Editorial | Ausgabe 14 | Mai 2017

Best Of

Als wir im April 2016 mit dem Wein Tourist Magazin gestartet sind war die Leserschaft natürlich noch recht überschaubar, entsprechend haben die Artikel aus den ersten Ausgaben des WTM nur eine relativ kleine Anzahl an Lesern erreichen können. Natürlich betone ich häufig, dass alle bisher erschienenen Artikel ständig über den Menüpunkt „Alle Ausgaben“ zu erreichen sind, trotzdem sind wir der Meinung, dass die Beiträge aus den frühen Ausgaben eine größere Aufmerksamkeit verdient haben. Deshalb widmen wir uns in der Mai Ausgabe mit einem Best-Of den schönsten Artikeln aus den ersten Ausgaben unseres Magazins.

Wir beginnen unsere Reise in Portugal, im Douro Tal. Heimat des berühmten Portweins und ältestes geschütztes Ursprungsgebiet für Wein. Ganz nebenbei auch eine wunderschöne Landschaft und UNESCO Weltkulturerbe. 

Weiter geht es zum Nachbarn und ewigen Rivalen, nach Spanien. Nach Ronda, einer traumhaft schönen Stadt mit bewegter Geschichte, die ihre Spuren in der Stadt, in der Kultur und nicht zuletzt im Weinbau hinterlassen hat. Ronda ist eine geteilte Stadt, aber anders als Anderswo wird sie durch ein Naturwunder geteilt, das der Stadt einem atemberaubenden Anblick verleiht.

Wir schauen dann auf den Balkan, nach Montenegro, wo rund um den Skutarisee noch viele Rebsorten beheimatet sind, die nur dort zu finden sind. Wir gehen mit Yasemen Kaner-White auf eine wundervolle Entdeckungstour, die uns auch in den größten Weingarten Europas führt.

Schließlich führe ich Sie noch in meine Heimat, zum südlichen Maindreieck im Herzen des fränkischen Weinlandes. Hier findet man neben kulinarischen Genüssen auch jede Menge kultureller Höhepunkte. Kommen Sie mit auf eine Entdeckungsreise durch das Silvanerland entlang des Mains.

Ich hoffe, Ihnen gefällt unsere Auswahl der schönsten Artikel. Wenn Sie sich ihr eigenes Best-Of zusammen stellen wollen, dann besuchen sie doch einfach den oben genannten Menüpunkt „Alle Ausgaben“.

Ihr
Ingo Deckler
Chefredakteur

Portugal: Weinerlebnisse entlang des Douro

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Das Douro Tal ist die älteste ausgewiesene Weinbauregion der Welt. Einige, mich selbst eingeschlossen, behaupten, dass es auch die schönste sei. Diese Einführung in das Douro Tal ist gedacht als ein Führer zu den besten Wein-Erlebnissen in diesem Tal, das ganz oben steht, auf der Liste der Weinbauregionen Europas, die man (mindestens) einmal besucht haben sollte.

Douro Tal - Quinta das Carvalhas - Bildquelle: Nelson Carvalheiro, www.nelsoncarvalheiro.com
Douro Tal – Quinta das Carvalhas – Bildquelle: Nelson Carvalheiro, www.nelsoncarvalheiro.com

Was mach das Douro Tal so einzigartig?

Die Quintas

Das Douro Tal wurde 1756 als Weinanbaugebiet für den Portwein gegründet, also 20 Jahre vor der Unabhängigkeitserklärung Amerikas und rund 100 Jahre bevor die Bordeaux Premier Crus von Napoleon eingeführt wurden. Das heißt, dass ein Großteil der Weingüter und Weinhandelshäuser fantastische Baudenkmäler aus dem 18. Jahrhundert sind. Beinahe alle sind ausgezeichnet restauriert und mit den modernen Standards der Weinerzeugung ausgestattet. Noch interessanter sind die Herrenhäuser am Flussufer des Douro, welche die Besitzer der Quintas (Weingüter) als Domizil nutzten, die ebenfalls in ausgezeichnetem Zustand sind. Es erinnert an ein Freilichtmuseum, das vom Fluss aus bewundert werden kann.

Familiengeführte Weingüter   

Obwohl es mehr als 200 Quintas, also Anwesen mit einer Weinkellerei, gibt und eine riesige Anzahl an DOC und Portwein Marken, befindet sich die überwiegende Zahl dieser Weingüter noch im Besitz der Gründer-Familien. Einige sind seit über drei Jahrhunderten in den Händen der gleichen Familie. Beispiele solcher Dynastien unter den Portwein und DOC Weinproduzenten sind die Guimaraens Familie, Ferreira, Silva Reis und Symington. Während einige Herrenhäuser in Boutique-Hotels umgewandelt wurden, werden andere noch privat genutzt und dienen als Sommersitz oder sogar als permanentes Zuhause einiger Familienmitglieder, die täglich in den Weinbergen arbeiten.

Weltkulturerbe

Ein anderer Aspekt, der das Douro Tal einzigartig macht ist der UNESCO Weltkulturerbe Status. Mit dieser Ehrung wurde im Jahr 2001 die mehr als 2000 Jahre andauernde Weinbau-Tradition in diesem nördlichen Teil Portugals gewürdigt, die eine Kulturlandschaft und ein Landschaftsgebiet von beispielloser Schönheit erschaffen hat, zudem wurden ebenso die technologischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen dieser Region hervorgehoben.

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Landschaft und Terroir

Die Weinberge am Douro ragen steil über dem Fluss auf. Sie sind bis zu 45 Grad geneigt und formen eine beeindruckende Fluss-Landschaft. Die zum Teil uralten Rebstöcke suchen sich Halt in den felsigen Hängen und wurzeln tief in dem Schiefergestein, auf der Suche nach Wasser in einer Region, die für die geringen jährlichen Regenmengen bekannt ist. Dieses anscheinend lebensfeindliche Terrain ist tatsächlich ideal für den Anbau von Weintrauben, eben wegen der exzellenten Wasserableitung, der perfekten Ausrichtung zur Sonne und dem leichten Stress, dem die Reben ausgesetzt sind. Die Pflanze konzentriert all ihre Energie in ihre Früchte. Weintrauben haben eine Neigung besonders in herrlichen Gegenden zu wachsen, dabei ist das Douro Tal keine Ausnahme. Das unwegsame Gelände verhindert weitestgehend eine mechanische Bearbeitung der Rebhänge und sorgt dafür, dass die Handarbeit den allergrößten Part bei der Weinbergsarbeit einnimmt.

Einzigartige Wein-Erlebnisse im Douro Tal

Vintage Tour — QUINTA DA CARVALHAS

Die Vintage Tour der Quinta da Carvalhas ist wahrscheinlich das beste Wein-Erlebnis im gesamten Douro Tal! Dies ist die extravagante Idee von Alvaro Martinho, dem Weinbau Ingenieur und Betriebsleiter der Quinta das Carvalhas. Er war enttäuscht, von der Art, wie andere Quintas ihre Besucher vernachlässigen. Er hat einen Weg gefunden, den Wein-Reisenden einen echten Eindruck von dem zu vermitteln, was das „Landschaftsgefühl“ im Douro Tal ausmacht. Dies ist eines der am besten auf die Gäste ausgerichteten Erlebnisse im gesamten Douro Tal.

Winzer Für einen Tag — QUINTA NOVA

Sónia Pereira ist die hiesige Önologin bei der Quinta Nova und die verantwortliche Person für den ersten Carvalheiro’s 2015 Douro DOC Rotwein — einem Wein, den ich unter ihrer Anleitung bereitet habe. Das ist ein tolles Programm, das einem spielerisch eine praktische Erfahrung zu den Douro DOC Weinen vermittelt. Statt nur zu probieren und zu vergleichen kann man seinen eigenen Cuvée erstellen.

Douro Sonnenuntergangs Wein Kreuzfahrt

Dies war eine der angenehmsten Erfahrungen, die ich während meiner Tour entlang des Douro Tals gemacht habe. Das hügelige Terrain und die Abhängigkeit von den Brücken machen es oftmals zu einem schwierigen Unterfangen, wenn man am Douro von Quinta zu Quinta gelangen will. Zum Glück hat die Natur hierfür seit langem eine Lösung parat und ich gestehe jetzt: die beste Art den Douro zu genießen ist an Bord einer privaten Yacht.

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QUINTA DO CRASTO

Die Weine der Quinta do Crasto werden weltweit hoch gefeiert. Die Quinta gehört sicher zu den Top Erzeugern in der Douro Region. Der Ausblick von dem Weingut ist an sich schon spektakulär aber das wird nochmal potenziert wenn ihn aus dem unendlichen Pool genießt.

Übernachten in Wein Hotels

QUINTA DA PACHECA in Régua

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Die Quinta da Pacheca ist ein ehemaliges altes Weingut, das an die heutigen Bedürfnisse von modernen Wein-Touristen angepasst wurde. Das Haupthaus im Zentrum des Anwesens wurde kürzlich renoviert und in ein schickes, Boutique-, Luxus-Weinhotel verwandelt. Das Menü im Restaurant wurde vom Chefkoch Carlos Pires arrangiert, der aus Trás-os-Montes im Nordwesten Portugals stammt. Üppige Portugiesische Aromen sind die Hauptkomponenten eines eleganten mehrgängigen Menüs.

QUINTA DE LA ROSA in Pinhão

Alle Zimmer und Suiten in der Quinta de La Rosa haben Blick auf den Fluss. Die ohnehin spektakuläre Aussicht wird vom Sonnenuntergang nochmals verstärkt, er schattiert die Landschaft in einem goldenen Farbton. Es ist nicht das größte Anwesen am Douro, aber die Zimmer, Suiten und Villas liegen in den Weinbergen verstreut, was dem Ganzen einen sehr weitläufigen Eindruck verleiht.

VINTAGE HOUSE DOURO in Pinhão

Das Vintage House Douro ist das, was in der Pinhão Region am nähesten an ein Full-Service, Fünf-Sterne Hotel heran reicht. Vintage House Douro wartet mit Klasse und Stil auf und bietet den Reisenden eine Mainstream-Alternative zu den eher rustikalen Quintas der näheren Umgebung.

Essen und Ausgehen

Gourmet-Erlebnis bei der QUINTA DO PANASCAL

Die Quinta do Panascal überblickt nicht direct den Douro, sie liegt am linken Ufer des Távora. Das Anwesen gehört der Familie Guimaraens und dem Fladgate Verbund, der ein Schwergewicht in der Portwein-Welt ist, zu dem die Portweinhäuser Croft, Taylor und Fonseca gehören. Hier kann man ein privates Menü in den Räumlichkeiten der Guimaraens Familie genießen.

QUINTA DO PÔPA

Die Quinta do Pôpa ist eine neue Weinkellerei die erst vor wenigen Jahren eröffnet wurde. Was dem Anwesen an historischem Charme fehlt, macht es locker mit seinen modernen, zeitgemäßen Einrichtung wieder wett. Sie bieten sowohl einen Wein Brunch als auch ein Pôpa Picknick in den Außenanlagen an.

CASTAS E PRATOS Restaurant in Régua

Castas e Pratos lässt keinen Wunsch offen, wenn es darum geht, dem Besten der traditionellen Portugiesischen Küche einen modernen Schwung zu verleihen, außerdem haben sie mehr als 700 verschiedene Weine zu bieten.

Übersetzte Fassung des Artikels „Douro Valley Wine Adventures“ von Nelson Carvalheiro, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe Februar 2016.

Zum Autor: Nelson Carvalheiro ist ein vielfach ausgezeichneter Reise-, Wein- und Genuss-Blogger sowie Author des “The Portuguese Travel Cookbook.” Er arbeitet mit Wine Tourism in Portugal zusammen um Portugals Tourismus und Kultur zu fördern.

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Spanien: Ronda – Legenden, Tradition und Romantik

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Ich stehe auf dem Balkon, soweit das Auge reicht blicke ich über eine absolut natürliche Landschaft. Im Hintergrund flankieren die Berge der Serranía de Ronda die Hoya del Tajo Schlucht, durch die der Fluß Guadalevín hindurch führt. Im Vordergrund sind acht Hektar junger Weinberge zu sehen, die von drei natürlichen Parks umgeben sind. Das alles befindet sich in der Nähe einer Stadt, deren Geschichte weit über 2.500 Jahre zurück reicht. Die Weinberge gehören zum Weingut Descalzos Viejos, die Stadt ist Ronda im südlichen Spanien, wo einem Tradition und Romantik an jeder Ecke begegnen. Dies ist ein Ort, wo man den Legenden der Bandoleros nachspüren kann, jenen spanischen Banden des 19. Jahrhunderts, die Reisende auf ihrem Weg durch die Berge beraubt haben und Stoff für unzählige Abenteuergeschichten liefern.

Ausblick über Ronda und die Hoja del Tajo Schlucht
Ausblick über Ronda und die Hoja del Tajo Schlucht

Der Balkon befindet sich im Haupthaus des Weinguts, wo sich die Büros von Francisco Retamero und Flavio Salesi befinden. Beide sind Architekten von Beruf und Gründer dieses Projekts, das im Jahr 1998 begann. Francisco Retamero kommt aus Málaga in Spanien, Flavio Salesi ist aus Buenos Aires in Argentinien. Die Zwei haben die Weinberge angelegt und das Gebäude renoviert, das ehemals ein Trinitarier Kloster aus dem 16. Jahrhundert war. Am Hauptaltar sind noch antike Fresken aus dieser Zeit erhalten. Hier reifen heute die Weine in Fässern aus amerikanischer Eiche. Dies ist eine der interessantesten Stationen auf der Tour über das Descalzos Viejos Anwesens, zu der auch ein gemütlicher Rundgang durch die Gärten und Obstplantagen des Landguts zählt. Es hat sogar eine eigene, natürliche Quelle. Der Rundgang endet mit einer Verkostung der gutseigenen Weine. In ihrer Kollektion aus sieben Weinen, hauptsächlich Rote, haben sie auch einen Chardonnay. Ab nächsten Sommer wird es auch einen Grenache Rosé geben. Vor ein paar Jahren haben ihre Experimente einen Süßwein aus, von Botrytis befallenen Trauben hervor gebracht, den sie Minima nannten. Viele schöne Desertweine gehen auf das Konto des Botrytis-Pilz, den man auch als Edelfäule kennt. Um diese Önologische Besonderheit zu erzeugen sind zur Ernte spezielle Bedingungen mit hoher Luftfeuchtigkeit nötig.

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Wein-Touren und Weingüter in Serranía de Ronda

„Die Weine sind mächtig, mit sehr schöner Struktur und Volumen am Gaumen“, erklärt Vicente Inat, der Önologe des Weinguts. Dies wird durch sehr spezifische klimatische Bedingungen erreicht. Beispielsweise liegt Ronda auf einer Höhe von etwa 700 Metern über dem Meeresspiegel, gepaart mit einem saisonalen Temperaturwechsel, zwischen kalten Wintern und sehr heißen Sommern, sind dies die bestimmenden Faktoren für die Weinbereitung in dieser Region. Das Mittelmeer, das etwa 50 Kilometer entfernt ist, der Atlantik, etwa 100 Kilometer entfernt und der Kalk-Mergel-Boden bestimmen die Weine dieser Gegend. „Die Kombination aus all diesen Faktoren sorgt dafür, dass die meisten Weine aus Ronda diese Kraft und Struktur aufweisen, da alle Reben in ähnlichen Konditionen wachsen.“ fügt Manuel Moreno hinzu, Generalsekretär des Regulierungsrats für die Ursprungsbezeichnungen (Denominacion de Origin, DO) Málaga, Sierras de Málaga und für Malaga Rosinen (http://www.vinomalaga.com/). Diese Institution ist verantwortlich für „Vertretung, Schutz, Garantie, Ausbildung, Forschung, Entwicklung, Innovation und Marketing für den Wein und Rosinen Markt“, des DO-Gebiets der Provinz Málaga.

 

Rondas beste Weine bilden einen Teil der DO Sierras de Málaga. Die Weine von Descalzos Viejos sind schöne Beispiele, aber dies ist nur eines der 22 Weingüter in Ronda, die im Málaga Regulierungsrat zusammengeschlossen sind. Das wiederum ist nur rund die Hälfte der gesamten Zahl von 45 Weinbaubetrieben in der Provinz Málaga. Die Hauptrebsorten in diesem Weinanbaugebiet sind Syrah, Grenache, Petit Verdot, Graciano, Merlot und Cabernet Sauvignon. Aus diesen Sorten wird hauptsächlich Rotwein erzeugt, inzwischen haben aber auch erste Winzer in der Region damit begonnen Weißweine und Rosès zu produzieren, ebenso wie Desertweine, die hauptsächlich aus Muskateller gekeltert werden. Man kann hier beinahe jedes Weingut besuchen. Die Ronda Wein- und Weingüter-Route von Serranía de Ronda (http://www.ruta-vinos-ronda.com/index.php/en/) bietet eine Weinproben-Tour mit bis zu 16 verschiedenen Stationen, zum Beispiel bei Weingütern wie La Sangre oder Doña Felisa, das die berümten Chinchilla Weine erzeugt. Sie alle sind mit dem Auto nur ein paar Minuten von Ronda entfernt und ihre streng gehüteten Wein Geheimnisse werden für Besucher gelüftet. Das Ronda Wein-Museum (http://www.museodelvinoderonda.com) promotet zur Zeit das La Sangre Weingut, das in der Altstadt ansässig ist, einem idealen Ort um die regionalen Weinbau Traditionen zu erkunden und zu erfahren, wie die Phönizier, die Römer sowie die Araber die Weinbereitung beeinflusst haben, aber auch um aus erster Hand zu beobachten wie in dieser Region Wein erzeugt wird. Sie können auch an Wein-Verkostungen und Workshops teilnehmen, um Ihr Wissen um die regionalen Erzeugnisse zu vertiefen.

Eine historische Stadt

Das Weinmuseum Museo del Vino ist ganz in der Nähe des faszinierenden Museo del Bandolero, wo man alles über Spaniens berühmte Banditen erfahren kann. Das ist auch ein guter Startpunkt für ihre persönliche Entdeckungstour durch Ronda, einer Stadt, die durch eine knapp 100 Meter tiefe Schlucht, El Tajo genannt, getrennt ist, aber mit einer spektakulären Brücke, der Puente Nuevo, wieder vereint wurde. Dieses Monument aus dem 18. Jahrhundert wäre schon ein Grund alleine, die südspanische Stadt zu besuchen. Das historische Mauren-Viertel bietet viele interessante Sehenswürdigkeiten, beispielsweise das Museo de la Ciudad (Stadtmuseum), wo man Rondas 2.500 jährige Geschichte erleben kann, oder der malerische und faszinierende Plaza de la Duquesa de Parcent. An diesem Platz liegen das Rathaus und drei Kirchen, von denen vor allem die Parroquia de Santa Maria la Mayor schlicht überwältigend ist. Es hat zwei Jahrhunderte gebraucht, um sie fertig zu stellen, was zu einem einzigartigen Bauwerk geführt hat, das die ursprüngliche Gotische Architektur mit den späteren Renaissance- und Barrock-Stilen vereint. Es gibt sogar ein Minarett, ein Überbleibsel der Arabischen Moschee, die dort während der moslemischen Periode stand, bis Ronda wieder durch die Christen eingenommen wurde.

Puerta del Almoncábar - Reste der Stadtmauer von Ronda
Puerta del Almoncábar – Reste der Stadtmauer von Ronda

Diese Kultur hat bedeutende Spuren in diesem Gebiet hinterlassen. Ganz in der Nähe der Kirche kann man noch immer viele Überreste der moslemischen Kultur sehen, zum Beispiel das San Sebastian Minarett, die antike Brücke, die prächtigen Arabischen Bäder oder das Puerta del Almoncábar Tor, das eines der auffälligsten Reste der ehemaligen Stadtmauer ist. Nicht weit davon findet man die Espiritu Santo Kirche. Der Legende nach stammt eine Macke in einer der Marmorplatten vom Pferd von Ferdinand der Katholische, als dieser im Jahr 1485 erfolgreich die Truppen der Christen in die Stadt führte. Die Legende besagt weiterhin, dass der Sieg der christlichen Truppen einer Verwirrungstaktik von Ferdinand zu verdanken war. Er habe die Hufeisen der Pferde vertauschen lassen, so dass die muslimischen Truppen durch die Spuren getäuscht wurden, weil sie dachten die Christen seien geflohen. Stattdessen sind sie auf die Stadt zu geritten und haben sie zurück erobert. Man kann die historische Stadtbesichtigung mit einem Besuch des Alameda del Tajo Parks abrunden, wo man eine überwältigende Aussicht genießt und die Stierkampfarena Real Maestranza de Caballería de Ronda zu finden ist. Vor dieser prächtigen Arena stehen zwei Statuen, eine zeigt Ernest Hemingway, der während seiner Spanienreisen regelmäßig Ronda besuchte und die Stierkampf-Tradition liebte, die zweite zeigt Orson Welles, dessen Asche in einem Anwesen in der Stadt aufbewahrt wird.

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Eine Tour durch die örtliche Gastronomie

Einer der besten Orte, um die vielen Weine der Serranía de Ronda zu probieren, ist Vinoteando (http://www.vinoteando.com/), eine Enoteca, wie hier die Vinotheken genannt werden, wo zu den Weinen häufig regionale, saisonale Delikatessen, wie beispielsweise Gemüse, Champignons oder Luftgetrocknete Fleischwaren, gereicht werden. Sie haben sogar einen Wein-Tasting Club. Ein anderer toller Ort um die Weine Rondas zu genießen ist Entrevinos (http://www.entrevinos.net/), wo man auch köstliche, traditionelle Tapas oder Snacks bestellen kann.Ein Glas Wein kostet generell um die zwei Euro.Sowohl Vinoteando als auch Entrevinos haben englisch sprechendes Personal, was in der Stadt nicht selbstverständlich ist. Es ist ziemlich einfach hier exzellente Restaurants mit ausgezeichneter Küche zu finden. Wildgerichte, frisches Gemüse, Saubohnen mit Knoblauch und Serrano-Schinken in Tomatensauce oder Mandelsuppe sind die verlockenden Speisen dieser Region. Außerdem ist das Meer nicht weit entfernt, man findet köstlichen frischen Fisch und Meeresfrüchte. Wenn man am Restaurant Las Martirio vorbei kommt, entdecken die Feinschmecker auf den ersten Blick eine breite Auswahl an hochwertigen Delikatessen in der Auslage, wie beispielsweise Rotbarbe, boquerones en vinagre (frische, marinierte Anchovies), fitierter Fisch und Roten Thun aus dem Atlantik. Normalerweise kommen nicht viele Touristen in dieses Restaurant, wo man jeden Donnerstagabend ein Flamenco Konzert genießen kann.

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Zwei weitere Restaurants, die es zu erwähnen lohnt, sind ganz in der Nähe: Bar Faustino oder Casa Moreno “el Lechugita”, das ein traditionsreiches Lokal in der Stadt ist, wo man sich auf die Schnelle eine Kleinigkeit zum Essen mitnehmen kann.

Spanien ist berühmt für seine köstlichen, luftgetrockneten Fleisch- und Wurstwaren, und die Serranía de Ronda wird dem gerecht wie kaum eine andere Region. Lomo Embuchado (luftgetrochnete Hartwurst aus bestem Lendenfleisch), Payoyo Ziegenkäse (einzigartig in dieser Region), Salchichón (eine Art Salami) und schließlich Iberischer Schinken, um nur einige zu nennen. Diese Delikatessen gibt es in verschiedenen Geschäften in der Innenstadt zu kaufen, beispielsweise bei: La Cueva de Pasos Largos, Boutique Queso y Jamón, La Tienda de Trinidad und bei Vino con Jamón, die alle an der Hauptstraße von Ronda zu finden sind, offiziell heißt sie La Carrera Vicente Espinel aber die Einheimischen nennen sie nur Calle la Bola.

Am südlichen Rand der Stadt liegt der Plaza del Socorro, wo man seiner Leidenschaft für traditionelle Süßwaren frönen kann. Las Campanas stellt noch immer die regionale Spezialität Yemas del Tajo her. Dieses leckere Gebäck aus Eigelb ist ein süßer Snack und ein unwiderstehliches Erlebnis auf jeder Tour durch Ronda. Außerdem ist eine Tour durch Ronda selbstverständlich undenkbar ohne die Weine.

Weingüter besuchen

Ihre Wein-Tour beim Weingut Descalzos Viejos, können Sie über dessen Website oder per Email buchen. Eine Liste der Weingüter, die an der Ruta vinos y bodegas serranía de Ronda (Wein- und Weingüter-Route) teilnehmen, sind mit ihren Kontaktdaten und Adressen hier zu finden: www.ruta-vinos-ronda.com. Es gibt auch Unternehmen, wie beispielsweise Spain Food Sherpas (www.spainfoodsherpas.com), die gerne für Sie einen eintägigen Wein-Ausflug in Ronda organisieren, wo sie die Weingüter, die Gastronomie und die Hauptattraktionen der Stadt entdecken können.

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Unternehmungen in der Serranìa de Ronda

Acinipo

Serranía de Ronda - das Bergland von Ronda
Serranía de Ronda – das Bergland von Ronda

Acinipo ist eine interessante archäologische Stätte. Hier gibt es die Überreste einer altertümlichen Römischen Siedlung zu erkunden, die ihren Höhepunkt im ersten Jahrhundert nach Christi hatte. Sie ist etwa 20 Kilometer von Ronda entfernt und man kann unterwegs einige Weingüter besuchen, die sich entlang der reizvollen Strecke befinden.

Serranía de Ronda – das Bergland von Ronda

Die Stadt Ronda liegt in dieser Region im Norden von Málaga. Es gibt rund 20 andere kleine Orte in dieser Gegend, die meistens zwischen 200 und 1.000 Einwohner haben. Die schmalen Straßen und die weißen Häuser, welche die entzückenden Orte und Städte Muslimischen Ursprungs charakterisieren, sind eine perfekte Kulisse für einen Tag mit Weinverkostungen, Gastronomie und regionalen Traditionen. Die umgebenden Kastanienwälder sind schlicht wunderschön. Eine kuriose Sehenswürdigkeit in dieser Region ist Júzcar. Die Stadt wurde in Blau gestrichen, besser gesagt in „Schlumpf-Blau“, um die Weltpremiere des Kinofilms „Die Schlümpfe“ zu feiern.

Sierra de Grazalema

Die Sierra de Grazalema ist ein Naturpark, der zum Teil in Málaga und zum anderen Teil in Cádiz liegt. Er erstreckt sich über mehr als 50.000 Hektar und ist ideal zum Wandern geeignet. Neben Ronda beherbergt dieser Naturpark auch malerische weiße Orte, wie Algodonales, Ubrique und Grazalema. Besonders faszinierend ist Zahara de la Sierra, ein wunderschöner kleiner Ort auf einer Bergkuppe, mit einem schillernden Stausee am Fuße des Berges.

Wie kommt man hin?

Am einfachsten kommt man nach Ronda mit dem Auto. Mietwagenstationen gibt es am Flughafen von Málaga, sowie in der Stadtmitte von Málaga oder in vielen weiteren Orten an der Costa del Sol, wie Torremolinos, Fuengirola, Benálmadena oder Marbella. Von Málaga nimmt man die Guadalhorce Schnellstraße und dann die Autobahnen A-357 und A-367, an denen Ronda sehr gut ausgeschildert ist. Man kann sich hier kaum verfahren. Eine andere Möglichkeit wäre die Autobahn A-7, die entlang der gesamten Costa del Sol verläuft und dann auf die A-397 von San Pedro de Alcántara nach Ronda zu wechseln.  In beiden Fällen dauert die Fahrt mit dem Auto nach Ronda etwa eineinhalb Stunden (rund 100 Kilometer). Das letzte Stück der Strecke ist ziemlich schmal und kurvig, fahren Sie also langsam und genießen Sie die atemberaubende Aussicht auf die Serranía de Ronda. Von Sevilla nach Ronda sind es rund 130 Kilometer auf Landstraßen, was die Fahrt etwa auf zwei Stunden ausdehnt. 

Man kann auch von Málaga aus einen Zug nehmen. Dies ist eine günstige Möglichkeit einen gemütlichen zweistündigen Trip nach Ronda zu unternehmen, allerdings ist die einzige Zugverbindung am frühen Morgen. Eine weitere günstige Verbindung ist mit dem Bus, der ebenso etwa zwei Stunden benötigt.


UNTERKÜNFTE

HOTEL CATALONIA REINA VICTORIA WELLNESS & SPA

Calle Jerez, 25, 29400 Ronda, Málaga

Dies ist eines der besten Hotels in Ronda und ist nur ein paar Gehminuten von der Innenstadt entfernt. Runden Sie ihren Wein-Urlaub mit einer Schönheitskur mit aus Weinhergestellten Kosmetikprodukten ab.

PARADOR DE RONDA

Plaza de España,

Dies ist das ehemalige Rathaus von Ronda. Es befindet sich im Stadtzentrum direkt an der Tajo de Ronda Schlucht.

HOTEL FUENTE DE LA HIGUERA

Partido de los Frontones.

Dieses spektakuläre Landhotel liegt etwas außerhalb von Ronda und ist perfekt für einen ruhigen und entspannten Aufenthalt geeignet.

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HOTEL RONDA

Calle Ruedo Doña Elvira, 1

Dieses Hotel hat ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis und eignet sich ideal für Familien und Paare. Im Stadtzentrum gelegen.

HOTEL ANDALUCÍA

Avda. Martinez Astein, 19

Übernachtung und Frühstück zu einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis. Am Bahnhofsvorplatz gelegen.

ESSEN UND AUSGEHEN

LAS MARTIRIO

Calle Las Tiendas, 2

Ein kleines, modernes Restaurant, wo der Fisch des Tages der Favorit ist. Regionale Speisen, wie die Suppen und Eintopfgerichte sind ebenso hervorragend.

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BAR FAUSTINO

Calle Santa Cecilia, 6

Ein traditioneller Andalusischer Innenhof und entsprechendes Dekor machen die Atmosphäre dieses Restaurants aus, das auf regionale Küche spezialisiert ist. Hierher kommen nur wenige Touristen.

CASA MORENO “EL LECHGUITA”

Calle Virgen de los Remedios, 35

Kleine aber entzückende, typisch Spanische Snackbar, wo man aus 72 verschiedenen Arten von Tapas, zu sehr moderaten Preisen, wählen kann.

 

RESTAURANTE ALBACARA

Calle Tenorio, 8

Dies ist das Restaurant des Hotel Montelirio, man braucht aber nicht im Hotel zu übernachten, um hier zu speisen. Ausgezeichnetes Essen und eine beeindruckende Ansicht auf die Tajo de Ronda Schlucht.

CASA MARÍA

Plaza Ruedo Alameda, 27

Eine kleine Tapas Bar in der Nachbarschaft von San Francisco, mit saisonalen Gerichten. Beinahe alles was serviert wird, wird aus den zur jeweiligen Jahreszeit verfügbaren Zutaten hergestellt.

MESÓN EL SACRISTÁN

Plaza Duquesa de Parcent

Sehr einladendes Restaurant mit regionaler Küche zu moderaten Preisen. Für Familien ideal geeignet.


Übersetzte Fassung des Artikels „Ronda – Legend, Tradition and Romance“ von Nacho Sánchez, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe Mai 2016.

Zum Autor: Nacho Sánchez lebt am Strand in Málaga, einer Region mit einer langen Wein-Tradition und einigen der interessantesten Spanischen Weinen. Er hat als Journalist für verschiedene Medien mit dem Fokus auf Wein und regionaler Küche gearbeitet.

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Montenegro: Die Weine vom Skutarisee

Als ich vor einiger Zeit in Montenegro war, einem Land, das seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 2006 immens an Selbstbewusstsein gewonnen hat, hatte ich das große Glück einige Weingüter besuchen zu können und die heimischen Weine zu kosten.

Mitte des 19. Jahrhunderts verkündete Nikola Petrovic, der junge montenegrinische Prinz: “jeder Soldat, der aus einem Ort stammt, wo Wein gedeiht, muss 200 Reben pflanzen!” und begründete somit ein neues Zeitalter für den montenegrinischen Wein. Ein gutes Jahrhundert später, Anfang der 1970er Jahre, sorgte die Belegschaft eines Landwirtschaftlichen Großbetriebs dafür, dass ein bedeutender Anteil des Ackerlandes für die Kultivierung von Weinreben genutzt wird. Zwischen 1977 und 1982 ist der karge Boden von Cemovsko zu einer der Spitzenlagen für Wein vom Balkan geworden. 

Es gibt unzählige Arten von wilden Reben, die nur in dieser Gegend rund um den Skutarisee (Skadarsko Jezero) zu finden sind. In dieser Region sind seit je her viele Weinerzeuger beheimatet. Nur wenige exportieren ins Ausland, die meisten produzieren für den Hausgebrauch oder verkaufen innerhalb Montenegros, manche auch nach Russland, wohin enge Handelsbeziehungen bestehen. An den Hängen der hohen Berge gab es früher noch viele Weinberge, in Folge des zweiten Weltkriegs wurden aber viele Einwohner aus den Dörfern in die Städte getrieben und eine große Zahl dieser Lagen aufgegeben. Das verheerende Erdbeben von 1979 hat zudem die meisten der höher gelegenen Weingärten zerstört.

In Montenegro gibt es drei Hauptregionen mit nennenswertem Weinbau, Podgorica, Rogami und CrmnicaDie besten Weine kommen aus dem Gebiet Crmnica rund um den Skutarisee. Das Grundwasser reicht hier bis wenige Meter unter den Boden, überall gibt es Quellen, perfekte Bedingungen um Wein anzubauen. Ganz in der Nähe liegt der Ort Virpazar, eine alte osmanische Siedlung. Die meisten Familien hier sind entweder Weinerzeuger – so ziemlich jedes Haus hat seinen eigenen Weingarten und Ausstattung zum Keltern – oder Fischhändler, was bei der Nähe zum See nicht verwundert. Der Ort ist ein touristischer Höhepunkt, der für seinen riesigen Markt bekannt ist, wo es hausgemachten Wein und regionalen Fisch zu kaufen gibt. Vor allem im September, wenn das Wein- und Fischfest stattfindet, ist hier großer Trubel. 

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Nicht weit entfernt ist das kleine Weingut Savina (http://castelsavina.me/). Seit venezianischen Zeiten wird in dieser Region Wein erzeugt. Von der historischen Weinbau-Tradition zeugt eine alte Katasterkarte aus dem Jahr 1753, mit Flurstücken um das Savina Kloster und den Ort Meljine, die als „terra vignata“ bezeichnet sind. Das Familienweingut Savina arbeitet erst seit zwei Jahren kommerziell. Die Familie Obradović hat mich herzlich begrüßt und mit mir eine Tour über ihr faszinierendes Stück Land gemacht. Oliven- und Zitrusbäume sind in die Weingärten eingestreut, ein fantastischer Anblick. In nur zwei Jahren haben Sie es schon weit gebracht. Sie haben einen serbischen Önologen angestellt, der ihnen “Zuversicht gegeben hat, ihr Familiengeschäft an den Markt zu bringen”. Inzwischen beliefern sie die Spitzenrestaurants Belgrads und Montenegros. “Wir haben die Geschichte der Olivenöl- und Weinproduktion auf unserem Anwesen in die heutige Zeit bringen wollen”. Es gibt bereits Pläne für eine Villa zum Vermieten, ebenso für die Vergrößerung des Guts.

Ich würde unbedingt empfehlen, die Weintour mit einer Kreuzfahrt auf dem Skutarisee abzurunden. Der See ist der größte auf dem Balkan und er rühmt sich eine Vielzahl an gefährdeten Vogelarten zu beheimaten, allen voran den Krauskopfpelikan. Ich hatte das große Glück, gleich fünf dieser seltenen Vögel zu entdecken, mir wurde versichert, dass dies eine ausgesprochene Seltenheit sei. Diese prachtvollen Geschöpfe zu beobachten, wie sie über das azurblaue Wasser gleiten, ist geradezu mystisch.

Die eindrucksvollste Station auf meiner Reise war zweifellos die beim größten Rebfeld Europas – 30 km von der südlichen Adriaküste entfernt. Die idyllisch gelegene, staatliche Weinkellerei Plantaže (http://www.plantaze.com/) wurde 1963 gegründet, beginnend mit 200 Hektar an Rebflächen, und 2 Millionen Euro an Investitionen. Inzwischen hat der größte zusammenhängende Weingarten ‚Ćemovsko polje‘ alleine 2.310 Hektar, das ist mehr als die vier kleinsten Anbaugebiete Deutschlands zusammengenommen. Ich sage staatlich, obwohl 44% der Anteile in Privatbesitz sind. Der Staat hält noch die Mehrheit von 56%, was aber durchaus von Vorteil ist, vor allem wenn es um die riesigen Tourismusmarketing Aktivitäten geht. Die Reben profitieren von 290 Tagen Sonne im Jahr und dem kreidehaltigen Kalksteinboden, sowie den großen Kieselsteinen, die die Hitze des Tages puffern, um sie nachts wieder an die Weinstöcke abzugeben. Alles in Allem optimale Bedingungen.

Neben Oliven, 85 Hektar an Pfirsichbäumen und einer bedeutenden Fischzucht für Regenbogenforellen, gibt es eben diesen riesigen Weingarten, der 27 verschiede Rebsorten beherbergt. Darunter Chardonnay, Cabernet und natürlich Krstač, deren Name auf die Art zurückzuführen ist, wie ihre Trauben ein Kreuz zu bilden scheinen. Es ist eine alte weiße Traubensorte, der Art Vitis Vinifera, die nur in Serbien und Montenegro zu finden ist, wo sie hauptsächlich rund um die Hauptstadt Podgorica wächst. Plantaže ist das einzige Weingut der Welt, das Krstač anbaut und Wein produziert, der diesen Namen auf dem Etikett trägt. Es ist ein erstklassiger, voller, trockener Weißwein mit hellgelber Farbe, Birnen- und Pfirsichnoten sowie harmonischen floralen Aromen, er hat eine angenehme Säure und 12,5-%-Alkohol. Viele haben erfolglos versucht, diese Traubensorte mit ihren ovalen Beeren anderswo zu kultivieren, sie scheint aber nur im günstigen montenegrinischen Klima zu gedeihen, das genau die richtigen Bedingungen, wenig Regen und Eimerweise Sonnenschein zu bieten hat.

Überwältigende 70% der von Plantaže angebauten Reben sind die kräftige Vranac, was schwarzes Pferd bedeutet. Interessanterweise hört man hier nur selten den Ausdruck ‚Rotwein‘, stattdessen sagt man ’schwarzer Wein‘. Vranac hat seit ihrem Ritterschlag auf der Londoner Wine Fair von 1907 viele internationale Auszeichnungen gewonnen. Vranac wächst in kleinen Trauben deren Beeren einen beträchtlichen Zuckergehalt haben. Die Verkäufe von Plantaže setzen sich durchschnittlich aus 25% Weißwein, 10% Branntwein und 65% Vranac zusammen. 40% werden innerhalb von Montenegro, 35% in Serbien und der Rest weltweit vertrieben, insbesondere in Russland, Australien, den Vereinigten Staaten, China und England. In den drei beeindruckenden Weinkellern von Plantaže lagern 2 Millionen Liter Wein, 17 Millionen Flaschen Wein- und Branntwein werden jährlich erzeugt. Die Touristen kommen überwiegend aus Deutschland, Russland und Italien, aber der größte Zulauf kommt aus Skandinavien zusammen mit vielen Montenegrinern, die bislang gar nicht wussten, dass sie in einem Land leben, das den größten Weingarten Europas beherbergt.

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Während die Weingemeinde empfiehlt, Vranac mit Makkaroni, Rindfleischcurry oder Fleischbällchen zu servieren, würde ich vorschlagen diesen Roten mit der regionalen Spezialität ‚Käse in Öl‘ zu paaren. Das ist im Wesentlichen ein reifer trockener Kuhmilch-Käse, der gewürfelt und mit Olivenöl sowie dem hier angebauten Rosmarin, für einen Monat in einem Glas eingelegt wird. Eine weitere Spezialität, die einfach mit Brot, Käse und Wein serviert wird, ist der berühmte luftgetrocknete Schinken aus Njegusi. Man sagt, es geschieht etwas Magisches, wenn hier die beiden Luftströmungen aus dem gebirgigen Norden und von der Adriatischen Küste kollidieren. Es lohnt sich auf jeden Fall ein großes Stück davon mit nach Hause nehmen!

Die Mahlzeiten werden hier gewöhnlich mit einem Schuss Schnaps eingeläutet, Quitte für die Damen und der Traubenbrand Loza, der Sie von den Socken hauen wird, für die Herren. Montenegro ist zweifellos eine kulinarische Entdeckungsreise wert, und wenn man sich auf nur zwei Weine beschränken müsste, dann wären es sicher die, die in diesem Land einzigartig sind; Vranac und Krstač. Das Schöne dabei: Man bekommt je einen Roten und einen Weißen…

Übersetzte Fassung des Artikels „The Wines of Lake Skadar“ von Yasemen Kaner-White, erschienen im Wine Tourist Magazine, Ausgabe März 2016.

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Franken: Von Baumeistern der Alten und Pionieren der Neuen Welt

Sommerhausen – Wein, Kunst und Kultur

Sommerhausen – im südlichen Maindreieck unweit von Würzburg gelegen – ist beliebt für seinen, von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgebenen, historischen Ortskern. Einen besonderen Reiz üben die vielen Kunsthandwerker und Künstler aus, die sich in Sommerhausen niedergelassen haben. Ettliche Galerien und Antiquitätenläden säumen die kopfsteingepflasterten Straßen und Gässchen. Das mit seinen kaum 50 Sitzplätzen als kleinstes Theater Deutschlands gerühmte Torturmtheater leistet ebenfalls seinen Beitrag zu Sommerhausens Ruf als Künstlerort.

Historischer Altort von Sommerhausen
Historischer Altort von Sommerhausen

Nicht zu vergessen, der Wein. Schon alleine der Ortsname lässt auf eine begünstigte Lage schließen, schaut man über den Main zum Nachbarort Winterhausen wird das umso deutlicher. Nicht von ungefähr liegt Winterhausen am eher schattigen Ufer während Sommerhausen mit den sonnigen Lagen gesegnet ist. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Mehrzahl der Winzer auf dieser Seite des Mains angesiedelt hat.

Wir befinden uns im Silvanerland. Wie in keinem anderen Anbaugebiet steht in Franken der Silvaner als unbestrittene Leitsorte. Auf den Muschelkalkböden des Südlichen Maindreiecks gedeiht diese Sorte ganz vorzüglich und bringt ausgezeichnete Weine mit unverkennbarem Charakter.

Was wir landläufig als Silvaner bezeichnen ist die Sorte Grüner Silvaner. In Sommerhausen schickt sich aber die Rebschule Steinmann an eine andere Varietät, nämlich den Blauen Silvaner zu kultivieren und leistet hiermit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt dieser historischen Sorte. Was 1964 aus einem einzigen Exemplar dieser Rebsorte in einem ansonsten mit Grünen Silvaner bestockten Weinberg herausselektioniert wurde ist heute der einzige Klon des Blauen Silvaners, der zur Züchtung zugelassen ist. Der Klon ST25 ist Eigentum der Rebschule Steinmann, die auch eingetragener Erhaltungszüchter dieser Sorte ist. Die Winzerfamilie Steinmann ist mit ihrem Weingut Schloss Sommerhausen gleichzeitig auch der größte Betrieb, der den Blauen Silvaner an- und ausbaut. Der VDP Betrieb ist im historischen Schloss Sommerhausen ansässig und bewirtschaftet in der 15. Generation inzwischen rund 25 Hektar Weinberge.

Weinraritäten aus 40 Jahren - im Überraschungspaket oder bei der Raritätenprobe im Schloss Sommerhausen
Weinraritäten aus 40 Jahren – im Überraschungspaket oder bei der Raritätenprobe im Schloss Sommerhausen

Martin Steinmann verwaltet aber noch einen weiteren, ganz besonderen, “Weinschatz”. Die Rede ist von einer Sammlung von rund 40.000 Flaschen Wein aus den letzten 40 Jahren. Die Sammlung stammt von dem Würzburger Ehepaar Koegel, das sich seit den 1970er Jahren diese ansehnliche Menge an Weinen, ausschließlich deutscher Herkunft, zurückgelegt hat. Aus der Not eine neue Bleibe für ihre Sammlung zu finden – ihr Weinkeller in Würzburg wurde gekündigt – und wahrscheinlich der Einsicht, dass die Menge Wein in diesem Leben nicht mehr aufzubrauchen wäre, hat das Ehepaar Koegel sich entschlossen, die Sammlung einem Guten Zweck zuzuführen. Seither bemüht sich Martin Steinmann, der den gesamten Koegelschen Bestand in seinen Keller geholt hat, die Flaschen in Überraschungspaketen an den Weinfreund zu bringen. Zudem veranstaltet er im Sommerhäuser Schloss monatlich eine Weinprobe mit den reifen Weinen. Der Reinerlös aus der Vermarktung der Sammlung kommt der wohltätigen Organisation Wine Saves Life ev. zugute.


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Aus Franken in die weite Welt

Ein paar Gassen weiter findet man ein weiteres Weingut mit Namen Steinmann, das Weingut Artur Steinmann. Artur Steinmann ist wohl einer der einflussreichsten Winzer in Franken. Als Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes ist er richtungsweisend für die Weinbauregion. Als Kopf und Gründungsmitglied der Winzervereinigung Frank&Frei sorgt er für eine positive Belebung des leicht angestaubten Image des Müller-Thurgau und das seit nunmehr 20 Jahren ziemlich erfolgreich. Neben dem Weingut betreibt die Winzerfamilie ein Hotel. Hotel und Weingut befinden sich im sogenannten Pastoriushaus  (Maingasse 8, 97286 Sommerhausen). Hier verbinden sich die alte und die neue Welt. Einer der ersten deutschen Siedler auf amerikanischen Boden stammt aus diesem Haus, Franz David Pastorius.

Weingut Artur Steinmann im Pastoriushaus, Sommerhausen.
Weingut Artur Steinmann im Pastoriushaus, Sommerhausen.

Pastorius landete in den Augusttagen des Jahres 1683 in der Neuen Welt. In Pennsylvania bereitete er die Ansiedlung von 13 Weberfamilien aus Krefeld vor, die als erste deutsche Auswanderer nach Amerika gelten. Auf ihn geht die Gründung der ersten deutschen Siedlung in Amerika – Germantown – zurück, die heute Teil der Stadt Philadelphia ist. Im Stadtsiegel, das ebenfalls Pastorius entworfen hat,  findet sich noch ein Weinstock, wird wohl ein fränkischer sein.

Große Aufmerksamkeit erfuhr Pastorius durch eine von ihm mitverfasste Protestschrift gegen die Sklaverei. Diese brachte ihm sogar einen Platz in der Kuppel des Capitols von Washington ein. Dort ist ein Abbild von ihm zu sehen, das ihn vor Indianern kniend zeigt, eine besondere Würdigung seines Einsatzes für Frieden und Freiheit in Amerika.

Das Weinanbaugebiet Franken lässt sich grob in die drei Bereiche Mainviereck, Maindreieck und Steigerwald einteilen. Das südliche Maindreieck, auch MainSüden genannt, ist vom Muschelkalkboden geprägt, der dem für diese Region typischen Silvaner eine ganz eigene Eleganz verleiht.

Aber kommen wir nun wieder in die Gegenwart von Sommerhausen zurück. Hier gibt es auch außerhalb des Ortes einiges zu entdecken. Wer einigermaßen gut zu Fuß ist, der sollte den kurzen Aufstieg in die Weinberge Sommerhausens wagen. Hier befindet sich einer der magischen Orte Frankens, auch terroir f genannt. Dieser terroir f ist in Anlehnung an den Künstlerort mit etlichen Kunstwerken rund um das Thema Wein bestückt. Hier kann jedermann ein Selfie mit einer Weinkönigin machen, diese hier ist allerdings aus Ton. Ein metallener Buttenträger oder ein überlebensgroßer Bacchus sind weitere Werke die es hier zu bewundern gibt. Man kann aber auch einfach die schöne Aussicht in das Maintal Richtung Würzburg genießen.

Randersacker – Was macht denn die Badewanne auf dem Marktplatz?

Balthasars Badewanne mitten in Randersacker
Balthasars Badewanne mitten in Randersacker

Auf halber Strecke Mainabwärts, zwischen Sommerhausen und Würzburg gelegen, kommt man in den bekannten Weinort Randersacker. In Sachen zeitgenössischer Kunst will man sich hier auch nicht lumpen lassen und so hat man den Bau der Umgehungsstraße geschickt zur Neugestaltung und Aufwertung des Ortskerns genutzt. Für reichlich Aufsehen sorgt hier eine goldene Badewanne mitten auf dem Dorfplatz. Balthasars Badewanne ist keinem geringeren als dem großen Baumeister der Würzburger Residenz, Balthasar Neumann, gewidmet. Neumann hat zwar nie in dieser Wanne gesessen, sie soll aber die Aufmerksamkeit zu einem von ihm errichteten Gebäude lenken. Der virtuell badende Balthasar würde nämlich direkt auf seinen barocken Gartenpavillon schauen, der schräg gegenüber des Platzes gelegen ist. Freilich zieht heute die Badewanne viel mehr Aufmerksamkeit auf sich als der Pavillon selbst, aber damit ist ja auch schon ein Ziel erreicht.

Nicht zu vergessen ist natürlich, dass Randersacker auch ein Premium Weinort ist. Große Lagen wie Teufelskeller, Pfülben oder Sonnenstuhl haben für Weinkenner einen besonderen Klang. Die Silvaner von den hiesigen Muschelkalkböden gehören zu den besten Frankens. Was liegt also näher, als sich hier dem Genuss zu widmen. Viele der Randersackerer Winzer pflegen die Tradition der Heckenwirtschaft. Was andernorts Strauß-, Besen- oder Häckerstuben sind ist hier eben die Hecke. Die Winzer räumen also ihre gute Stube für ein paar Wochen und öffnen sie ihren Gästen. Neben den hauseigenen Weinen gibt es auch immer eine zünftige fränkische Mahlzeit. Bratwürste (hier Bratwürscht genannt) entweder mit Brot und Kraut oder im Weinsud gekocht als Blaue Zipfel sind die typischen Gerichte. Es gibt kaum ein Wochenende an dem nicht mindestens eine Heckenwirtschaft geöffnet hat und selbst für diesen außergewöhnlichen Fall wäre gut gesorgt, denn es gibt auch einige permanent geöffnete Weinstuben und Restaurants.

Würzburg – Weltkulturerbe und Weinkultur

Wenn man schon auf halbem Weg ist, dann sollte man unbedingt noch den Abstecher nach Würzburg machen und das Meisterwerk des ‘badenden’ Baumeisters bewundern. Die Würzburger Residenz, nach den Plänen Balthasar Neumanns erbaut, ist ein Wunderwerk des Barock und UNESCO Weltkulturerbe. Sehenswert ist auch die Innengestaltung, allem voran das Deckenfresco des Venetianischen Künstlers Giovanni Battista Tiepolo, das als größtes zusammenhängende Deckengemälde der Welt gilt. Es zeigt Darstellungen von Menschen und Tieren aus allen vier Kontinenten. Moment, vier? Ja vier, denn Australien und Neuseeland waren seinerzeit noch gar nicht entdeckt. Die Residenz beherbergt aber neben Weltkultur auch Weinkultur, denn die weitläufigen Kellergewölbe sind mit den Fässern des Staatlichen Hofkeller belegt. Die Kellerführungen mit Verkostung sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.

Würzburg hat noch viel mehr in Sachen Wein, Genuss und Kultur zu bieten. So viel, dass es den Rahmen hier sprengen würde. Für dieses Mal wollen wir es aber dabei belassen. Wir kommen wieder hierher und dann gibt es mehr davon zu lesen. Versprochen!

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