. Würzburg ist ein Knotenpunkt für viele Intercity-Verbindungen. (www.bahn.de)

Flusskreuzfahrt: Die wahrscheinlich erholsamste Möglichkeit Würzburg zu besuchen ist mit einer Fluss-Kreuzfahrt. Im Jahr 2015 haben etwa 1.000 Kreuzfahrtschiffe an der Main-Promenade vor Anker gelegen. Der normale Zwischenstopp in Würzburg ist meist nur ein Tag und eine Nacht, aber die Reise durch das Maintal ist unbeschreiblich schön. Sie werden viele Weinberge entlang der steilen Flussufer sehen und können dabei den Frankenwein genießen. Eine der größten Reedereien mit vielen Routen über Würzburg ist Viking Cruises. (www.vikingrivercruises.com)

Unterkunft

Zentral

Hotel Greifenstein (****): es ist praktisch nicht möglich zentraler zu übernachten, als im Hotel Greifenstein. Dieses Hotel, das auch ein ausgezeichnetes Restaurant hat, befindet sich nur einen Steinwurf vom Marktplatz entfernt. (Dettelbachergasse 2, 97070 Würzburg | + 49 931 35170 | info@greifensteiner-hof.de | www.greifensteiner-hof.de)

Hotel Zum Winzermännle (***): dieses schöne, kleine Hotel befindet sich im Herzen der Stadt, auf halbem Weg zwischen dem Dom und der Alten Mainbrücke. Die meisten Sehenswürdigkeiten und viele der Weinstuben sind bequem zu Fuß zu erreichen. (Domstraße 32, 97070 Würzburg | + 49 931 54156| info@winzermaennle.de | www.winzermaennle.de)

Luxuriös

BEST WESTERN PREMIER Hotel Rebstock (****): Neubaustraße 7, 97070 Würzburg | + 49 931 30930 | info@rebstock.bestwestern.de | www.bestwestern.de/hotels/Wuerzburg/BEST-WESTERN-PREMIER-Hotel-Rebstock)

Schlosshotel Steinburg (****): Mittlerer Steinbergweg 100, 97080 Würzburg | + 49 931 97020 |  hotel@steinburg.com | www.steinburg.com)

Hotel und Weingut Meintzinger, Frickenhausen
Hotel und Weingut Meintzinger, Frickenhausen

Am Weingut

Weingut und Hotel Meintzinger: das Hotel ist Teil des Anwesens des Weingut Meintzinger in Frickenhausen – ein kleiner Ort ungefähr 20 Kilometer südlich von Würzburg. Im Jahre 1475 erbaut, war es die ehemalige Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe. Es bietet kunstvoll dekorierte Zimmer und ausgezeichnete Weine direkt vom Weingut. (Babenbergplatz 4, 97252 Frickenhausen | + 49 9331 87110 | info@hotel-meintzinger.de | www.hotel-meintzinger.de)

Günstig

Jugendherberge Würzburg: Fred-Joseph-Platz 2, 97082, Würzburg | + 49 931-467786-0 | wuerzburg@jugendherberge.de | www.jugendherberge.de/de-de/jugendherbergen/wuerzburg281/portraet)

Babelfish Hostel: Haugerring 2, 97070 Würzburg | + 49 931 3040430 | info@babelfish-hostel.de | www.babelfish-hostel.de)

Wissenswert

Tourist Information: Zimmer-Reservierungen, Buchung von Führungen und eine Vielzahl von Informationen über Würzburg und Franken. (Falkenhaus, Marktplatz 9, 97070 Würzburg | + 49 931 372398 | www.wuerzburg.de)

Franken-Tourist-Information: Tourismuszentrale Würzburg und Fränkisches Weinland. (Gebäude 11, 97070 Würzburg | + 49 931 372335 | tourismus@wuerzburg.de)

Verkehr

Um Würzburg und seine Sehenswürdigkeiten zu besuchen, brauchen Sie kein Auto. Das Stadtzentrum ist Fußgängerzone, und die meisten Sehenswürdigkeiten sind ohnehin zu Fuß erreichbar. Würzburg hat ein ausgezeichnetes öffentliches Verkehrssystem mit Straßenbahnen und Bussen. Zudem gibt es ein City-Bähnchen speziell für das Sightseeing, das alle wichtigen Sehenswürdigkeiten anfährt. Die Fahrt dauert ca. 40 Minuten und es stehen Audio-Guides in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.

Winzer in zwei Welten | Baden – Wairarapa

Keine Frage, deutsche Winzer sind in aller Regel heimatverbundene Leute. Sicher, man holt sich Inspiration aus der ganzen Welt, die Weinberge liegen aber meist maximal eine Trecker-Stunde vom eigenen Weingut entfernt. Nur wenige trauen sich mit ihren Reben über die Grenzen des Anbaugebiets, oder gar über die Landesgrenze, hinaus. Einzigartig ist hier wohl die Winzerfamilie Johner aus dem beschaulichen Bischoffingen am Kaiserstuhl in Baden.

Um mit dem Trecker all ihre Weinberge abzufahren würde man Jule Vernes “In 80 Tagen um die Welt” alle Ehre machen. Der direkte Weg zwischen den entferntesten Lagen ist ca. 12.700 km, der führt allerdings mitten durch die Erdkugel. Die Johners betreiben neben dem Weingut am Kaiserstuhl ein zweites in Wairarapa. Für all diejenigen, denen Wairarapa nicht auf Anhieb etwas sagt, wir sprechen über Neuseeland, den südlichen Zipfel der Nordinsel. Vielen Weinliebhabern wird die Region auch als Martinborough bekannt sein. Patrick Johner, der Junior-Chef der beiden Weingüter “Karl H. Johner” in Bischoffingen und “Johner Estate” in Masterton, Neuseeland, erzählt uns wie es zu dieser Konstellation kam und was es bedeutet in zwei Welten – der “alten” und der “neuen Welt” – Wein zu machen.

Der Kaiserstuhl ist der wohl bekannteste Bereich im Weinanbaugebiet Baden. Das kleine Vulkangebirge erhebt sich am Hochschwarzwald aus der Oberrheinischen Tiefebene. Hier herrscht das wärmste Klima Deutschlands. Auf 4163 Hektar Rebfläche wächst rund ein viertel des Badischen Weines. Vor allem Burgundersorten fühlen sich hier ausgesprochen wohl.

— Badischer Weinbauverband
Der Kaiserstuhl in Baden.  Bildquelle: Weingut Karl H. Johner
Der Kaiserstuhl in Baden.  Bildquelle: Weingut Karl H. Johner

Baden, das neue Burgund

Der Kaiserstuhl, im Weinanbaugebiet Baden gelegen, ist ein kleines Gebirge vulkanischen Ursprungs. Das Gebiet verfügt über die meisten Sonnenscheinstunden sowie das wärmste Klima aller deutschen Weinbauregionen. Sein bevorzugtes Klima verdankt der Kaiserstuhl der speziellen Lage zwischen den Vogesen und dem Oberrheintal. Die malerische Landschaft ist geprägt von den Terrassenstufen um den ehemaligen Vulkankegel, auf denen die Reben stehen. Hier stehen wunderbare, alte Rebstöcke auf Vulkanverwitterungsböden, die den Weinen viel Kraft und Ausdruck verleihen. Rund ein Viertel des Gebietes ist mit fruchtbarem Lössboden bedeckt.

Herrlicher Blick vom Kaiserstuhl.  Bildquelle: Weingut Karl H. Johner
Herrlicher Blick vom Kaiserstuhl.  Bildquelle: Weingut Karl H. Johner

Am Kaiserstuhl wurden noch vor rund 30 Jahren überwiegend restsüße Weine und einfache Rotweine produziert. Außerhalb Deutschlands waren die Weine unbedeutend und kaum bekannt. Da die Region aber etwa auf dem gleichen Breitengrad mit dem Burgund liegt, stellte sich die Frage, weshalb es hier nicht möglich sein sollte, Weine nach burgundischem Vorbild zu erzeugen. Diese Frage stellte sich auch Karl Heinz Johner, als er 1985 ein kleines Weingut in Bischoffingen am Kaiserstuhl gründete. Er baute seine Weine in einer, für die damalige Zeit, innovativen Weise aus. Rotweine mit Maischegärung und Ausbau im Barriquefass, sowie ein Weißer Burgunder der ebenfalls im Barrique gereift war, konnten damals aber – wegen des Holztons – die Qualitätsweinprüfung noch nicht bestehen. Sie wurden also “nur” als Deutsche Tafelweine eingestuft.

Die neue Stilistik der Weine vom Kaiserstuhl machte aber immer mehr Sommeliers und Weinhändler aus ganz Deutschland auf die Burgundischen Weine „Made in Germany“ aufmerksam. Die Preise für Weine aus dem Burgund waren enorm angestiegen und die neuen Burgunder aus Deutschland eine willkommene Alternative. Inzwischen hatten auch andere Weingüter damit begonnen Weine im Barrique auszubauen.

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Wein direkt vom Winzer

Baden und die weite Welt

Mit den Sommeliers und Weinhändlern kamen auch die Journalisten und Fotografen. Dabei ging es nicht mehr nur um die Weine vom Kaiserstuhl sondern auch um den Spätburgunder, also dem Pinot Noir generell. Pinot Noir ist eine Rebsorte, die sich besonders in den kühleren Weinbauzonen wohl fühlt. Zu hohe Temperaturen im Herbst lassen die Frucht verkochen. Es gibt nur wenige Gebiete, wo diese Rebsorte so elegant und eindrucksvoll zur Geltung kommt. Schnell kam man mit den Besuchern ins Gespräch, wo sonst auf der Welt diese Sorte noch ebenso wunderbar gedeiht. Viele erzählten von der Neuen Welt, von Oregon, Australien und von Neuseeland.

Inspiriert von diesen Schilderungen machten sich Johner Senior und sein Sohn Patrick im Jahr 1998 auf eine Pinot Noir Weltreise. Sie hatten die Idee, gemeinsam mit einem Studienkollegen, der sie auf der Reise begleitete, ein Weingut in Oregon, im Nordwesten der Vereinigten Staaten, aufzubauen. Wieder zu Hause angekommen fassten sie aber einen neuen Plan, denn in Oregon waren die Landpreise zu teuer. Hinzu kamen das Risiko von schlechtem Wetter und die Botrytis-Gefahr, die ähnlich hoch war wie in Deutschland. Außerdem würden die Ernten in beiden Regionen zeitgleich ablaufen, was nur schwer zu bewältigen wäre.

Anders in Neuseeland. Da auf der Südhalbkugel gelegen, findet hier die Vegetationsperiode zeitlich versetzt zur Nordhalbkugel statt, geerntet wird also in März und April. So fiel die Entscheidung auf Neuseeland. Das erste Projekt mit dem Kollegen war leider nicht von Erfolg gekrönt, deshalb entschied man sich 2001 einen eigenen, zweiten Betrieb in Neuseeland zu gründen. Kurzerhand wurde aus einer an einem Fluss gelegenen Schaf- und Rinderweide ein neues Weingut.

Neuseelands atemberaubende Landschaften. Bildquelle: Johner Estate
Neuseelands atemberaubende Landschaften. Bildquelle: Johner Estate

Das interessanteste Pinot Noir Territorium auf der Nordinsel Neuseelands – und das erste, das sich mit dieser Traube einen Ruf erworben hat – ist Martinborough, auch Wairarapa oder Wellington genannt. Hier liegen die Temperaturen viel niedriger als in den anderen Anbauregionen auf der Nordinsel. Nirgendwo in Neuseeland sind die Tag-Nacht Temperaturunterschiede größer als hier. Neben Pinot Noir und der zweitmeist angebauten Sorte Sauvignon Blanc rückt zunehmend Pinot Gris (Grauburgunder) in den Vordergrund.

— Hugh Johnson, Jancis Robinson: Der Weinatlas

Es gab noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Die Rebfelder mussten komplett neu angelegt werden und es wurde eine Wasserversorgung installiert um Trockenperioden besser zu überstehen. Andere Widrigkeiten sind beispielsweise die extrem gefräßigen Vögel, die mit Netzen von den Trauben ferngehalten werden müssen, ebenso die stürmischen Winde, die den Reben und ihren Trieben zusetzen, aber auch stabilere Pfähle in den Rebzeilen erfordern. Und schließlich mussten noch Windmaschinen als Schutz gegen die häufig auftretenden Spätfröste angeschafft werden. Alles in allem ist der Aufbau eines Weinberges in Neuseeland mindestens doppelt so teuer wie in Deutschland.

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Zum Plan gehörte auch, bedingungslos auf ökologischen Weinbau zu setzen. Das Klima in Neuseeland schien hierfür ideal, jedoch setzte in 2005 ein großer Regen dem Plan ein jähes Ende. Als es zur Ernte ging waren die vollreifen, perfekt ausgedünnten Pinot Noir Trauben mit Botrytis übersät und unbrauchbar. Um dieses wirtschaftliche Risiko zu vermeiden ist es nötig in kritischen Jahren ein Botrytismittel einzusetzen. Auf Herbizide wird in beiden Betrieben schon lange verzichtet und solange das Wetter einen risikofreien Ökoweinbau erlaubt, werden auch nur solche Spritzmittel verwendet.

Die Weine: gleiche Handschrift bei verschiedenen Voraussetzungen

Neben dem Pinot Noir wird in Neuseeland überwiegend Sauvignon Blanc angebaut. Diese Rebsorte profitiert von den kalten Nächten während der Reifungszeit. Dadurch verzögert sich die Reife und es können sich die vielfältigen Aromen ansammeln. Das Wairarapa Gebiet ist etwas wärmer als das auf der Südinsel gelegene Marlborough. Die Sauvignon Blancs von Johner sind daher von reiferen Aromen geprägt, die in manchen Jahren in die tropische Fruchtaromatik gehen. In Neuseeland schaffen es aber auch die Cabernet Sauvignon und Merlot Trauben fast jedes Jahr voll auszureifen. Am Kaiserstuhl ist das Wetter im Herbst in vielen Jahrgängen hierfür nicht stabil genug. Niederschläge und Nebel verhindern hier oft die nötige Ausreifung.

Steiniges Rebfeld in Wairarapa. Bildquelle Johner Estate
Steiniges Rebfeld in Wairarapa. Bildquelle Johner Estate

Neben dem Klima werden die Weine natürlich stark vom Boden geprägt. Am Kaiserstuhl kann man das wunderbar erschmecken. Insbesondere beim Vergleich der Weine vom Lössboden mit denen aus den vulkanisch geprägten Gebieten. Die Rebstöcke auf Lössboden haben eine bessere Wasserversorgung und erleiden weniger Stress. Die daraus resultierenden Weine sind stärker fruchtbetont und geradlinig im Geschmack. Weine von Vulkanverwitterungsböden, sind in der Frucht eher verhalten, aber würziger am Gaumen und vielschichtiger.

In Wairarapa besteht der Boden überwiegend aus Flussschwemmland mit großem Kiesel. Mit seinem hohen Eisenanteil prägt dieser die Weine mit einer speziellen Würzigkeit. Zuletzt wurde etwas weiter in den Bergen, gemeinsam mit dem Mitarbeiter Raphael Burki, ein weiterer Weinberg auf Kalkboden angelegt. Detailverliebtheit und die Möglichkeit solche geschmacklich prägende Unterschiede herauszuarbeiten treibt die Winzerfamilie Johner an.

Trotz großer Herausforderungen bieten die zwei zeitversetzten Weingüter die große Chance noch schneller Erfahrungen zu sammeln und qualitätssteigernd umzusetzen. So wurde beispielsweise für den Kaiserstühler Betrieb mit einer optischen Sortiermaschine der nächste Innovationsschritt eingeläutet. Hiermit wird die Ausbeute an perfekten und reifen Einzelbeeren erhöht, was sich entscheidend auf die Qualität der Weine auswirkt. Das Weingut in Neuseeland hat mittlerweile eine Größe von 20 Hektar erreicht. In Bischoffingen am Kaiserstuhl stehen dem 17 Hektar entgegen. Mit einem Besuch in Bischoffingen hat man die einzigartige Möglichkeit zwei Wein-Welten zu verkosten und miteinander zu vergleichen. Die Weine tragen jeweils die gleiche Handschrift, zur Geltung kommen vor allem die klimatischen Unterschiede. Bei den Johners ist man in jeder Hinsicht seiner Zeit voraus, denn während in Deutschland im Herbst noch die Lese läuft können sie schon den ersten Wein aus diesem Jahrgang anbieten. Von der anderen Seite der Weltkugel.

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Franken: Von Baumeistern der Alten und Pionieren der Neuen Welt

Sommerhausen – Wein, Kunst und Kultur

Sommerhausen – im südlichen Maindreieck unweit von Würzburg gelegen – ist beliebt für seinen, von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgebenen, historischen Ortskern. Einen besonderen Reiz üben die vielen Kunsthandwerker und Künstler aus, die sich in Sommerhausen niedergelassen haben. Ettliche Galerien und Antiquitätenläden säumen die kopfsteingepflasterten Straßen und Gässchen. Das mit seinen kaum 50 Sitzplätzen als kleinstes Theater Deutschlands gerühmte Torturmtheater leistet ebenfalls seinen Beitrag zu Sommerhausens Ruf als Künstlerort.

Historischer Altort von Sommerhausen
Historischer Altort von Sommerhausen

Nicht zu vergessen, der Wein. Schon alleine der Ortsname lässt auf eine begünstigte Lage schließen, schaut man über den Main zum Nachbarort Winterhausen wird das umso deutlicher. Nicht von ungefähr liegt Winterhausen am eher schattigen Ufer während Sommerhausen mit den sonnigen Lagen gesegnet ist. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Mehrzahl der Winzer auf dieser Seite des Mains angesiedelt hat.

Wir befinden uns im Silvanerland. Wie in keinem anderen Anbaugebiet steht in Franken der Silvaner als unbestrittene Leitsorte. Auf den Muschelkalkböden des Südlichen Maindreiecks gedeiht diese Sorte ganz vorzüglich und bringt ausgezeichnete Weine mit unverkennbarem Charakter.

Was wir landläufig als Silvaner bezeichnen ist die Sorte Grüner Silvaner. In Sommerhausen schickt sich aber die Rebschule Steinmann an eine andere Varietät, nämlich den Blauen Silvaner zu kultivieren und leistet hiermit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt dieser historischen Sorte. Was 1964 aus einem einzigen Exemplar dieser Rebsorte in einem ansonsten mit Grünen Silvaner bestockten Weinberg herausselektioniert wurde ist heute der einzige Klon des Blauen Silvaners, der zur Züchtung zugelassen ist. Der Klon ST25 ist Eigentum der Rebschule Steinmann, die auch eingetragener Erhaltungszüchter dieser Sorte ist. Die Winzerfamilie Steinmann ist mit ihrem Weingut Schloss Sommerhausen gleichzeitig auch der größte Betrieb, der den Blauen Silvaner an- und ausbaut. Der VDP Betrieb ist im historischen Schloss Sommerhausen ansässig und bewirtschaftet in der 15. Generation inzwischen rund 25 Hektar Weinberge.

Weinraritäten aus 40 Jahren - im Überraschungspaket oder bei der Raritätenprobe im Schloss Sommerhausen
Weinraritäten aus 40 Jahren – im Überraschungspaket oder bei der Raritätenprobe im Schloss Sommerhausen

Martin Steinmann verwaltet aber noch einen weiteren, ganz besonderen, “Weinschatz”. Die Rede ist von einer Sammlung von rund 40.000 Flaschen Wein aus den letzten 40 Jahren. Die Sammlung stammt von dem Würzburger Ehepaar Koegel, das sich seit den 1970er Jahren diese ansehnliche Menge an Weinen, ausschließlich deutscher Herkunft, zurückgelegt hat. Aus der Not eine neue Bleibe für ihre Sammlung zu finden – ihr Weinkeller in Würzburg wurde gekündigt – und wahrscheinlich der Einsicht, dass die Menge Wein in diesem Leben nicht mehr aufzubrauchen wäre, hat das Ehepaar Koegel sich entschlossen, die Sammlung einem Guten Zweck zuzuführen. Seither bemüht sich Martin Steinmann, der den gesamten Koegelschen Bestand in seinen Keller geholt hat, die Flaschen in Überraschungspaketen an den Weinfreund zu bringen. Zudem veranstaltet er im Sommerhäuser Schloss monatlich eine Weinprobe mit den reifen Weinen. Der Reinerlös aus der Vermarktung der Sammlung kommt der wohltätigen Organisation Wine Saves Life ev. zugute.


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Aus Franken in die weite Welt

Ein paar Gassen weiter findet man ein weiteres Weingut mit Namen Steinmann, das Weingut Artur Steinmann. Artur Steinmann ist wohl einer der einflussreichsten Winzer in Franken. Als Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes ist er richtungsweisend für die Weinbauregion. Als Kopf und Gründungsmitglied der Winzervereinigung Frank&Frei sorgt er für eine positive Belebung des leicht angestaubten Image des Müller-Thurgau und das seit nunmehr 20 Jahren ziemlich erfolgreich. Neben dem Weingut betreibt die Winzerfamilie ein Hotel. Hotel und Weingut befinden sich im sogenannten Pastoriushaus  (Maingasse 8, 97286 Sommerhausen). Hier verbinden sich die alte und die neue Welt. Einer der ersten deutschen Siedler auf amerikanischen Boden stammt aus diesem Haus, Franz David Pastorius.

Weingut Artur Steinmann im Pastoriushaus, Sommerhausen.
Weingut Artur Steinmann im Pastoriushaus, Sommerhausen.

Pastorius landete in den Augusttagen des Jahres 1683 in der Neuen Welt. In Pennsylvania bereitete er die Ansiedlung von 13 Weberfamilien aus Krefeld vor, die als erste deutsche Auswanderer nach Amerika gelten. Auf ihn geht die Gründung der ersten deutschen Siedlung in Amerika – Germantown – zurück, die heute Teil der Stadt Philadelphia ist. Im Stadtsiegel, das ebenfalls Pastorius entworfen hat,  findet sich noch ein Weinstock, wird wohl ein fränkischer sein.

Große Aufmerksamkeit erfuhr Pastorius durch eine von ihm mitverfasste Protestschrift gegen die Sklaverei. Diese brachte ihm sogar einen Platz in der Kuppel des Capitols von Washington ein. Dort ist ein Abbild von ihm zu sehen, das ihn vor Indianern kniend zeigt, eine besondere Würdigung seines Einsatzes für Frieden und Freiheit in Amerika.

Das Weinanbaugebiet Franken lässt sich grob in die drei Bereiche Mainviereck, Maindreieck und Steigerwald einteilen. Das südliche Maindreieck, auch MainSüden genannt, ist vom Muschelkalkboden geprägt, der dem für diese Region typischen Silvaner eine ganz eigene Eleganz verleiht.

Aber kommen wir nun wieder in die Gegenwart von Sommerhausen zurück. Hier gibt es auch außerhalb des Ortes einiges zu entdecken. Wer einigermaßen gut zu Fuß ist, der sollte den kurzen Aufstieg in die Weinberge Sommerhausens wagen. Hier befindet sich einer der magischen Orte Frankens, auch terroir f genannt. Dieser terroir f ist in Anlehnung an den Künstlerort mit etlichen Kunstwerken rund um das Thema Wein bestückt. Hier kann jedermann ein Selfie mit einer Weinkönigin machen, diese hier ist allerdings aus Ton. Ein metallener Buttenträger oder ein überlebensgroßer Bacchus sind weitere Werke die es hier zu bewundern gibt. Man kann aber auch einfach die schöne Aussicht in das Maintal Richtung Würzburg genießen.

Randersacker – Was macht denn die Badewanne auf dem Marktplatz?

Balthasars Badewanne mitten in Randersacker
Balthasars Badewanne mitten in Randersacker

Auf halber Strecke Mainabwärts, zwischen Sommerhausen und Würzburg gelegen, kommt man in den bekannten Weinort Randersacker. In Sachen zeitgenössischer Kunst will man sich hier auch nicht lumpen lassen und so hat man den Bau der Umgehungsstraße geschickt zur Neugestaltung und Aufwertung des Ortskerns genutzt. Für reichlich Aufsehen sorgt hier eine goldene Badewanne mitten auf dem Dorfplatz. Balthasars Badewanne ist keinem geringeren als dem großen Baumeister der Würzburger Residenz, Balthasar Neumann, gewidmet. Neumann hat zwar nie in dieser Wanne gesessen, sie soll aber die Aufmerksamkeit zu einem von ihm errichteten Gebäude lenken. Der virtuell badende Balthasar würde nämlich direkt auf seinen barocken Gartenpavillon schauen, der schräg gegenüber des Platzes gelegen ist. Freilich zieht heute die Badewanne viel mehr Aufmerksamkeit auf sich als der Pavillon selbst, aber damit ist ja auch schon ein Ziel erreicht.

Nicht zu vergessen ist natürlich, dass Randersacker auch ein Premium Weinort ist. Große Lagen wie Teufelskeller, Pfülben oder Sonnenstuhl haben für Weinkenner einen besonderen Klang. Die Silvaner von den hiesigen Muschelkalkböden gehören zu den besten Frankens. Was liegt also näher, als sich hier dem Genuss zu widmen. Viele der Randersackerer Winzer pflegen die Tradition der Heckenwirtschaft. Was andernorts Strauß-, Besen- oder Häckerstuben sind ist hier eben die Hecke. Die Winzer räumen also ihre gute Stube für ein paar Wochen und öffnen sie ihren Gästen. Neben den hauseigenen Weinen gibt es auch immer eine zünftige fränkische Mahlzeit. Bratwürste (hier Bratwürscht genannt) entweder mit Brot und Kraut oder im Weinsud gekocht als Blaue Zipfel sind die typischen Gerichte. Es gibt kaum ein Wochenende an dem nicht mindestens eine Heckenwirtschaft geöffnet hat und selbst für diesen außergewöhnlichen Fall wäre gut gesorgt, denn es gibt auch einige permanent geöffnete Weinstuben und Restaurants.

Würzburg – Weltkulturerbe und Weinkultur

Wenn man schon auf halbem Weg ist, dann sollte man unbedingt noch den Abstecher nach Würzburg machen und das Meisterwerk des ‘badenden’ Baumeisters bewundern. Die Würzburger Residenz, nach den Plänen Balthasar Neumanns erbaut, ist ein Wunderwerk des Barock und UNESCO Weltkulturerbe. Sehenswert ist auch die Innengestaltung, allem voran das Deckenfresco des Venetianischen Künstlers Giovanni Battista Tiepolo, das als größtes zusammenhängende Deckengemälde der Welt gilt. Es zeigt Darstellungen von Menschen und Tieren aus allen vier Kontinenten. Moment, vier? Ja vier, denn Australien und Neuseeland waren seinerzeit noch gar nicht entdeckt. Die Residenz beherbergt aber neben Weltkultur auch Weinkultur, denn die weitläufigen Kellergewölbe sind mit den Fässern des Staatlichen Hofkeller belegt. Die Kellerführungen mit Verkostung sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.

Würzburg hat noch viel mehr in Sachen Wein, Genuss und Kultur zu bieten. So viel, dass es den Rahmen hier sprengen würde. Für dieses Mal wollen wir es aber dabei belassen. Wir kommen wieder hierher und dann gibt es mehr davon zu lesen. Versprochen!

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